Erstens: Sie macht nichts, verzichtet komplett auf das Vorkaufsrecht. Das dürfte als ausgeschlossen gelten, weil sie zumindest einen Teil der heutigen Rewe-Fläche braucht, das südliche Teilstück zur Bahnlinie hin. Denn der rechtsgültige Bebauungsplan sieht auf diesem Teilstück einen Kreisverkehr und Flächen für die einstige Bahnunterführung Langenwiedenweg vor. Diese Flächen wird die Stadt sich rechtzeitig sichern müssen, daher gibt es ja das Vorkaufsrecht. Ohne das wären sie nicht mehr verfügbar.
Zweitens: Sie kauft nur die Teilbereiche des Areals, die sie für die künftige Entwicklung der Verkehrsvorhaben (Bahnunterführung/Kreisverkehr) benötigt und überlässt Lidl die restliche Fläche. Die könnte der Discounter nutzen, auch wenn das Parkplatz-Angebot dadurch schrumpft. Anzunehmen ist allerdings, dass sowohl Rewe, als auch Aldi, die gemeinsam das neue Nahversorgungszentrum-Nord hinter dem Bahnhof bauen wollen, einen so nahe liegenden Konkurrenten alles andere als begrüßen würden.
Drittens: Sie kauft die gesamte Fläche samt Bestandsgebäude und verhindert damit die Ansiedlung des Discounters. Dass die Stadt Lidl und auch andere Discounter an dieser Stelle nicht gerne sähe, hatte die Verwaltung schon früher angemerkt, zumal ein Gutachten von „Kannibalisierungseffekten“ ausgeht, wenn drei Lebensmittler auf engem Raum ihre Waren anbieten (neben Lidl sind das Rewe und Aldi im Nahversorgungszentrum in der Nachbarschaft). Aber wenn die Stadt alles kauft, hätte sie ein Grundstück am Hals, das sie gar nicht will. Ein Abriss von Alt-Rewe für die Entwicklung von Wohnbebauung – was eine Alternative sein könnte – gilt als teuer.
Am Donnerstag tagte der Rat. Im Vorfeld war offen, ob die Politik womöglich doch noch Fragen stellt zur Entwicklung. Der Planungsausschuss hatte in der Vorwoche das Thema ignoriert. Klar ist aber auch: Die Verwaltung wird die Frage selbst entscheiden; es handele sich um ein „Geschäft der laufenden Verwaltung“, sagt Alexandra Kleine.
Lidl ließ eine Anfrage bis Donnerstag unbeantwortet. Zuletzt hatte der Discounter das Interesse am Standort im Norden nicht dementiert. Man wolle aber „keine Angaben zum Standort machen, da wir uns noch in der Planungsphase befinden“, hatte Steffen Mehrhoff, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Bönen, mitgeteilt. Lidl wolle in Werl den Kunden „moderne Einkaufsstätten mit attraktiven Einkaufsbedingungen bieten“ und sei dabei, sein Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiter zu entwickeln.