1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Werl

Lidl kauft heutigen Rewe-Standort: Stadt sitzt in der Zwickmühle

Erstellt:

Von: Gerald Bus

Kommentare

Noch verkauft Rewe am Langenwiedenweg seine Waren, nach dem Umzug will Lidl folgen.
Noch verkauft Rewe am Langenwiedenweg seine Waren, nach dem Umzug will Lidl folgen. © um_Uta Müller

Lidl hat ernst gemacht – und die Stadt sitzt in der Zwickmühle. Nach Informationen unserer Zeitung hat die Discount-Kette den heutigen Rewe-Standort zwischen Langenwiedenweg und Brandisstraße, erworben. Lidl will in dem Bestandsgebäude, wo heute Rewe Waren verkauft, künftig seine Produkte anbieten. Der Bestandschutz macht es möglich, erweitern oder neu bauen ginge allerdings nicht.

Werl - Die Stadt Werl bestätigt auf Anfrage, dass eine Anfrage im Rathaus vorliegt, ob die Stadt ihr Vorkaufsrecht für das Areal ausüben wird. Allerdings nennt Alexandra Kleine den Namen des Käufers nicht, bezieht sich auf „interne Vorgänge“.

Lidl kauft Rewe-Standort: Prüfauftrag liegt vor

Aber klar ist: Der Antrag auf Prüfung ist da, und es muss schnell gehen, da Fristen laufen. Alexandra Kleine spricht von zwei Monaten, in den die Stadt sich festgelegt haben muss, wie sie sich entscheidet. „Wir werden das sehr sorgfältig abwägen müssen“, sagt die Fachbereichsleiterin; noch gebe es keine Tendenz, wie die Entscheidung aussehen wird. Dabei bleiben der Stadt drei Möglichkeiten:

Erstens: Sie macht nichts, verzichtet komplett auf das Vorkaufsrecht. Das dürfte als ausgeschlossen gelten, weil sie zumindest einen Teil der heutigen Rewe-Fläche braucht, das südliche Teilstück zur Bahnlinie hin. Denn der rechtsgültige Bebauungsplan sieht auf diesem Teilstück einen Kreisverkehr und Flächen für die einstige Bahnunterführung Langenwiedenweg vor. Diese Flächen wird die Stadt sich rechtzeitig sichern müssen, daher gibt es ja das Vorkaufsrecht. Ohne das wären sie nicht mehr verfügbar.

Zweitens: Sie kauft nur die Teilbereiche des Areals, die sie für die künftige Entwicklung der Verkehrsvorhaben (Bahnunterführung/Kreisverkehr) benötigt und überlässt Lidl die restliche Fläche. Die könnte der Discounter nutzen, auch wenn das Parkplatz-Angebot dadurch schrumpft. Anzunehmen ist allerdings, dass sowohl Rewe, als auch Aldi, die gemeinsam das neue Nahversorgungszentrum-Nord hinter dem Bahnhof bauen wollen, einen so nahe liegenden Konkurrenten alles andere als begrüßen würden.

Drittens: Sie kauft die gesamte Fläche samt Bestandsgebäude und verhindert damit die Ansiedlung des Discounters. Dass die Stadt Lidl und auch andere Discounter an dieser Stelle nicht gerne sähe, hatte die Verwaltung schon früher angemerkt, zumal ein Gutachten von „Kannibalisierungseffekten“ ausgeht, wenn drei Lebensmittler auf engem Raum ihre Waren anbieten (neben Lidl sind das Rewe und Aldi im Nahversorgungszentrum in der Nachbarschaft). Aber wenn die Stadt alles kauft, hätte sie ein Grundstück am Hals, das sie gar nicht will. Ein Abriss von Alt-Rewe für die Entwicklung von Wohnbebauung – was eine Alternative sein könnte – gilt als teuer.

Am Donnerstag tagte der Rat. Im Vorfeld war offen, ob die Politik womöglich doch noch Fragen stellt zur Entwicklung. Der Planungsausschuss hatte in der Vorwoche das Thema ignoriert. Klar ist aber auch: Die Verwaltung wird die Frage selbst entscheiden; es handele sich um ein „Geschäft der laufenden Verwaltung“, sagt Alexandra Kleine.

Lidl kauft Rewe-Standort: Discounter äußert sich nicht

Lidl ließ eine Anfrage bis Donnerstag unbeantwortet. Zuletzt hatte der Discounter das Interesse am Standort im Norden nicht dementiert. Man wolle aber „keine Angaben zum Standort machen, da wir uns noch in der Planungsphase befinden“, hatte Steffen Mehrhoff, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Bönen, mitgeteilt. Lidl wolle in Werl den Kunden „moderne Einkaufsstätten mit attraktiven Einkaufsbedingungen bieten“ und sei dabei, sein Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiter zu entwickeln.

Auch interessant

Kommentare