100 Kilo in zwei Jahren: Holtumer nimmt über die Hälfte ab

Stefan Trieloff schaffte es abzunehmen. Das sei alles andere als leicht gewesen. Der 47-Jährige erzählt hier seine Geschichte. Jetzt will er ein eigenes Fitnessstudio eröffnen.
Holtum/Werl – Gewichtsprobleme begleiteten ihn fast sein ganz Leben lang. Etwas zu viel auf den Rippen habe er schon mit neun Jahren gehabt, „und bis zur gymnasialen Oberstufe baute sich das auf 110 Kilo auf“, erinnert sich Stefan Trieloff, „aber ich schaffte es, 40 Kilo abzunehmen und konnte das auch acht oder neun Jahre halten, hatte bis zum 30. Geburtstag Normalgewicht.“ Aber der Job als Vertriebsleiter in einer Bank bedeutet eine überwiegend sitzende Tätigkeit, dazu „zur falschen Zeit die falsche Ernährung, davon auch meist zu viel. Ich nahm mal ein wenig ab, dafür aber wieder umso mehr zu, der klassische Jo-Jo-Effekt halt, sodass ich irgendwann in der Spitze 179 Kilo bei einer Körpergröße von 184 Zentimetern wog“. Also fast ein Kilo pro Zentimeter.
Die Geschichte von Stefan Trieloff: Bis zum eigenen Trainerschein
Zeitsprung um zwei Jahre ins Frühjahr 2023. Stefan Trieloff ist 47, rank und schlank, hat 100 Kilo abgenommen – das entspricht in etwa dem Gewicht eines Wasserschweins, zweier Kaiserpinguine oder von 50 Wassermelonen. Er treibt jeden Tag Sport, hat einen eigenen Trainerschein und eröffnet noch in diesem Frühjahr oder Sommer ein eigenes EMS-Studio (siehe Infokasten). Eine solche Transformation kommt nicht aus dem Nichts. Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Vor zwei Jahren wusste er, so kann es nicht weitergehen: „Ich habe mich mit dem Thema Magenverkleinerung auseinandergesetzt. Zu Beginn der Pandemie ein erstes Mal, zauderte noch, ein Jahr später griff ich es wieder auf. Wobei mir die Ärzte klarmachten: Das ist nur wie eine Krücke bei einem orthopädischen Problem. Ich musste auch mein Leben umstellen.“ Bis zur OP nahm er bereits durch eine Ernährungsumstellung die ersten 25 Kilo ab. Vier Wochen nach der OP begann er, Sport zu treiben, schwitze sich die übrigen 75 Kilo von den Hüften.
So funktioniert elektrische Muskelstimulation (EMS)
Mit Elektromyostimulation (EMS), besser bekannt als elektrische Muskelstimulation, werden über Elektroden elektrische Impulse an den Körper geleitet, um die Muskeln zu stimulieren. Die Trainingsform hat ihren Ursprung in der Physiotherapie. Die Elektroden sind in Gurten oder einer Weste verbaut, die am Körper angebracht werden. Bei körperlichen Bewegungen sendet das Gehirn elektrische Impulse. Diese gelangen über Nervenbahnen im Rückenmark bis zu den entsprechenden Muskeln - die sich dann zusammenziehen. Die Frequenz, also die Anzahl von Impulsen pro Sekunde, beeinflusst die Geschwindigkeit und die Kraft der Muskelkontraktion. Bei einem EMS-Training werden Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen oder Planks ausgeführt. Zusätzlich werden Impulse an die Muskeln gesendet – dadurch verstärkt sich die Kontraktion. Die Impulse werden in kurzen Intervallen gesendet, beispielsweise vier Sekunden Anspannung, vier Sekunden Pause. So sorgt der Strom dafür, dass die Muskeln in den Kontraktionsphasen noch stärker beansprucht werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die Elektroden alle großen Muskelgruppen gleichzeitig stimuliert werden. Darum versprechen Anbieter, dass bereits 20 Minuten Training pro Woche ausreichend sind. Laut einer Studie der Universität Erlangen-Nürnberg werden Ziele des Muskelaufbaus und Fettabbaus in wenige als einem Drittel der Zeit eines Hochintensivtrainings erzielt. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass EMS auch potenziell dazu beitragen kann, Rückenschmerzen zu lindern.
Quelle: AOK
Die Geschichte von Stefan Trieloff: Durch Sport Glück verspüren
Und nun gehört Stefan Trieloff zu den privilegierten Menschen, die durch Sport Glück verspüren. Das ist nicht selbstverständlich, sonst wären die Straßen voll von Joggern und Radsportlern. Von der Ausschüttung sogenannter Glückshormone bei sportlicher Betätigung hat man ja schon gehört. Doch erst eine noch recht junge Studie einer finnischen Universität räumt ein, dass manche Menschen offenbar besser in der Lage sind, diese Hormone zu verbreiten und daher mehr Glück beim Sport empfinden. Trieloff ist offenbar einer von ihnen: „Ich stehe morgens um 4.30 Uhr auf und treibe in der Regel 90 Minuten Sport. Bei mir daheim im Keller habe ich dazu mittlerweile auch mein eigenes Fitness-Studio eingerichtet.“ Klar, neben Job, Sport und Schlaf bleibt dem Familienvater nicht mehr viel Freizeit, „gegen 22 Uhr bin ich im Bett, schlafe auch super gut. Abends, bis mein kleiner Sohn im Bett ist, bleiben uns zusammen nur zwei Stunden, daher genießen wir die gemeinsame Zeit am Wochenende. Aber meine Frau weiß: Das ist meine Leidenschaft.“
Die Geschichte von Stefan Trieloff: Das EMS-Training
Er machte seinen Trainerschein, lernte auch das EMS-Training kennen: „Wenn ich aussehen will Arnold Schwarzenegger, dann ist EMS nicht der richtige Weg. Dann führt kein Weg an der Muckibude und an Proteinen vorbei. Wenn man jedoch etwas für seinen Rücken tun will, aber dazu nicht viel Zeit hat, dann ist EMS der richtige Weg, das belegen mittlerweile auch Studien.“ Allerdings ist die Sache nicht ganz billig: Die Preise beginnen bei 25 Euro pro Sitzung. Aber diese Anwendung geht nur in Begleitung eines Personal Trainers - immerhin werden die Muskeln durch Strom stimuliert. „Aber um den Muskelerhalt sicherzustellen – und der Körper baut Muskeln ab dem 40. Lebensjahr ab – reichen 20 Minuten die Woche aus“, so Trieloff. „Danach, wenn man es richtig macht, hat man richtig Muskelkater. Deswegen sollte man es nur einmal wöchentlich machen, dazu Ausdauersport.“ So ein Studio will Trieloff voraussichtlich im Juni eröffnen, Kletterpoth 5, also in den Arkaden. Es wird ein weiteres Studio des Franchise-Unternehmens „Körperformen“ sein, das nach eigener Aussage 265 Studios in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien führt. Die nächsten sind in Hamm, Holzwickede und Iserlohn. In Werl ist er dann zwar der einzige Anbieter, aber nicht der erste: Vor zwei Jahren schloss das EMS-Fitness-Studio Feelgood an der Ecke Hammer Straße und Rustigestraße in Folge der Corona-Pandemie. Die nächsten vergleichbaren Studios befinden sich in Soest und Hamm. Trieloff: „Ich werde dort mit einem festangestellten Trainer arbeiten sowie zwei dualen Studenten, die ich zurzeit suche.“
