Kobeloer arbeitete 40 Jahre lang beim krankenpflegerischen Dienst in der JVA. Das Malen: Stets nur eine Freizeitbeschäftigung. Aber: Er habe immer schon großen Spaß daran gehabt.
Daher wundert es nicht, dass die etwa 15 Werke, die in der Fußgängerzone ausgestellt sind, eine kleine Zeitreise durch das künstlerische Schaffen von Wilhelm Kobeloer sind. „Heute male ich mehr mit Acrylfarbe, früher mehr mit Öl“, erklärt er.
Das eine oder andere Bild habe er auch schon mal „übermalt“. Modernes und Altes, mal Rustikales, miteinander zu kombinieren, daran hat Kobeloer viel Freude. Das Ausprobieren gehöre für ihn beim Malen immer dazu – auch was die Motive angeht. Ob der alte Werler Markt mitsamt Brunnen oder die Ruhr in Wickede: Neben Naturmotiven finden sich viele lokale Ansichten. Eine heile, farbintensive und oft menschenleere Welt zeigen die Malereien: Kein Wunder, dass in der Werler Fußgängerzone immer wieder Passanten stehen bleiben, um sie sich genauer anzuschauen.
Zwischen den Bildern geht das kleine Schild fast unter, dass den Urheber derer verrät. Auch Preisschilder gibt es keine. Die Bilder stünden nicht zum Verkauf, betont Kobeloer.
Das ist ein Geben und Nehmen. Ich freue mich, dass die Schaufenster nicht leer sind.
Insgesamt habe er bestimmt schon 50 bis 60 Bilder gemalt. Weil alle eine persönliche Geschichte haben, sei es schwer gewesen, zu entscheiden, welche im Schaufenster ausgestellt werden sollen. Aber: „Man hat seine persönlichen Favoriten“, erklärt Kobeloer. Er habe außerdem viele Motive aus Werl ausgewählt. „Damit die Leute auch was erkennen.“ Sein Lieblingsbild ist nicht dabei. Das, es zeigt Wildblumen, habe er einst seiner Frau geschenkt, verrät Kobeloer.
Und trotz seiner 80 Jahre malt er weiter. Denn: Wenn ihm eine Landschaft gefällt, fotografiert er diese, um mit der Aufnahme dann anzufangen, zu malen. Inzwischen seien es so viele Fotos, bei allen sei er „noch gar nicht dazu gekommen, die zu malen“, so Kobeloer.
„Ich kann abends ja doch nicht nur fernsehen“, sei er froh, stets eine Freizeitbeschäftigung zu haben, die mobil ist. Schließlich könne man auch mal im Wohnzimmer malen. „Die Acrylfarbe riecht ja nicht mehr“, schmunzelt er. Doch bei den meisten Bildern ist es mit einem Abend nicht getan. Wie lange Wilhelm Kobeloer an einem sitzt? Das sei unterschiedlich. Es könnten aber gerne mal bis zu 20 Stunden werden, verrät er.
Und so hofft er, mit der Schaufenster-Ausstellung auch ein bisschen Werbung fürs Malen als Hobby machen zu können. „Wer malt, vergisst Zeit und Raum“, könne er das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Natürlich freue ihn die Ausstellung in erster Linie aber deshalb, da er so seinen Teil gegen die vielen leeren Schaufenster in der Fußgängerzone beitragen könne. Über die ärgere er sich persönlich sehr. Kobeloer bedankt sich deshalb explizit bei Clemens Kirschniak für die Möglichkeit, bei ihm auszustellen. Nicht nur von ihm habe er sehr viel Unterstützung bekommen. Bezahlen muss er übrigens nichts. Clemens Kirschniak bezeichnet es als ein „Geben und Nehmen. Ich freue mich, dass die Schaufenster nicht leer sind.“
Als nach Lichtmess die Krippenausstellung, die bis dato die Schaufenster zierte, abgebaut werden konnte, seien noch am selben Tag die Bilder von Wilhelm Kobeloer aufgebaut worden: „Ein nahtloser Übergang“, findet Kirschniak.
Besonders freut er sich über das, was ausgestellt wird: Die verschiedenen Stile, die Ortsverbundenheit und die Sichtweise des Künstlers seien es, die die Bilder einzigartig machten. Auch Kirschniak berichtet: „Einige, die durch die Fußgängerzone gehen, bleiben stehen, um zu gucken“.
Seit 2017 steht das Ladenlokal in der Walburgisstraße leer. Allerdings finden dort immer wieder Aktionen und Ausstellungen statt. Die jetzige geht bis Ende März. So ist den Werlern, zumindest hinterm Schaufenster, das kräftige Grün und der strahlend blaue Himmel, bis der Frühling so richtig losgeht, sicher.