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Anwohner protestieren gegen Mehrfamilienhäuser: Auch der Politik sind sie zu groß

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Von: Dominik Maaß

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Auf diesem Grundstück im Schatten des Konvikts wollen Investoren zwei Mehrfamilienhäuser errichten. Einigen Anwohnern und auch der Politik sind die bisherigen Pläne aber zu groß dimensioniert.
Auf diesem Grundstück im Schatten des Konvikts wollen Investoren zwei Mehrfamilienhäuser errichten. Einigen Anwohnern und auch der Politik sind die bisherigen Pläne aber zu groß dimensioniert. © Maaß

Im Grunde waren sich alle Fraktionen im Planungsausschuss einig: Der Neubau von Wohnungen am Kapuzinerring ist zu begrüßen – nur nicht so. Auch ein Anwohner äußerte stellvertretend für weitere Bedenken gegen die Bebauung der 3200 Quadratmeter großen Wiese zwischen Pengelpad, Kapuzinerring und Mellinstraße.

Werl – Die Politik machte schließlich den Weg für die Eröffnung des Bebauungsplanverfahrens frei, stellte aber klar, dass der Investor die Pläne überarbeiten muss, will er am Ende eine Chance auf Genehmigung haben.

Anwohner Heinrich Weber machte in der Einwohnerfragestunde deutlich, dass „viele Anwohner“ mit den Plänen nicht einverstanden seien. „Die geplanten Objekte passen in keinster Weise in das vorhandene Erscheinungsbild der Siedlung.“ Weber sprach von „Fremdkörpern“ und forderte eine Wohnbebauung mit Augenmaß.

„Zu dominant“

Die geplanten Mehrfamilienhäuser seien „zu dominant“. Außerdem reichten die Stellplätze in der Tiefgarage für 22 Wohnungen nicht aus, und es drohe der Wegfall von Parkplätzen an der Mellinstraße. Weber forderte, dass die Stadt die Interessen eines Investors nicht über die Interessen der Bürger stellt und kündigte an, den Antrag durch die Rechtsabteilung des Verbands Wohneigentum überprüfen zu lassen.

Stefanie Rück, Ingenieurin der städtischen Abteilung für Stadtplanung, erläuterte, dass es sich zunächst nur um die Einleitung des Verfahrens handele, in dessen Verlauf die Beteiligung der Öffentlichkeit noch vorgesehen ist. Der Vorsitzende des Planungsausschusses, Klaus Eifler (CDU), fügte hinzu, dass es ja gerade Sinn des Verfahrens sei, die unterschiedlichen Interessen abzuwägen.

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„Erhebliche Bauchschmerzen“

Sascha Quint (SPD) wollte das Verfahren unter diesen Vorzeichen aber erst gar nicht in Gang bringen: „Natürlich“ wolle man Wohnbebauung an dieser Stelle. Aber insbesondere mit dem größeren der beiden Mehrfamilienhäuser habe die SPD „erhebliche Bauchschmerzen“. Deshalb sollte man dem Investor sagen: „Plane das anders!“ Auch Reinhard Scheer (Grüne) „findet Nachverdichtung gut“, den großen Baukörper aber „zu voluminös“. Er regte an, diesen vielleicht in zwei Baukörper zu unterteilen, offener zu planen.

Scheer schlug vor, das Gespräch mit den Investoren zu suchen und sie einen neuen Antrag einreichen zu lassen. Das sei nur fair. Wenn das Verfahren einmal laufe, habe man zu wenig Möglichkeiten, einzugreifen. Dem schloss sich auch Angelika Schritt (SPD) an. Es sei doch sinnvoll, dass der Investor sein Ingenieurbüro gleich richtig planen lässt. Ihr Fraktionskollege Meinhard Esser ergänzte, dass sich so auch Planungskosten sparen ließen.

„Unter dem Strich brauchen wir Wohnraum“

Eifler teilte die Bedenken zur Dimension der Baukörper: „Klar ist, diese Größe machen wir nicht mit.“ Er sprach sich aber dagegen aus, den Start des Verfahrens zu verzögern: „Unter dem Strich brauchen wir Wohnraum.“ Außerdem vertrete er die Auffassung, dass jeder das Recht hat, dass sein Antrag vernünftig geprüft wird. Er widersprach auch dem von Scheer eingebrachten und von Schritt bestärkten Einwand, im Verfahren lasse sich nicht mehr viel ändern. „Das stimmt so nicht.“ Als Gegenbeispiel führte er den Lebensmittelmarkt in Büderich an. Frank Debeljak (CDU) sah dies genauso: „Ich könnte zig Verfahren nennen, in deren Verlauf es Anpassungen gab.“ Es gehe auch darum, nicht alle Brücken für den Bauherren abzubrechen.

Auch Karl-Wilhelm Westervoß (CDU) sprach sich dafür aus, dass Verfahren in Gang zu setzen. „Es ist ja dazu da, dass wir die Sorgen der Bürger hören und in die Entscheidung mit einfließen lassen.“

Letztlich einigten sich alle Fraktionen darauf, das Verfahren zu eröffnen. Allerdings änderte die Politik den Beschlussvorschlag vorher ab. Er enthält nun die Maßgabe, dass die Verwaltung den Investoren mitteilt, dass die Baukörper deutlich kleiner ausfallen und sich besser in die Umgebung einfügen müssen.

Das Bauvorhaben

Bisher vorgesehen ist entlang des Kapuzinerrings ein 33 Meter langes zweigeschossiges Wohngebäude mit zusätzlichem Staffelgeschoss und 15 Wohnungen. Im hinteren Bereich des Grundstücks, zum Konvikt hin, soll ein 18 Meter langes Gebäude mit ebenfalls zwei Geschossen und Staffelgeschoss und sieben Wohnungen gebaut werden.

Für die insgesamt 22 Wohnungen sind Auto- und Fahrradstellplätze in der Tiefgarage – die beide Häuser unterirdisch verbinden soll – und offene Parkplätze für Besucher geplant. Weil eine Hinterlandbebauung in diesem Bereich ein Novum wäre und die Bauten sich zumindest durch ihre Breite von der Umgebung abheben, hat sich die Verwaltung entschieden, das Vorhaben nicht einfach zu genehmigen, sondern vorgeschlagen, ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren einzuleiten.

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