Kirschniak schließt Bekleidungsgeschäft zum 30. Juni aus Altersgründen

Werl - Eine Familiengeschichte geht zu Ende, sehr zum Leidwesen von Einzelhändlern, Wirtschaftsring und Kunden in der Stadt am Hellweg: Clemens Kirschniak, Geschäftsführer des gleichnamigen „Fachgeschäfts für Bekleidung“, hört auf.
Zum 30. Juni kommenden Jahres schließt er sein Geschäft in der Walburgisstraße. Diese Nachricht wird alle Alarmglocken in der ohnehin schwer gebeutelten Fußgängerzone schrillen lassen.
Kirschniak gehört zu den Frequenzbringern in der Innenstadt, genießt über die Grenzen der Stadt hinaus einen ausgezeichneten Ruf. Und Inhaber Clemens Kirschniak zählt zu den profiliertesten Geschäftsleuten in der Stadt.
Er bedaure diesen Schritt sehr, sagte er gestern beim Besuch in der Anzeiger-Redaktion. Aber es gebe weder in seiner noch in der Familie seines Bruders und Mitgesellschafters Raimund einen Nachfolger.
Die sieben Mitarbeiter sind am Donnerstagabend informiert worden, auch die Verwaltungsspitze in Person des stellvertretenden Bürgermeisters und Wirtschaftsförderers Ulrich Canisius weiß seit gestern um diese bedauerliche Entwicklung.
Die Belegschaft sei betroffen gewesen, sagt der Firmenchef. Altersgründe sind es, die zu dem Beschluss führen. Clemens Kirschniak ist, wenn er sein Geschäft zur Jahresmitte abschließt, 69 Jahre alt.
Kirschniaks Vater Paul hatte das Unternehmen im Juli 1950 gegründet, seit 1988 führt der Geschäftsführer der Gesellschaft, Clemens Kirschniak, das Unternehmen.
Zwischenzeitlich besaß er ein zweites Bekleidungsgeschäft im Herzen von Neheim; dieses gab er nach einigen Jahren auf. Clemens Kirschniak genießt hohes Ansehen auch und gerade unter seinen Kollegen.
Sichtbares Zeichen war die Verleihung des Siederpreises des Wirtschaftsrings im vergangenen Jahr.
Die Immobilie mitten in der Walburgisstraße befindet sich in sehr gutem Zustand – aber sie ist mit 500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf zwei Ebenen auch groß.
Das könnte die Suche nach einem Nachmieter erschweren. Der Vorsitzende des Wirtschaftsrings, Andreas Stegmann, zeigte sich gestern zutiefst geschockt über die Nachricht.
„Clemens Kirschniak ist eines unserer aktivsten Mitglieder. Von seinem Engagement kann sich manch anderer Geschäftsmann in Werl eine Scheibe abscheiden“, sagte Stegmann, der die Hoffnung äußerte, „dass als Nachmieter ein Textilit dort einziehen“ werde. „Clemens Kirschniak persönlich wünsche ich, dass er seinen bevorstehenden Ruhestand lange wird genießen können.“
Überrascht zeigte sich gestern auch Ulrich Canisius. Natürlich seien die Gründe nachvollziehbar, gleichwohl sei der bevorstehende Abschied – unabhängig davon, wie es mit der Immobilie weitergehe – ein „herber Verlust für unsere Stadt“.
„Clemens Kirschniak ist ein idealer Kaufmann, er ist Motor und Motivator für Kollegen“, sagte der Wirtschaftsförderer, der „selten so viel Wertschätzung für einen Menschen erfahren hat wie bei der Siederpreisverleihung an Clemens Kirschniak“.
Eine kleine Anekdote sagt viel über den Geschäftsmann aus. Wenn unsere Zeitung den Anzeiger-Sommer plant, gehört die „Entensuche“ zum festen Angebot.
Es ist Clemens Kirschniak, der es sich vom ersten Tage an zur Aufgabe gemacht hat, die zehn Geschäftsleute zu finden, in deren Schaufenstern die kleinen Zeitungsenten versteckt werden.