Kunden in Werl sprechen über Preise und verraten ihre Sparmaßnahmen

Der eine lässt das Auto häufiger stehen, der andere trocknet die Wäsche nur noch draußen auf der Leine. In nahezu allen Bereichen steigen die Preise. Auch in Werl machen sich die Menschen Gedanken.
Werl – Ums Einkaufen kommt man nicht herum. Lebensmittel, Haushaltswaren und Dinge des täglichen Bedarfs braucht jeder. Und hin und wieder möchte man sich ja auch etwas gönnen. Manche Leute zucken beim Blick auf den Einkaufszettel nur die Achseln, aber viele andere haben längst angefangen, sich einzuschränken.
Johanna Amperse hat ihre wenigen Einkäufe im Rollator-Korb untergebracht: „Ich kaufe nur noch das Allernötigste“, sagt die Rentnerin. „Ein Stück Käse, zwei Brötchen, Bananen für 3,23 Euro. Eigentlich wollte ich Kondensmilch kaufen, aber die kostet jetzt nicht mehr 69 sondern 99 Cent“, sagt sie empört. „Dann trinke ich den Kaffee eben schwarz. Die Preise gehen auf keine Kuhhaut. Deswegen kauf ich nur noch Angebote und esse nicht mehr jeden Tag warm. Ich habe Angst, am Jahresende den Strom nicht bezahlen zu können. Dass man das als normale Rentnerin noch mitmachen muss.“

Andrea Steffen kauft für zwei Personen ein und geht jetzt öfter zum Discounter: „Ich achte auf Qualität, aber Bioprodukte sind im Discounter viel günstiger“, hat sie festgestellt. Butter sei viel teurer geworden. „Die anderen Preise haben sich wieder beruhigt“, findet sie. Fleisch kaufe sie nicht oft: „Wir sind keine großen Fleischesser.“
Eine junge Mutter mit Kind im Einkaufswagen packt gerade ihre Wocheneinkäufe in den Kofferraum: „Wir kaufen weniger ein. Trotzdem zahlen wir jetzt für vier Personen bis zu 250 Euro in der Woche. Es ist alles teurer – Fleisch, Milch, Brot und Backwaren“, zählt Stefanie Langesberg auf. Deswegen kaufe sie jetzt „viele Angebote und weniger Fleisch. Ich koche einmal auf Vorrat. Davon essen wir dann mehrere Tage. Mit dem Auto erledige ich alles auf einmal und versuche, keine unnötigen Fahrten zu machen.“ Heizkosten könne sie nicht sparen: Ich habe zwei kleine Kinder.“

Ein Mann mittleren Alters, der für sich und seine Frau einkauft, will lieber anonym bleiben. Er gibt zu: „Man wird sparsamer. Ich achte auf Sonderangebote, hole Wasser da, wo es am günstigsten ist, und fahre insgesamt weniger mit dem Auto.“
Über den kommenden Winter hat er sich auch bereits Gedanken gemacht. „Wir haben eine Gasheizung und einen Holzofen. Ich habe die Möglichkeit, Holz selbst zu schlagen und werde dann wohl mehr verheizen als früher.“
Anja Willer fährt für Sonderangebote von einem Laden zum anderen. Sie hat einen Vier-Personen-Haushalt und bemüht sich, „nicht zu viel zu kaufen und gezielter. Der Metzger ist nicht mehr drin. Für den ersten Urlaub nach zwei Jahren haben wir gespart. Am meisten Angst machen mir die Abrechnungen für Strom und Gas am Ende des Jahres.“
Eine vierfache Mutter, die ihren Namen nicht nennen möchte, schiebt einen Einkaufswagen unter anderem mit Kirschen und Fleisch zum Auto: „Die waren im Angebot“, erklärt sie. Nach Angeboten habe sie schon immer geguckt. Etwa Butter günstig eingekauft und dann eingefroren.
Ihre Jungs würden öfter mal Second-Hand-Kleidung tragen und die Sachen untereinander weiterreichen. Neu ist: „Es gibt weniger Fleisch und mehr Obst und Gemüse. Alle Lebensmittel werden verwertet, nichts wird weggeworfen.“ Und: „Es gibt nicht immer Eis oder Süßigkeiten, das aber auch aus pädagogischen Gründen.“
Um all die Preissteigerungen zu kompensieren, „fahren wir jetzt in der Stadt mehr Fahrrad und mein Mann nutzt das 9-Euro-Ticket für den Weg zur Arbeit.“
In einem Sechs-Personen-Haushalt fällt viel Wäsche an. Die Frau spart Energie, wo sie kann: „Ich wasche möglichst bei schönem Wetter und trockne die Wäsche dann auf der Leine im Garten. – der Trockner bleibt kalt.“