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Grüne scheitern mit ihrem Nein

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Von: Uta Müller

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Nach dem Wunsch der Grünen soll das Regenwasser auf dem Gelände des geplanten Nahversorgungszentrums „An der Bundesbahn“ nicht in eine Mischwasser-Kanalisation abgeführt werden.
Nach dem Wunsch der Grünen soll das Regenwasser auf dem Gelände des geplanten Nahversorgungszentrums „An der Bundesbahn“ nicht in eine Mischwasser-Kanalisation abgeführt werden. © Uta Müller

Den Grünen ist die Versiegelung bei dem geplanten Nahversorgungszentrum „An der Bundesbahn“ immer noch ein Dorn im Auge.

Als Beschlussvorlage im Betriebsausschuss eingebracht, griff Ratsherr Uwe Jansen noch einmal die Erschließung mit einer Mischwasser-Kanalisation auf. „Ist das wirklich noch zeitgemäß?“, fragte er. Die Diskussion entzündet sich seit Längerem daran, dass Regenwasser und Brauchwasser hier in dieselbe Kanalisation fließen sollen (Mischwasser-Kanalisation). Versickerungsflächen seien laut den Grünen in der heutigen Zeit zeitgemäßer.

Unterstützung bekam Jansen dabei vom Ausschussvorsitzenden Thomas Schulte, ebenfalls von den Grünen: „Das ist mir zu wenig ambitioniert. Wir haben eine neue Situation aufgrund der Klimakrise“.

Das ist mir zu wenig ambitioniert.

Thomas Schulte, Die Grünen

Trotzdem stand am Ende der Diskussion der Beschluss fest. Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurden die vom Kommunalbetrieb ausgearbeiteten Planungen für das Nahversorgungszentrum im Norden der Stadt beschlossen. Die Baukosten belaufen sich auf 600 000 Euro für insgesamt 411 Meter Kanalnetz.

Baukosten in Höhe von 600 000 Euro

Anfang nächsten Jahres sollen die Arbeiten beginnen. In vier Bauabschnitten ist eine Fertigstellung des Geländes bis Ende 2023 geplant. Parallel soll die Errichtung des Nahversorgungszentrums durch den Investor beginnen. „Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird mit der Wallfahrtsstadt Werl, den Stadtwerken und dem Investor eine Gemeinschaftsmaßnahme angestrebt“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Die Ausschussmitglieder der Grünen stellen die Bewertung der Versickerungsfähigkeit der Böden im Stadtgebiet – vom KBW als unzureichend deklariert – in Frage. „Bringen Sie einen Antrag in den Rat ein, noch einmal Fachleute dazu zu hören“, gab die CDU den Kritikern mit auf den Weg. „Dann werden wir sehen, was daraus wird“, so Ausschussmitglied Karl-Wilhelm Westervoß.

Bringen sie einen Antrag in den Rat ein. Dann werden wir sehen was daraus wird.

Karl-Wilhelm Westervoß, CDU

„Womit haben wir eigentlich im Sommer unsere Bäume gegossen?“, hinterfragte Jansen. Mit Trinkwasser, antwortete KBW-Betriebsleiter Jürgen Staubach. Der Kreis habe nämlich „zu Recht“ die Entnahme aus Gewässern verboten. Jansen sieht an dieser Stelle eine Regenrückhaltung immer noch als machbar an. „Auch eine Zisterne will gefüllt werden“, sagt Staubach dazu in Zeiten von wenig Regenfällen.

Im Rahmen des Erschließungsauftrages für das Nahversorgungszentrum beabsichtigt die Stadt zusammen mit dem Investor, einen Ausbau der Straße „An der Bundesbahn“ mit Ertüchtigung der Industriestraße und dem Kreuzungsbereich Langenwiedenweg/Brandisstraße. Dazu wird auch das bestehende Straßen- und Kanalisationssystem erneuert.

Kanalsanierung nicht möglich

Da in diesem Zusammenhang Anliegerbeiträge fällig werden, ist man im April bereits tätig geworden und hat eine Informations-Versammlung für die Betroffenen organisiert. Denn der Gesetzgeber regelt klar, dass bei einer Erneuerung Beiträge fällig werden. Anders sehe es bei Reparatur oder Renovierung aus, wollte Karl-Wilhelm Westervoß (CDU) noch einmal klar herausgestellt haben. Die beiden letzten Optionen gebe es aber nicht, stellte Heribert Dröllner, Abteilungsleiter Kanalbau und Kanalbetrieb, klar: „Die Kanäle sind in einem desolaten Zustand“.

Die Kanäle sind in einem desolaten Zustand.

Heribert Dröllner, Abteilungsleiter Kanalbau und Kanalbetrieb

Er belegte dies mit Fotos von gebrochenen und verformten Rohren aus einer TV-Kanalüberprüfung. Daher sei auch eine Renovierung mit dem Inliner-Verfahren nicht möglich. Bei diesem Verfahren werden passgenaue Schläuche in das zu reparierende Rohr eingefügt, die vorhandene Risse schließen. Das Aufreißen von Straßen ist dadurch nicht nötig, was die Kosten dieses Verfahrens gering hält. „Es ist augenscheinlich, dass der Kanal einbrechen kann“, erteilte Dröllner diesem Prozess jedoch eine klare Absage.

Entlastung für Anlieger?

Noch steht die Frage nach Fördermöglichkeiten durch das Land Nordrhein-Westfalen im Nachgang im Raum, die für die Anwohner eine bis zu 100-prozentige Entlastung des umlagefähigen Aufwands bedeuten kann. Das ist aber noch nicht geklärt.

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