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Erfolgreiche Brustverkleinerung bei Werlerin - „wie ein neues Leben“

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Von: Klaus Bunte

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Michelle Ruhncke vor (links) und nach der OP.
Michelle Ruhncke vor (links) und nach der OP. © privat/Bunte

Lange hat Michelle Ruhncke für ihre Operation gekämpft. Spenden haben sie schließlich möglich gemacht. Jetzt geht es der Werlerin „hervorragend“.

Werl – Für Michelle Ruhncke waren es Jahre voller Qualen. „Mein Fluch nennt sich 80J“, sagte sie noch Anfang des Jahres. Die Größe und vor allem das Gewicht ihres Brustumfangs bereitete ihr seelische und körperliche Probleme – eine Brustverkleinerung hatte die Krankenkasse jedoch stets mit dem Verweis auf den Eingriff in ein gesundes Körperteil abgelehnt.

Trotz aller Befunde und Empfehlungen ihrer Ärzte. Sie startete ein Spendensammlung und machte über den Anzeiger auf ihre Situation aufmerksam, woraufhin auch eine bundesweite Tageszeitung das Thema aufgriff.

Erst zuhause hat Ruhncke die Veränderungen realisiert

Durch Spenden bekam die 25-Jährige die 6800 Euro für die kostspielige Operation zusammen. Die hatte sie im Mai unter Vollnarkose. Als sie daraus aufwachte, habe sich nicht direkt das neue Lebensgefühl eingestellt – obwohl ihr aus jeder Brust 700 Gramm entfernt worden waren, das Gewicht somit um knapp die Hälfte reduziert worden war.

Sie hatte erst einmal ganz andere Sorgen: „Das Erste, was man merkt, ist ein starkes Brennen im Brustbereich“, schildert die junge Frau, „und aufgrund der Intubierung kamen noch starke Halsschmerzen hinzu, während der ersten zwei Stunden konnte ich kaum sprechen. Das hat sich erst nach drei Tagen gelegt.“

Am folgenden Tag wurden die Drainagen entfernt, dabei habe sie zum ersten Mal das Ergebnis gesehen. „Aber ich habe das da noch nicht richtig realisiert und wahrgenommen – erst, als ich wieder daheim war.“

Drei Wochen später musste sie sich noch einmal unters Messer begeben, weil es zu einer Wundheilungsstörung gekommen war. Danach stellte sich, nun mit Körbchengröße C, allmählich wieder ein deutlich normaleres Leben ein: „Seither geht es mir hervorragend. Es ist ein Gefühl wie nie zuvor, wie ein neues Leben, alles komplett um 180 Grad gedreht. Ich fasse neue Lebenslust, denn seit der OP hatte ich nicht ein einziges Mal Depressionen, und auch die Schmerzen sind fast weg.“ Neben den Auswirkungen auf den Rücken war dies vor allem eine Entzündungsreaktion der Haut gewesen.

Ruhncke: „Habe wieder Lust rauszugehen und was zu erleben“

Sie habe nach all den Jahren, in denen sie ihre Oberweite durch weite Kleidung zu kaschieren versucht hatte, seit sie als Teenager die ersten dummen Sprüche von Jungen zu hören bekommen hatte, erstmals wieder Kleidungsstücke aus dem Schrank geholt, die sie sich lange nicht zu tragen getraut habe. „Ich habe wieder Lust rauszugehen und was zu erleben, ich habe gerade eine Freundin in Frankfurt besucht, wir waren im Freibad schwimmen – das hätte mich vorher nie getraut.“

Indem sie sich jedoch traute, mit ihrer Problematik an die Öffentlichkeit zu gehen, bekam sie auch viel Zuspruch: „Mir haben sehr viele Frauen über die sozialen Medien geschrieben, wie toll und mutig sie es finden, dass ich das öffentlich mache. Und ich finde, jeder soll die Möglichkeit haben, ein schmerzfreies Leben zu führen – auch, wenn die Krankenkasse oder die Justiz anders denken.“

Den Schritt zurück ins Berufsleben hingegen traut sich die gelernte Verkäuferin vorerst noch nicht zu – einerseits ist da noch die Narkolepsie, eine organische, nicht heilbar Störung im Gehirn, aufgrund derer die Betroffenen tagsüber ungewöhnlich schläfrig sind und dazu neigen, plötzlich einzuschlafen.

„Definitiv werde ich nicht in den Verkauf zurückkehren können. Grundsätzlich habe ich nach all den negativen Erfahrungen, die ich bislang machen musste, auch wirklich Angst davor. Aber ich will im Moment ganz für meine kleine Tochter da sein“, sieht Michelle Ruhncke ihre Rolle im Leben derzeit vor allem als Mutter.

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