Bürgermeister Torben Höbrink sagte, er könne grundsätzlich Anregungen des Gremiums weitergeben. „Aber ich sehe es nicht als städtische Aufgabe, einem Verein vorzuschreiben, wie er seine Veranstaltungen benennt.“
Dem pflichtete auch Marcel Westervoß (CDU) bei: Die Idee sei „sicher überlegenswert“, aber „wir sollten als städtisches Gremium dem Wirtschaftsring nichts vorschreiben“. Mit der Zustimmung zu den verkaufsoffenen Sonntagen gehe es doch in erster Linie darum, Planungssicherheit für die Werler Kaufmannschaft zu schaffen.
Frank Debeljak (CDU) äußerte sein Unverständnis darüber, dass die Grünen in der Angelegenheit „nicht längst auf den Wirtschaftsring zugegangen sind“.
Doch Uwe Jansen (Grüne) sah nicht seine Fraktion am Zug: „Das Thema ist schon häufiger in dieser Runde hier angesprochen worden. Der Wirtschaftsring kennt unsere Meinung dazu und kann gerne auf uns zukommen.“ Aber wenn der Wirtschaftsring nicht auf die Anregungen eingehe, nehme er sich eben auch die Freiheit dagegen zu stimmen.
Gerd Petermann (CDU) kritisierte, dass die Grünen statt auf Kommunikation und Austausch zu setzen, den Weg der Konfrontation wählten. „Ich freue mich auf den Autofrühling und die neuesten Elektro-Autos, die dort präsentiert werden.“ Die CDU werde die Kaufmannschaft unterstützen.
Wirtschaftsring-Chef Stefan Kümpel sagt auf Anfrage, dass der Verein durchaus schon länger die Idee verfolge, den Autofrühling weiter zu entwickeln. So habe der Wirtschaftsring bewusst Fahrrad- und Motorradhändler angesprochen. Doch von den Fahrradhändlern gebe es bisher keine positive Rückmeldung. Und eine Namensänderung ergebe nur Sinn, wenn diese sich auch im Angebot widerspiegelt. Beim Autofrühling dabei sei diesmal aber der ADFC, so Kümpel. Und grundsätzlich sei er „jederzeit offen für Gespräche, Anregungen und neue Ideen“.
Konstanze Kubath (Grüne) wies darauf hin, dass die Vorlage erst am Tag vor der Sitzung einsehbar war, die Grünen also nicht ausreichend Zeit gehabt hätten, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen oder erneut mit dem Wirtschaftsring zu sprechen.
Schulte hätte die Abstimmung über den verkaufsoffenen Sonntag zum Autofrühling gerne von der Abstimmung über die vier anderen Termine getrennt. „Wir arbeiten ja nicht gegen den Wirtschaftsring.“ Man brauche auch keine Polemik, sondern Ideen, versuchte er die Wogen wieder zu glätten.
Doch da war es bereits zu spät. Der Bürgermeister sah keine Grundlage für eine getrennte Abstimmung. Schließlich habe der Wirtschaftsring den Antrag genau so eingereicht. Und von Seiten der CDU wurde den Grünen „reine Effekt-Hascherei“ vorgeworfen. Die von Schulte angesprochene Polemik sei ja gerade aus Reihen der Grünen gekommen.
Der Rat stimmte letztlich mit großer Mehrheit für die fünf verkaufsoffenen Sonntage. Nur die Grünen votierten dagegen oder enthielten sich ihrer Stimmen.
Von Dominik Maaß
Kann man den Autofrühling moderner denken und um weitere Mobilitätsformen bereichern? Sicher! Nützt es etwas, gegen die verkaufsoffenen Sonntage zu stimmen, weil einem der Name zu altbacken ist? Bestimmt nicht! Die Grünen wollten in der Ratssitzung unbedingt ein Zeichen setzen und rasten mit Vollgas gegen die Wand. Einen Bewusstseinswandel erreichen sie so nicht. Stattdessen hat das grüne Lastenfahrrad nun einen Totalschaden. Dummes Klischee? Ja, stimmt. Aber genau dieses haben die Grünen mit ihrem Verhalten bedient. Beifall klatschen höchstens die, die ohnehin schon ihrer Meinung sind. Andere schrecken sie so eher ab.