Kontakt zu direkt vom Erdbeben Betroffenen hat Sahin nicht, aber seine Eltern leben in der Türkei. Und über Bekannte habe er erfragt, was die Menschen nun am dringendsten benötigen.
Sahin schätzt, dass mehr als 2000 Menschen nach Werl kamen – aus dem Kreis Soest, aber auch aus Hamm, Ahlen, Dortmund und Bochum. 40 bis 50 Tonnen an Hilfsgütern seien zusammengekommen.
Sahin räumt ein, dass er mit einer solchen Resonanz niemals gerechnet hätte und diese die Helfer vor Ort auch etwas überfordert habe. „Wir mussten die Aktion stoppen und 150 bis 200 Autos wieder wegschicken.“ Kurzzeitig herrschte rund um die Straße Neuwerk Verkehrschaos.
Nicht einkalkulieren konnte Sahin zudem den Großbrand der Galvanik nur einige hundert Meter weiter nord-westlich, der parallel zur Hilfsaktion immer größere Ausmaße annahm. Immer wieder rückten weitere Einsatzkräfte an. Sahin setzte schnell Ordner ein, um den Verkehr wenigstens etwas in Bahnen lenken zu können. Die Rauchwolke sei zum Glück in eine andere Richtung abgezogen.
Doch bei allen Schwierigkeiten, die der Ansturm der Spender bescherte, überwiegt bei Sahin die Begeisterung über die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Alle Nationalitäten seien an der Halle vertreten gewesen. Zahlreiche Mitglieder der Moschee-Gemeinde hätten sich bereit erklärt beim Sortieren zu helfen. Die Stadtwerke Werl spendeten Kartons und die Unternehmen Findik aus Werl und Gülay Özisik Logistik aus Mettmann stellen die Lastwagen.
Unterstützung gab es auch vom „All-you-could-need-Café“ der Ukraine-Hilfe in Hilbeck. „Wir haben von der Sammel-Aktion erfahren und fanden unheimlich stark, was dort auf die Beine gestellt wurde“, sagt Friedrich Wieschhoff. Die Ehrenamtler, darunter auch Flüchtlinge aus der Ukraine, durchforsteten ihre Kleiderkammer, um schnell Spenden für die Türkei zusammen zu tragen. „Das war eine ganz spontane Geschichte.“ Gegen 19 fuhren die Helfer mit einem Auto-Anhänger voller Kleidung zur Efor-Halle.
Insgesamt würden nun fünf Sattelzüge Richtung Türkei rollen, sagt Sahin. Zwei von ihnen werden über die Niederlande verschifft. Zusätzlich seien am Montag noch zehn Bullis für Hilfstransporte beladen worden, die von an anderen Orten aus starten.
Eine weitere Sammelaktion in Werl sei vorerst nicht geplant, sagt Sahin. Das alles ehrenamtlich zu organisieren, sei durchaus ein Kraftakt. Bislang habe er allein etwa 500 Anrufe entgegen genommen, sagte Sahin Dienstagmittag. In der Nacht sei er bis 4 Uhr wach geblieben und habe nur eine Stunde geschlafen.
Wer den Erdbebenopfern helfen will, soll sich nun deshalb besser an die gängigen Hilfsorganisationen wenden, etwa an das Rote Kreuz oder den Roten Halbmond.