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Zwei Monate nach Belvona-Aus: Mieter haben gemischte Gefühle

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Von: Dominik Maaß

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Lange lag der Sperrmüll hinter dem Hochhaus. Kürzlich wurde er laut Anwohnern in Keller des benachbarten Mehrfamilienhauses geräumt. Laut MVGM soll der Müll aber innerhalb der nächsten Tage endgültig entsorgt werden.
Lange lag der Sperrmüll hinter dem Hochhaus. Kürzlich wurde er laut Anwohnern in Keller des benachbarten Mehrfamilienhauses geräumt. Laut MVGM soll der Müll aber innerhalb der nächsten Tage endgültig entsorgt werden. © Maaß

Nach der Übernahme der früheren Belvona-Häuser durch MVGM gibt es bei den Mietern Grund zur Hoffnung, aber auch weiter Anlass für Frust.

Werl – Eine Mieterin freut sich, bei Problemen endlich wieder einen Ansprechpartner zu erreichen, andere klagen weiterhin über vergebliches Ausharren in der Warteschleife und unbeantwortete Mails. Zwei Monate nach dem Aus des umstrittenen Hausverwalters Belvona und der Übernahme durch MVGM herrschen an Droste-Hülshoff-Straße und Weberanger gemischte Gefühle.

„Die neue Hausverwaltung des Komplexes ist total überlastet. Zwei Monate neue Verwaltung und nichts ändert sich merklich“, schrieb ein Mieter vergangene Woche an unserer Redaktion. Im Auftrag des Hausmeisterdienstes Prodomus sei gerade Sperrmüll, der schon länger auf einer Wiese hinter dem zwangsgeräumten Hochhaus lag, in die leer stehenden Keller eines benachbarten Mehrfamilienhauses geräumt worden. Ausrangierte Waschmaschinen, Kühlschränke und Sofas, deren Polster sich voll Wasser gesogen hätten, müffelten nun im Keller vor sich hin. Hausflur und Wiese seien mit Scherben übersät. „Muss man das verstehen?“

Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Anke Sostmann für MVGM mit, dass der Vorgang nicht bekannt sei. Aber es liefen jetzt Nachforschungen. Am Montag berichtete der Mieter, dass er inzwischen von MVGM telefonische Rückmeldung auf eine Mail bekommen habe. „Innerhalb von 24 Stunden, immerhin.“ Demnach soll der Müll in Kürze entsorgt werden.

So wie in diesem Fall ist oft Prodomus Grund für Skepsis unter den Mietern. Schließlich gehört das Unternehmen zum selben Firmenkonstrukt wie Ex-Verwalter Belvona. Und unter dessen Verantwortung stauten sich Probleme über Monate an, bis sie Anfang des Jahres in der Zwangsräumung von zwei Häusern gipfelten.

Auf die Frage, warum MVGM weiter auf diesen Hausmeisterdienst setzt, gab es nun folgende Antwort: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir über Prodomus keine öffentlichen Aussagen treffen möchten. Das Unternehmen hat aktuell noch einen laufenden Hausmeister- und Facilitydienstleistungsvertrag.“ Das „noch“ lässt darauf schließen, dass MVGM wohl nicht dauerhaft mit Prodomus plant.

Viele Mängel noch nicht behoben

Viele Mieter im Quartier warten seit Monaten auf die Beseitigung von Mängeln in ihren Wohnungen, seien es defekte Fenster, falsch verlegte Leitungen oder schimmelige Wände. Gearbeitet werde bislang aber nur in leer stehenden Wohnungen und an den beiden zwangsgeräumten Häusern, klagen Betroffene. Zum Teil sei der Eingang von Mängeln nicht mal bestätigt worden.

MVGM schreibt dazu: „Alle aufgenommenen Schadensmeldungen werden an die bereits im Quartier tätigen Unternehmen weitergeleitet und direkt beauftragt.“ Laut MVGM müsste bei allen gemeldeten Schäden eine Behebung angelaufen sein, so Sostmann. Dass MVGM nicht auf Knopfdruck Schäden beheben kann, liege am schlechten Zustand der Gebäude. „Es wird keine Wohnung renoviert, wenn nicht zuvor die Leitungsstränge erneuert wurden.“ Und generell gelte: „Alle Schäden, die nicht gemeldet wurden, sind MVGM nicht bekannt, da es vom Vorverwalter keine Übergabe gab.“

Die Sanierung von Leerwohnungen diene dazu, „endlich wieder vernünftig nutzbaren, adäquaten Wohnraum herzustellen und diesen am Markt zu platzieren“, schreibt Sostmann. Auch, um den zwangsgeräumten Mietern in Abstimmung mit der Stadt Ersatz anbieten zu können. „Erste Terminabsprachen für den Wiedereinzug haben stattgefunden und werden laufend von der Vermietungsabteilung koordiniert und begleitet“, so Sostmann. Insgesamt umfasse der Bestand in Werl 170 Wohnungen.

Was das Hochhaus betrifft, an dem gerade die Arbeiten für die Dachsanierung begonnen haben, kann MVGM noch keinen konkreten Zeitpunkt für den Wiederbezug nennen. Das Gebäude muss mit einem Millionen-Aufwand kernsaniert werden.

Zu den Beschwerden über die Erreichbarkeit schreibt Sostmann: „Bei MVGM geht jeden Tag eine immens hohe Anzahl an Anrufen ein – das Serviceteam tut wirklich sein Bestes. Dabei kann es aber vorkommen, dass einzelne Anrufer nicht sofort durchkommen, das tut uns leid.“ MVGM habe neue Mitarbeiter im Servicebereich eingestellt, um die Erreichbarkeit noch einmal zu verbessern.

Doch bei manchen Mietern ist der Geduldsfaden gerissen. So berichtet eine junge Frau, die mehr als ein halbes Jahr darauf gewartet hatte, dass die Wasserzufuhr für Küche und Gäste-Toilette repariert wird, dass sie nun samt Kleinkind und Familie in eine neue Wohnung nach Welver gezogen ist. Was sie die vergangenen Jahre erlebt hat, wünsche sie wirklich keinem, sagt die Frau. Es sei ein sehr gutes Gefühl, all das hinter sich lassen zu können.

Positive Erfahrungen

Es gibt aber auch positivere Erfahrungen. So beschreibt eine andere Mieterin, dass MVGM bei einem Heizungsausfall kurz vor Ostern schnell reagiert habe. Und sie habe für den Notfall nun auch einen direkten Kontakt zum Wartungsservice erhalten. Und als sie jetzt einen MVGM-Mitarbeiter per E-Mail kontaktierte, weil sie mehrere Wespennester auf dem Dachboden entdeckt hatte, habe sie am nächsten Tag die Zusage für den Besuch des Kammerjägers bekommen. Bei aller Skepsis sei dies gegenüber Belvona schon mal ein großer Fortschritt.

Stadt behält Siedlung im Auge

Die Werler Stadtverwaltung schaut vorsichtig optimistisch nach vorne. „Wir haben das Gefühl, dass MVGM die Liegenschaften nach und nach besser versteht und fühlen uns bislang anständig behandelt“, sagt Rechtsrat Dr. Tilman Rademacher. „Wir sind zunächst mal zufrieden damit, dass sich etwas tut und jetzt saniert wird. Dass diese Zufriedenheit anhält, hängt davon ab, ob die Sanierung am Ende gründlich und anständig erfolgt.“

Bei den geräumten Gebäuden erwarte die Stadt, dass sie nachhaltig für die kommenden Jahrzehnte ertüchtigt werden. Und auch bei den Schäden in den bewohnten Wohnungen werde die Stadtverwaltung ein Auge darauf haben, ob diese tatsächlich behoben werden.

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