Unternehmer Torsten Kulle beziffert die Kosten mittlerweile auf rund 150 000 Euro. „Und wir hoffen, die Mehrkosten von der Stadt Werl erstattet zu bekommen.“ Auch wenn er weiß, dass die Stadt die unbekannte Verseuchung des Bodens nicht zu verantworten habe, sondern wohl der Unternehmer, der vor über 20 Jahren im Auftrag der Stadt alte Militärgebiet im Norden herrichten sollte. Die Vermutung: Bei der Umwandlung von der Militär- zur Gewerbefläche wurden viele Schadstoffe einfach verklappt.
20 Jahre später kam all das durch die Bauarbeiten zwischen der Kulle-Halle und der Belgischen Straße wieder ans Tageslicht: Asbestabfälle, Teer, Gleisschotter, Schlacke und mehr. Rund 560 Tonnen asbesthaltige Abfälle und Teerabfälle in einer vergleichbarer Größenordnung förderten die Bodenarbeiten in Vorbereitung des Hallenbaus zutage.
60 Lkw-Ladungen voll verseuchtem Boden. „Alles wurde so entsorgt, wie das Gesetz es vorsieht“, sagt Torsten Kulle, der neben dem ganzen Ärger um den nötigen dreimonatigem Baustopp nun zunächst auch die Kosten für die Entsorgung am Hals hat. Aber der Firmenchef setzt auf die Ankündigung der Stadt, der Kulle Logistik entgegenzukommen.
Ein Signal, das Adrian Gruschka, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung (GWS) noch immer sendet. Aber Zusagen kann er nicht machen. „Wir warten auf das Gutachten“, sagt der GWS-Chef. Zumindest hat die Gesellschaft bereits eine Rückstellung für den Jahresabschluss gebildet.
Daraus ist ein möglicher Weg ablesbar, auch wenn Gruschka das so nicht bestätigen will: Die GWS könnte die Firma Kulle entschädigen und dann versuchen, das Geld von jener Firma, die die Altlasten Ende der 1990er-Jahre verklappt haben soll, wiederzubekommen. Dabei ist auch eine Klage denkbar. Zumindest hat die GWS dem Vernehmen nach bereits einen Anwalt kontaktiert.
„Aber wir brauchen eine Grundlage, um aktiv werden zu können“, sagt der GWS-Chef. Zwar sei die Sache aus Sicht der Stadt eindeutig, „die Firma hat ihre Leistungen damals nicht erbracht, das war offensichtlich“. Gleichwohl soll ein Gutachten das Ausmaß der Verseuchung und die Ursachen untersuchen, um die Forderungen zu untermauern und um eine rechtssichere Handhabe zu haben.
Wenn die Expertise vorliege, werde die GWS die Firma aus dem Norden, die einst mit der Säuberung des Geländes beauftragt war, damit konfrontieren. „Von der Reaktion wird abhängen, wie wir verfahren“, sagt Gruschka. Bislang habe sich jene Firma, die es noch immer gibt, nicht gemeldet.
Der Wirtschaftsförderer bleibt bei seiner Einschätzung aus dem April, dass die GWS als Verkaufer der Erweiterungsfläche für Kulle auch eine Verpflichtung dem Unternehmer gegenüber hat. Der habe das Grundstück zur Erweiterung des Betriebs schließlich von der GWS erworben im Glauben, es sei saniert. „Aber wir haben ihm belasteten Boden verkauft“, sagte Gruschka schon im April. Da könne der Grundsatz „gekauft wie gesehen“ nicht gelten.
Dennoch muss darüber nun der GWS-Aufsichtsrat befinden. Womöglich passiert das noch in diesem Jahr in der Dezember-Sitzung.