Hotels und Gaststätten fehlt Personal

Die Lage sei „schwierig, aber nicht unschaffbar“, sagt Sandra Olschewsky, Geschäftsführerin des Sport- und Tagungshotels Maifeld.
Werl - Seit Mai wird Mindestlohn gezahlt. „Da wollen die anderen auch mehr. Das kann man ja auch verstehen.“ Nicht einfach in Zeiten, in denen alles teurer wird. Natürlich hat auch das Maifeld Personalmangel, gerade beim Service und in der Küche: „Wir haben noch nicht mal Bewerbungen. Deswegen muss jeder, der gerade kann, abteilungsübergreifend aushelfen.“ Das klappt offenbar gut, denn die Öffnungszeiten sind nicht eingeschränkt.
Auch bei den Gästen hat sich einiges verändert: Die Gäste haben erste Preiserhöhungen „im humanen Rahmen“ akzeptiert, ohne zu murren. „Es wird jetzt kurzfristiger gebucht als früher, außer bei Familienfeiern. Und: Es kommen noch nicht wieder so viele Geschäftsreisende wie vor Corona.“ Trotzdem will Olschewsky nicht klagen: „Wir sind generell zufrieden.“
Das Hotel und Restaurant Wiener Hof macht erst mal Betriebsferien – vom 25. Juli bis zum 10. August. Geschäftsführer Halid Mehinovic nutzt das Sommerloch, um sein Personal fit für die nächste Saison zu machen: „Wir haben Personalmangel und wollen die Leute, die wir haben, nicht überstrapazieren. Deswegen die Betriebsferien.“ Er glaubt: „Der Personalmangel liegt an den Arbeitszeiten, nicht am Geld.“
Mehinovic hat bereits im März die Preise im erhöht und kann weitere Anhebungen „bei Preissteigerungen von 10 bis 15 Prozent“ nicht ausschließen. Noch sind Hotel und Restaurant gut belegt. Der Geschäftsführer rechnet mit Einbrüchen am Ende des Jahres. „Dann wird wahrscheinlich gespart für schlechte Zeiten.“ Auch bei ihm wird eher kurzfristig gebucht und die Personenzahl öfter mal nach unten korrigiert. Corona-bedingte Absagen werden akzeptiert.

Beim Gasthaus Diers am Markt freut sich Mitinhaber Peter Pauthner darüber, dass ihm viele Servicekräfte über Corona hinaus die Treue gehalten haben. „Ich suche noch zwei Mitarbeiter. Es wird immer schwieriger, neue Leute zu bekommen, aber wir sind ein Familienbetrieb und kriegen das geregelt.“ Er hat die Essenpreise um einen Euro erhöht, aber die Getränkekarte noch nicht angetastet. Auch die Öffnungszeiten sind geblieben. Das À la carte-Geschäft läuft zufriedenstellend: „Zum Glück haben wir Stammkunden“, aber Corona macht sich bei Diers immer noch bemerkbar: „Viele Betriebsfeiern und Stammtische finden nicht statt. Alles wird teurer: Licht, Kühlhäuser, Gas zum Kochen.“ Die Inhaber sparen, wo sie können: „Wir gucken, wo man was kauft oder variieren bei den Beilagen“, sagt Pauthner. Ansonsten heißt es: „Abwarten, wie die Preiserhöhungen im Energiebereich ausfallen. Wenn es hohe Nachzahlungen gibt, erwarte ich ein hartes Vierteljahr oder noch länger.“
Adnan Berri betreibt das libanesische Restaurant Byblos und die Pizzeria Rustica Werl an der Walburgisstraße. Die Pizzeria hat er erst vor einigen Monaten übernommen und sowohl die Preise erhöht als auch einiges geändert. „Mein Vorgänger hatte die Preise seit 2014 nicht mehr erhöht“, erklärt er. Im Byblos dagegen bleiben die Preise bis Weihnachten unangetastet. „Das ist mein Dank an all die Gäste, die mir trotz Corona treu geblieben sind“, sagt der Geschäftsmann. Er ist zuversichtlich, dass er trotzdem über die Runden kommt: „Ich rede mit vielen Gästen. Manche Rentner kommen jetzt seltener, aber die meisten sagen: ‚Ich gönne mir das.’ Sie wollen zum Beispiel endlich ihren Geburtstag nachfeiern. Das Geld haben sie beiseite gelegt. So ganz verzichten wollen die Leute nicht. So sehe ich das auch. Ich will mein Leben frei leben, trotz Corona und Krieg in der Ukraine.“

Auch Berri findet kein neues Personal. „Ich arbeite für drei“, sagt er und überlegt, das Byblos an zwei Tagen zu schließen und am Wochenende nur noch abends zu öffnen. Irgendwo muss er ja Kosten einsparen, um zurecht zu kommen. Spätestens nächstes Jahr wird auch er wohl nicht um Preiserhöhungen herumkommen.
Christina Wiarda betreibt, unterstützt von ihren Söhnen, das familieneigene Stadt-Hotel Bartels und hat die gleichen Probleme wie ihre Vorredner: Sie musste die Preise etwas erhöhen (5 Euro pro Zimmer), Personal ist schwer zu finden, insbesondere die Geschäftsreisenden sind weniger geworden und die anderen Gäste unberechenbarer. „Ein Woche ist das Hotel voll, die nächste halbvoll und wenn ich früher am Donnerstag die kommende Woche planen konnte, dann geht das jetzt erst am Montag.“

Die Geschäftsfrau hat jetzt mit deutlich mehr Online-Buchungen zu tun und mit mehr rücksichtslosen, gereizten Gästen: „Da kommt einer unangekündigt nachts um halb eins, klingelt mich raus und sagt: „Ich habe online gebucht und erwarte, dass jemand da ist.“ Ein anderer will unbedingt mitten in der Nacht seinen Schlüssel bei ihr abholen, obwohl er einen Sohn in Werl hat, der diesen holen kann. „Es macht mir nichts aus, aufzubleiben, aber in den Geschäftsbedingungen steht, dass die Gäste ihre Ankunftszeit vorher mitteilen sollen“, sagt Wiarda.
Dieses Jahr hat sie den Preis fürs Frühstück von 6,50 auf 12,50 erhöht. „Vergolden sie jetzt ihre Brötchen, hat einer gefragt.“ Dabei seien die Kosten allein für Aufschnitt um etwa 30 Prozent gestiegen, immer weniger würden das Frühstück buchen und mit den wenigen verbliebenen Gästen könne sie noch nicht einmal eine Servicekraft finanzieren. „Das macht jetzt mein Sohn.“Wiarda lässt sich davon nicht unterkriegen. Nachdem der Chinese ihr Restaurant geräumt hat, will sie dort renovieren und mittelfristig ein eigenes Restaurant betreiben. Sie rechnet damit, dass auch die Zahl der Geschäftsreisenden wieder steigen wird: „Wir hatten jetzt Gäste, deren Chef hat gesagt, es sei billiger, die Übernachtung bei mir zu bezahlen, als die Leute pendeln zu lassen.“ Da haben die gestiegenen Energiepreise noch etwas Gutes.