Als kleine Entscheidungshilfe gibt es ab dem zweiten Halbjahr 30 000 Euro Starthilfe. Schließlich fördert das Land die Ansiedlung von Ärzten im ländlichen Raum. Marcel Frischkorn von der Wirtschaftsförderung des Kreises habe ihn auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht, sagt Weidinger.
Bis er offiziell einen eigenen Arztsitz in der Praxis übernimmt, will der Vater eines zwölfjährigen Sohnes zunächst das Team als Qualifikationsassistent unterstützen und dabei von „meinen erfahrenen Kollegen“ lernen. Denn die Eigenständigkeit bringe neue Herausforderungen mit sich, vor allem die gesamte „wirtschaftliche Komponente“, zum Beispiel das Abrechnungswesen.
Seinen Schritt hat der Eishockey-Fan und Hundebesitzer noch nicht bereut. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Das Team ist sehr nett.“ Das sei für ihn keine Überraschung gewesen, schließlich kannte er die Praxis schon aus seiner Zeit im Marienkrankenhaus. Denn die Diabetologie ist auch an der Unnaer Straße eines der Spezialgebiete.
Thomas Roden gibt das Kompliment zurück: „Er ist schon voll im Praxisalltag integriert.“ Roden erhofft sich eine Entlastung. „Mit fast 62 möchte ich endlich auch mal eine Chance auf eine 40-Stunden-Woche haben.“
Offiziell ist Marcel Frischkorn Prokurist der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest, bekannter ist er aber wohl unter dem Beinamen „Arztlotse“. Schließlich gehört es zu seinen Aufgaben, neue Hausärzte für eine Niederlassung im Kreisgebiet zu gewinnen. So hat Frischkorn zum Beispiel auch Jörg Weidinger bei diesem Prozess begleitet.
Der Bedarf ist da, die Praxen sind voll und das Durchschnittsalter der Hausärzte in Werl ist hoch. In Büderich kündigte zum Beispiel Dr. Winfried Schickentanz an, seinen Arztkittel im Herbst aus Altersgründen an den Nagel zu hängen. Ohne explizit Büderich zu nennen, macht Frischkorn aber Hoffnung: Er sei für Werl noch mit zwei weiteren Hausarzt-Kandidaten im Gespräch.
Dabei muss er nicht mehr nur auf Worte setzen, sondern kann auch eine Starthilfe von 60 000 Euro im ersten Jahr in Aussicht stellen. Bürgermeister Torben Höbrink zeigte sich erfreut darüber, dass es mit der ersten Ansiedlung bereits geklappt hat. Auch die Stadt will die Aktivitäten erhöhen, um das Förderfenster möglichst gut zu nutzen.
Unterstützung durch eine Weiterbildungsassistentin hat seit Jahresbeginn auch die Praxis Dres. Heidtmann. Ziel der 18-monatigen Ausbildung ist die Erlangung des Facharzttitels. „Wir freuen uns über die Bereicherung für unser Team und den Austausch mit einer jüngeren Kraft und geben gerne unser Wissen weiter“, sagt Marcus Heidtmann. Anders als bei Jörg Weidinger sei die Zukunft der Kollegin nach Ende der Assistenz aber noch völlig offen.