Haus Amadeus wird gerade saniert. „Bei der Gelegenheit wird auch die Fassade gedämmt. Haus Mozart ist später dran.“ Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisiert, dass viele alte Menschen in Heimen hohen Temperaturen „weitestgehend schutzlos ausgesetzt“ seien.
Während im öffentlichen Dienst ab 26 Grad die Kühlung der Büros beginnen muss, gebe es für Senioren und Hilfsbedürftige in den Heimen keine Vorschrift zur Temperaturbegrenzung.
Deshalb fordert er eine entsprechende ministerielle Anordnung. Außerdem sollten Bundesklimaminister Robert Habeck und die Länder für eine sofortige Anpassung der Bauvorschriften für Pflegeheime sorgen.
Für Neubauten müsse dies sofort gelten, sagte er. Bei Altbauten müsse spätestens in drei Jahren Schluss mit überhitzten Räumen sein. Carsten Lambart würde solche Regelungen begrüßen: „Eine Raumtemperatur von 22 bis 23 Grad erleichtert auch uns die Arbeit.“
Daniel Romberg, Leiter des Seniorencentrums St. Michael in Werl, hält das Caritas-Altenheim für gut aufgestellt in Sachen Hitze: „Wir lüften über Nacht gut durch, sind gut gedämmt und haben elektrische Markisen an allen Fenstern, die bei Bedarf heruntergefahren werden.“
Sollten sich Räume trotzdem zu stark aufheizen, würde das Pflegepersonal betroffene Bewohner in die Kapelle oder in den Speisesaal bringen. Dort sei es immer kühl. Das Haus verfügt über Ventilatoren. Eine Klimaanlage gibt es (noch) nicht.
„Die birgt aber auch die Gefahr von Erkältungen“, gibt Romberg zu bedenken. Im Übrigen habe man gerade noch andere Baustellen: „Energie-Ressourcen, Lebensmittelkosten.“
An heißen Tagen werde natürlich verstärkt darauf geachtet, dass die Bewohner genug trinken. „Es gibt Wassermelone, Wassereis und leichte Gerichte. Außerdem achten wir darauf, dass die Senioren sich bei hohen Temperaturen nicht anstrengen.“ Bisher habe es bei Hitze noch keine Probleme im St. Michael gegeben.
Im Jahr 2017 hatte das Bundesumweltministerium zusammen mit den Ländern zwar Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen vorgelegt.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten im Jahr 2020 dann aber beschlossen, dass Hitzeaktionspläne individuell unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten von den Kommunen und betroffenen Instituten erstellt werden sollen.
Im Kreis Soest gibt es einen solchen Hitzeaktionsplan bislang nicht: „Grundsätzlich wäre erst einmal zu definieren, was mit Hitzeschutzkonzept und Hitzeaktionsplan gemeint ist und wie sich diese Begriffe voneinander abgrenzen. Aber das Thema im Allgemeinen wird im Kreis durch ein Klimaanpassungsmanagement zusammen mit den Städten und Gemeinden verfolgt“, erklärt Wilhelm Müschenborn, Sprecher des Kreises Soest.
Eine Definition für „Hitzelage“ sei im Kreishaus „auch nicht bekannt“. Müschenborn: „Im eskalierenden Ernstfall werden, wie bei allen Wetterlagen, der Einsatzstab und der Krisenstab aktiv.“
Wie viele Menschen allgemein im Kreis Soest von einer möglichen Hitzelage gefährdet wären, ist unklar. „Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Wonach soll beurteilt werden, ob ein Mensch hitzegefährdet ist? Ein Indikator könnte zum Beispiel das Alter sein“, sagt Müschenborn und spielt damit auf „sehr junge und sehr alte Menschen“ an.
„Vorerkrankungen könnten auch eine Rolle spielen. Wie viele Menschen im Kreis Soest unter Vorerkrankungen leiden, die sie besonders anfällig für längere Hitzeperioden machen, kann nicht beurteilt werden“, so der Kreis-Sprecher.
Grundsätzlich sei „die Bedeutung der Themen Klimaschutz und Klimaanpassung als hoch anzusehen“, sagt Müschenborn. „Sehr, sehr wichtig“, sei aber vor allem die Eigenverantwortung eines jeden einzelnen.
„Konkret heißt das, sich nicht in der heißesten Zeit draußen aufzuhalten. Körperliche Aktivität im Freien sollte auf die frühen Morgenstunden verschoben werden. Wichtig ist es auch, die Wohnung kühl zu halten. Es sollte nur dann gelüftet werden, wenn es draußen kühler ist als drinnen. Wenn möglich, sollte der Schlafplatz in kühlere Räume verlegt werden. Unbedingt gilt es, direkte Sonneneinstrahlung und damit hitzebedingte Gesundheitsgefahren wie Sonnenstich, lebensbedrohlichen Hitzekollaps oder Hitzschlag zu vermeiden“, unterstrich der Kreis Soest.
Gleichzeitig sollte jeder seinen Körper kühl halten und darauf achten, eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr sicherzustellen.
Dr. Andrea Gernun, Chefin des Gesundheitsamtes, rät für heiße Tage: „Nehmen Sie eine lauwarme Dusche oder ein lauwarmes Bad oder Fußbad, trinken Sie ausreichend und regelmäßig, verzichten Sie auf üppige Speisen und essen stattdessen etwas Leichtes und wasserreiches Obst und Gemüse.“
Einen Hinweis fügt die Leitende Amtsärztin hinzu: „Trotz des Biergartenwetters sollte man eher Wasser und Tee trinken und auf die Zufuhr größerer Mengen Alkohol verzichten.“