„Katastrophe“: Wasserschaden schockt Händler, Geschäfte müssen zu bleiben

Am Boden zerstört: „Der Schock ist groß“, sagt Manfred Meisterjahn nach dem schweren Wasserschaden in seinem Ladenlokal „Your Six 6“. Der sei „eine Katastrophe“. Völlig offen ist, wann und wie es weitergehen kann. Das gilt auch für seinen gewerblichen Nachbarn Norbert Koch, dessen Eisdiele von den Wassermassen aus dem Obergeschoss ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen worden ist. „Der Schreck steckt noch in den Knochen“, sagt der Geschäftsmann am Tag danach, dem Tag der Bestandsaufnahme.
Werl - Am Montag sei er geschockt gewesen, aber es hätte halt auch alles noch viel schlimmer kommen können. „Und wir können es ja auch nicht ändern.“
Eisdiele „Rialto“ bleibt zu
Ein Mitarbeiter von Eisdielen-Chef Norbert Koch wohnt im Obergeschoss. Der habe gestutzt, als er in seiner Wohnung kein Wasser mehr hatte. Daraufhin habe er unten im Laden geschaut, am Montag war die Eisdiele ungeplant geschlossen. So war das sich entwickelnde Malheur zunächst nicht bemerkt worden. Als der Mitarbeiter nachschaute, sei das Wasser bereits in Massen geflossen, „wie aufgedreht“. Mehrere Zentimeter hoch stand es in der Eisdiele, im hinteren Bereich, wo die Tische und Bänke stehen.

Risse in der Decke, noch immer tropfendes Wasser, mehrere Auffangbehälter, alles feucht und dunkel, weil kein Strom da ist: So sah die Eisdiele am Dienstagmittag aus. Wenigstens seien die elektrischen Geräte im vorderen Bereich verschont geblieben, sagt Koch, der den Eissalon 2016 übernommen hatte.
Wegen des Wasserschadens muss das „Rialto“ zunächst geschlossen bleiben. Wie lange, das weiß der Inhaber nicht. Auch nicht, wie schwer der Schaden an seiner Einrichtung ist. Das noch gar nicht alte Mobilar stand im Wasser. Nun muss der Versicherer offene Fragen klären.
Chaos bei „Your Six 6“
Das gilt auch für Manfred Meisterjahn. der den benachbarten Shop „Your Six 6“ für alle Dinge rund um den Bereich Sicherheit und Schutz erst im März eröffnet hatte. „Das Weihnachtsgeschäft habe ich mir anders vorgestellt“, sagt der frustrierte Werler. Wie die Gemütslage ist? „Desaströs“, sagt Meisterjahn. Sein Laden macht einen chaotisch-verwüsteten Eindruck, weil die durchfeuchteten Rigipsplatten von der Decke geklatscht sind. Technische Geräte, Computer, die Ware – alles ist in Mitleidenschaft gezogen.
Wie hoch der Schaden insgesamt ist, weiß Meisterjahn noch nicht. Aber dass die Laune im Keller, der Frust groß ist, hängt auch mit dem Herzblut und der Eigenarbeit zusammen, den er mit seinem Team in das Ladenlokal gesteckt hatte.
Ich kann absolut nicht absehen, was nun wird.
Der Werler war am Montag gerade in Düsseldorf, als er von einem Bekannten über das Malheur informiert wurde. Er habe sofort einen Mitarbeiter hingeschickt, noch am Abend eilte der Chef selbst zum Haus in der Fußgängerzone. Nun kommt einiges an Arbeit auf ihn zu. „Aber ich kann absolut nicht absehen, was nun wird.“ Aber das Ziel, wieder aufzumachen, das gebe es. „Die Frage ist nur: Wann?“
Eigentümer schweigt: „nichts passiert“
Der Besitzer des Gebäudes war am Dienstag ebenfalls mit der Aufarbeitung des Vorfalls beschäftigt, kündigte zunächst eine Stellungnahme an. Die blieb dann aber aus. Aus Familienkreisen hieß es beim Ortstermin lediglich, es sei doch „nichts passiert“.
Das sagt die Stadt: Haus ist „erstmal für nicht bewohnbar erklärt“
Schon am Montagabend hatte das Bauordnungsamt der Stadt Werl das Haus in der Walburgisstraße in Augenschein genommen und es „erstmal für nicht bewohnbar erklärt“, sagt Fachbereichsleiter Ludger Pöpsel auf Anfrage. Im Obergeschoss des Geschäftshauses habe es einen „massiven Wasserschaden“ gegeben, Boden und Wände seien durchfeuchtet. Nach den ersten Erkenntnissen der Stadtverwaltung haben offenbar im Haus über den Ladenlokalen Installationsarbeiten stattgefunden; eine Muffe sei wohl nicht dicht gewesen. Das austretende Wasser suchte sich seinen Weg. „Es muss erst geklärt werden, ob und inwieweit Schäden statischer Art aufgetreten sind“, sagt Pöpsel zu den Aussichten, wie es weitergeht. Der Eigentümer des Gebäudes zog bereits am Dienstagmittag einen Statiker zur Prüfung zu Rate.