Seit über einem Jahr besteht das Problem, dass die Verkehrsteilnehmer daher die Gitter am Tiggesloh öffnen oder umgehen, um doch über den abgesperrten Bahnübergang zu gelangen. Allerdings variiert das Spielchen immer mal wieder – und die Probleme verlagern sich.
So schildert Ratsfrau Konstanze Kubath, direkte Anwohnerin und somit ständige Beobachterin, folgende Entwicklung: Nachdem die Fußgänger einfach um die Sperre herumgegangen waren und über die Monate hinweg einige Quadratmeter Feld plattgetrampelt hatten, stünde das Gitter nun einfach ein Stück weiter vorne, also zum Ort hin, „und seither suchen sich einige Unbelehrbare sichtlich einen neuen Pfad, um das Hindernis zu umgehen“, sprich, noch mehr Feld wird zu Klump getreten.
Kubath: „Natürlich verstehe ich ,Volkes Zorn’ über die viel zu lange Sperrung des Bahnübergangs. Aber die Missachtung birgt nicht unerhebliche Gefahren – eine Ordnungswidrigkeit ist es ohnehin.“
Andere suchen den Umweg über den Futterweg. Dies ist zwar nicht die offizielle Umleitung, die führt über den Iwering nördlich von Turflon – für Autofahrer ein Steinwurf, für Fußgänger ein Problem.
Aber da gibt es schließlich die Anrufschranke am Futterweg. Und dort stoßen sie hier auf die Tücken der Bahn-Technik: „Die Anrufschranke zwischen Büderich und Budberg ist geschlossen, man möchte passieren, drückt den Knopf der Anrufsäule und bittet um Durchlass“, berichtet Sarah Betzer.
„Keine Reaktion, also wartet man. Man drückt den Knopf erneut und bittet um Durchlass, wieder keine Antwort. Dieses Spiel könnte endlos fortgeführt werden, doch irgendwann kommt der Moment und man entschließt sich, die Gleise so zu passieren.“
Es komme noch besser: „Neben den Gleisen steht ein Fahrzeug, in diesem sitzt ein Mitarbeiter der DB. Dass die Anrufe der Passanten nicht beantwortet werden, ist ihm egal, dass jeden Tag Kinder über die Gleise laufen, um auf die andere Seite zu gelangen, ist ihm auch egal. Wozu steht denn dieser Mitarbeiter dort, doch etwa aus diesem Grund! Jeden Tag überquere ich die Gleise mit meinen Hunden und jeden Tag beobachte ich Kinder, Erwachsene und Radfahrer, die die Gleise überqueren, weil die Schranken nicht hochgefahren werden. Man steht oft über zehn bis 15 Minuten dort, bis man sich entschließt, einfach rüber zu gehen. Und der Mitarbeiter im Auto? Ja, entweder er schläft oder er spielt am Handy.“
Zweimal habe sie bereits einen der Mitarbeiter angesprochen, was denn nun los sei mit den Schranken: „Dieser wisse aber nie was davon, dass die Anrufsäulen entweder defekt sind oder was weiß ich. Wie auch? Ich habe ihn ja gerade erst wach gemacht. Oft funktioniert nichts und das tagelang. Es nervt einfach, kostet Zeit und vor allem gefährdet es Leben. Laut einem der Mitarbeiter stehen diese ja dort, weil dort zwei Menschen ums Leben gekommen sind, Mutter und Tochter, wie er sagte.“
Was so nicht ganz stimmt. Eine Autofahrerin blieb im Dezember mit ihrer kleinen Tochter zwischen den sich senkenden Schranken stecken – der Führer eines nahenden Zuges konnte aber noch eben rechtzeitig bremsen. Ein Sprecher der Bundespolizei in Münster teilte als Ergebnis erster Ermittlungen mit, die geöffnete Schranke habe sich bereits gesenkt, als die Frau versucht habe, den Übergang zu passieren. Dabei habe die Dachreling des Wagens den Schrankenbaum touchiert. Der Sicherungsposten, der dort eingesetzt sei, habe daraufhin das Notwendige unternommen, damit der Zug bremst.
„Wie kann das bitte so fahrlässig hingenommen werden, Gefahr zu laufen, dass das noch ein mal passiert?“, fragt sich Sarah Betzer. „Warum ist das überhaupt eine Anrufschranke und nicht eine wie überall sonst: Zug kommt, Schranke zu, Zug weg, Schranke auf! Ich möchte in Ruhe mit den Hunden dort in die Felder laufen können und ich möchte nicht in der Zeitung lesen, dass jemand überfahren worden ist.“
Fragen, die unsere Zeitung auch der Deutschen Bahn gestellt hat. Die Pressestelle in Düsseldorf ließ sie bislang noch unbeantwortet.