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Mediziner will sich als Hausarzt in Werl niederlassen

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Von: Dominik Maaß

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Jörg Weidinger arbeitet seit Jahresbeginn als Qualifikationsassistent in der Gemeinschaftspraxis von Thomas Roden und Sevim Yücel.
Jörg Weidinger arbeitet seit Jahresbeginn als Qualifikationsassistent in der Gemeinschaftspraxis von Thomas Roden und Sevim Yücel. © Dominik Maaß

Warum soll man beim Kampf gegen den drohenden Ärztemangel in die Ferne schweifen, wenn der neue Hausarzt schon um die Ecke wohnt? Dr. Jörg Weidinger unterstützt seit Jahresbeginn die Gemeinschaftspraxis von Thomas Roden und Sevim Yücel an der Unnaer Straße. Sein Ziel ist es, sich dort als hausärztlich tätiger Internist niederzulassen.

Werl – Jörg Weidinger ist gebürtiger Österreicher, lebt aber bereits seit 2004 in der Wallfahrtsstadt. Der 52-Jährige ist in der Nähe von Wien aufgewachsen und studierte dort Medizin.

Doch die Wartezeit auf einen Ausbildungsplatz war ihm in seiner Heimat zu lang. So verschlug es ihn zum Marien-Hospital nach Hamm, wo er seine Ausbildung zum Internisten absolvierte. Zuletzt war Weidinger Leitender Oberarzt in der Diabetologie des Marienkrankenhauses in Soest.

Die Eigenständigkeit in einer Praxis habe ihn schon länger gereizt, sagt Weidinger. Er freue sich darauf, selbstständiger den Tag gestalten zu können und Patienten auch längerfristig durch verschiedene Lebensabschnitte zu begleiten. „Mir war irgendwann klar, jetzt ist es an der Zeit, etwas Neues zu machen.“ Trotzdem sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen, da er sich am Marienkrankenhaus sehr wohl gefühlt habe.

30.000 Euro Starthilfe

Als kleine Entscheidungshilfe gibt es ab dem zweiten Halbjahr 30 000 Euro Starthilfe. Schließlich fördert das Land die Ansiedlung von Ärzten im ländlichen Raum. Marcel Frischkorn von der Wirtschaftsförderung des Kreises habe ihn auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht, sagt Weidinger.

Bis er offiziell einen eigenen Arztsitz in der Praxis übernimmt, will der Vater eines zwölfjährigen Sohnes zunächst das Team als Qualifikationsassistent unterstützen und dabei von „meinen erfahrenen Kollegen“ lernen. Denn die Eigenständigkeit bringe neue Herausforderungen mit sich, vor allem die gesamte „wirtschaftliche Komponente“, zum Beispiel das Abrechnungswesen.

Seinen Schritt hat der Eishockey-Fan und Hundebesitzer noch nicht bereut. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Das Team ist sehr nett.“ Das sei für ihn keine Überraschung gewesen, schließlich kannte er die Praxis schon aus seiner Zeit im Marienkrankenhaus. Denn die Diabetologie ist auch an der Unnaer Straße eines der Spezialgebiete.

Thomas Roden gibt das Kompliment zurück: „Er ist schon voll im Praxisalltag integriert.“ Roden erhofft sich eine Entlastung. „Mit fast 62 möchte ich endlich auch mal eine Chance auf eine 40-Stunden-Woche haben.“

„Arztlotse“ hat weitere Kandidaten im Blick

Offiziell ist Marcel Frischkorn Prokurist der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest, bekannter ist er aber wohl unter dem Beinamen „Arztlotse“. Schließlich gehört es zu seinen Aufgaben, neue Hausärzte für eine Niederlassung im Kreisgebiet zu gewinnen. So hat Frischkorn zum Beispiel auch Jörg Weidinger bei diesem Prozess begleitet.

Der Bedarf ist da, die Praxen sind voll und das Durchschnittsalter der Hausärzte in Werl ist hoch. In Büderich kündigte zum Beispiel Dr. Winfried Schickentanz an, seinen Arztkittel im Herbst aus Altersgründen an den Nagel zu hängen. Ohne explizit Büderich zu nennen, macht Frischkorn aber Hoffnung: Er sei für Werl noch mit zwei weiteren Hausarzt-Kandidaten im Gespräch.

Dabei muss er nicht mehr nur auf Worte setzen, sondern kann auch eine Starthilfe von 60 000 Euro im ersten Jahr in Aussicht stellen. Bürgermeister Torben Höbrink zeigte sich erfreut darüber, dass es mit der ersten Ansiedlung bereits geklappt hat. Auch die Stadt will die Aktivitäten erhöhen, um das Förderfenster möglichst gut zu nutzen.

Weiterbildungsassistentin ist „Bereicherung“

Unterstützung durch eine Weiterbildungsassistentin hat seit Jahresbeginn auch die Praxis Dres. Heidtmann. Ziel der 18-monatigen Ausbildung ist die Erlangung des Facharzttitels. „Wir freuen uns über die Bereicherung für unser Team und den Austausch mit einer jüngeren Kraft und geben gerne unser Wissen weiter“, sagt Marcus Heidtmann. Anders als bei Jörg Weidinger sei die Zukunft der Kollegin nach Ende der Assistenz aber noch völlig offen.

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