Werl - Am Rechenschieber war es einfach: Drei Grundschulen in der Stadt, je drei Klassen zu 25 Kindern – passt. Aber nun fühlen sich Eltern „verschoben“. Sie drohen mit Klage gegen die Ablehnung an der Walburgisschule. Die Regulierung der Schülerströme steht auf der Kippe. Und die Stadt sitzt in der Patsche. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Dabei wird alles dafür getan, das Dilemma hinter verschlossenen Türen zu halten. Die Politik soll im kommenden Schulausschuss (Dienstag, 22. Januar, 18 Uhr im Rathaus) im nicht öffentlichen Teil über das Problem informiert werden. Man wolle nicht für „unnötige Unruhe“ bei Eltern sorgen über Probleme, „die sich vielleicht morgen schon geklärt haben könnten“, sagt dazu Iris Bogdahn von der Verwaltung auf Anzeiger-Anfrage.
Dass an Schulen auch mal Schüler abgelehnt werden müssten, sei in anderen Kommunen völlig normal. „Nur wir haben es bislang nicht machen müssen“, sagt die Fachbereichsleiterin. Nach Informationen unserer Zeitung ist folgende Konstellation entstanden: Bei der jüngsten Anmelde-Runde für die Grundschulen lagen an der Walburgisschule 82 Anmeldungen vor – und damit sieben mehr, als bei drei Eingangsklassen (so genannte „Dreizügigkeit“) mit maximal je 25 Schülern zugelassen.
Eltern spielen nicht mit
Eine Situation, die es schon im Vorjahr gab, allerdings mit einer geringeren Überhangszahl. Da wurde das „Problemchen“ mit Gesprächen mit den Eltern gelöst. So sollte es auch dieses Mal passieren. Aber offensichtlich spielten in diesem Jahr nicht alle Eltern mit: Sie sehen ihr Recht auf die freie Wahl einer Grundschule verletzt. Eine Klage gegen die Regelung der Stadt Werl steht im Raum.
Nun bleiben offenkundig zwei Wege:
- Die Stadt beharrt auf dem Beschluss der Dreizügigkeit. Ziehen die Eltern die Klage dann aber durch, muss das gesamte Anmeldeverfahren bis zu einer Entscheidung ruhen. Dann könnten die Eltern sämtlicher i-Männchen keine Anmeldebestätigung erhalten. Alles hinge in der Luft – auch die Frage der grundsätzlichen Zulässigkeit der Werler Regelung.
- Die Stadt lässt die zusätzlichen Kinder an der Walburgisschule zu. Dann müsste der Rat allerdings wohl den Begrenzungsbeschluss auf 25 Kinder pro Klasse wieder aufheben. Die Folge wären bei festgelegter Dreizügigkeit sehr große Klassen an der Walburgisschule mit bis zu 28 Kindern – genau das, was die Stadt nicht wollte.
Andrea Humpert, die Leiterin der Walburgisschule, hält sich auf Anzeiger-Anfrage bedeckt. Sie verweist auf den anstehenden Schulausschuss am Dienstag. „Es gibt Beschlüsse, und die gelten erstmal“, sagt sie. Für diese Beschlüsse habe es „gute Gründe“ gegeben. „Und die gilt es zu respektieren.“