Besonders für Landwirte, die an den Großhandel vermarkten, ist die Situation dramatisch, berichtet der Werler Martin Kleine, der einen Mastbetrieb mit 3 500 Tieren führt. „Schweinehalter gibt es in Deutschland nur noch wenige und es wird immer schlimmer.“
Das belegen auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Zahl der Schweinehalter habe sich innerhalb eines Jahres um 10 Prozent verringert. Im Zehnjahresvergleich sank die Zahl der schweinehaltenden Betriebe um 41 Prozent.
Aus diesem Grund wird auch importiert, der Selbstversorgungswert liegt nur noch bei 30 bis 40 Prozent, schätzt Kleine. Der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie fordern ebenfalls ihren Tribut.
„Die Futterkosten sind um 60 bis 100 Prozent gestiegen, der Ertrag für die Zuchttiere ist aber gleich geblieben. Die Verkaufspreise für Schweine müssten sich bei circa 2,50 Euro pro Kilo bewegen, um kostendeckend zu arbeiten. Der derzeitige Preis liegt bei 1,85 Euro.“
Er werde als Fleischerzeuger dazu gezwungen, die Tiere billig zu verkaufen. Es sei zudem ein Drama, dass das Fleisch, das einen guten Qualitätsstandard hat, in den Regalen der Supermärkte verscherbelt werde.
Doch nicht nur die Futter-, sondern auch die Energiekosten steigen immer weiter. In einem Schweinestall muss ein konstantes Klima von fast 30 Grad herrschen, die alte Luft muss ausgetauscht und der Raum anschließend wieder hochgeheizt werden.
Momentan mache Kleine ein dickes Minus, da er aus verschiedenen Gründen wie zum Beispiel laufenden Krediten nicht sofort mit der Zucht aufhören kann. „Jeder, der selbstständig ist, weiß, dass er ein gewisses Risiko eingeht, aber die Lage in der Landwirtschaft hat sich dramatisch geändert, so schnell kann man gar nicht reagieren.“
Auch dem Büdericher Philipp Löer und seiner Freilanddeele setzen die stark gestiegenen Preise zu. Gerade die Düngererzeugung benötige viel Energie und der Blick in die Zukunft sei ein Blick in die Glaskugel. Dennoch gibt es einen erheblichen Unterschied, denn Löer ist Direktvermarkter und erhält für seine Produkte mehr Geld, als die Landwirte, die an die Großhändler verkaufen.
Wer mehr Regionalität und Tierwohl haben möchte, der zahlt ebenfalls mehr, „weil das bessere Tierwohl auch mit mehr Arbeitsaufwand verbunden ist“, erklärt Löer.
Allerdings können die Kunden nachvollziehen, warum das Tierwohl teurer ist, weil beim Direktvermarkter erklärt werden kann, wie sich die Preise zusammensetzen.
Natürlich könne der Kunde beim Einkauf immer noch wählen, ob dieser nun das „Bio-Fleisch“ kauft oder das Fleisch, wo niemand genau weiß, wo es herkommt und wie die Tiere gehalten wurden.