Bei Edeka Sauer gibt es bereits Einschränkungen, die jedoch schon seit dem letzten Jahr gelten. „Produkte von Pepsi und Mars gibt es zur Zeit nicht, das liegt an den Preisen, die von den Lieferanten gefordert wurden“, erklärt Filialleiter Robin Reinhardt. Edeka wehrt sich mit diesem Schritt gegen die exorbitanten Forderungen der Lieferanten. Auch in diesem Jahr werde es wohl keine Einigung geben. Die damals entstandenen und immer noch sichtbaren Lücken werden mit der Eigenmarke „Gut und Günstig“ oder anderen Produkten gefüllt.
Sofern es denn geht. „Dadurch, dass die Produkte von Mars, dazu zählen auch die Artikel „Uncle Ben’s“, aus dem Sortiment genommen wurden, müssen Ersatzprodukte bestellt werden“, erklärt Silke Reimann, die seit sechs Jahren bei Edeka Sauer arbeitet und dort stellvertretende Marktleiterin ist.
Das Problem dabei: Die leeren Regale betreffen nicht nur Edeka Sauer, sondern auch andere Filialen, unter anderem auch Netto-Märkte. Somit bestellen auch diese Filialen die Ersatzprodukte. „Wir sind dann froh, wenn wir ein wenig Ware bekommen, die wir in diese Lücken stellen können“, so Reimann, die auch ihre Kunden immer wieder vertrösten muss.
Natürlich wolle das Team den Kunden auch wieder mehr Produkte und eine größere Auswahl bieten, aber die hohen Kosten, die die Lieferanten fordern, müssen dann an die Kunden weitergegeben werden. „Und da sagt dann auch Edeka nein, weil unsere Kunden nicht zum Spielball werden sollen. Sie wissen doch heute schon nicht mehr, wie sie das alles bezahlen sollen.“
Doch auch in diesem Jahr können steigende Preise bei Lebensmitteln nicht vermieden werden. Da ist sich Reinhardt sicher. Wäre es in diesem Fall nicht sinnvoll, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zur Entlastung der Bürger zu senken oder gar fallen zu lassen? (siehe Kasten).
„Eine Steuersenkung macht im Fall von Obst und Gemüse für die Verbraucher keinen Sinn, weil die Steuer mit sieben Prozent schon gering ist“, so Reinhardt. Entlastungen bei anderen Produkten, die teilweise um 25 Prozent erhöht worden sind, wären seiner Meinung nach dagegen angebracht.
In einem Bericht der Deutschen Presse Agentur (DPA) heißt es, dass bei Preisverhandlungen zwischen Ketten und Lieferanten mit harten Bandagen gekämpft werde. Der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa berichtet, die zusätzlichen Preis-Forderungen von Lieferanten für 2023 beliefen sich bereits im Januar auf 1,2 Milliarden Euro. Viele weitere Forderungen sollen noch folgen.
Bereits 2022 seien Preiserhöhungen von rund 1,5 Milliarden Euro angefallen. Die ursprünglichen Forderungen der Industrie seien mehr als doppelt so hoch gewesen. Dagegen wehrt sich der Einzelhandel.
Kaufland in Werl hat bei einer Anfrage unserer Redaktion an die Pressestelle verwiesen, die sich nicht konkret zu dem Thema Preiskämpfe im Einzelhandel geäußert hat. „Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenversorgung für unsere Kunden, auch mit Alternativartikeln unserer attraktiven Eigenmarken oder anderer beliebter Marken, immer sichergestellt. Lediglich bei einzelnen Artikeln kann es derzeit zu Lieferverzögerungen kommen“, heißt es in der Antwort, auf weitere Details könne nicht eingegangen werden. Der Marktleiter von Rewe Böning war trotz mehrmaliger Versuche unserer Redaktion der Kontaktaufnahme für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Jeder sollte sich Obst und Gemüse leisten können. Zu dem Schluss kommen Das Umweltbundesamt (UBA) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) und fordern daher laut der französische Agence France (AFP) eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel. UBA-Präsident Dirk Messner rechnet eigenen Angaben zufolge bei einer Mehrwertsteuerbefreiung für Obst, Gemüse, Getreideerzeugnisse und pflanzliche Öle „nach einer ersten Schätzung“ mit einer Entlastung von rund vier Milliarden Euro jährlich für Privathaushalte. Davon würden besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen profitieren. Der Wegfall der Mehrwertsteuer solle auch zu einer gesunden Ernährung beitragen, sagt VZBV-Chefin Ramona Pop. Eine „gesunde, abwechslungsreiche und nachhaltige Ernährung“ dürfe „in einem reichen Land wie Deutschland keine Frage des Geldbeutels sein“, sagte Pop dem „Handelsblatt“.