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Fünf Sattelzüge gefüllt: Hunderte spenden für Beben-Opfer

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Von: Dominik Maaß

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Zusammen mit vielen Helfern organisierte Tahir Sahin (Mitte) die Hilfsaktion für die Erdbeben-Opfer in der Türkei. In der Efor-Halle, wo sonst große Feiern wie Hochzeiten stattfinden, stapelte sich am Montag und Dienstag Kartons voll mit Kleidung, Decken, Windeln und vielem mehr.
Zusammen mit vielen Helfern organisierte Tahir Sahin (Mitte) die Hilfsaktion für die Erdbeben-Opfer in der Türkei. In der Efor-Halle, wo sonst große Feiern wie Hochzeiten stattfinden, stapelte sich am Montag und Dienstag Kartons voll mit Kleidung, Decken, Windeln und vielem mehr. © Dominik Maaß

Als Tahir Sahin am Montagmorgen die schrecklichen Bilder vom Beben in der Türkei und Syrien sah, war für ihn schnell klar: „Ich muss etwas tun.“ Der 33-Jährige erinnerte sich an seinen Vater, der beim großen Beben 1999 eine Hilfsaktion organisierte und entschloss sich, es ihm gleich zu tun.

Werl – Sahin startete am Montagnachmittag einen Aufruf über diverse soziale Medien. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. Die in wenigen Stunden angelieferten Sachspenden reichen, um fünf Sattelzüge zu beladen.

Sahin ist einer der beiden Geschäftsführer der Efor-Eventhalle an der Straße Neuwerk in Werl. Dort, wo sonst große Feiern wie Hochzeiten stattfinden, stapelten sich ab Montagnachmittag nach und nach Kartons mit Kleidung, Schuhen, Decken, Windeln und vielem mehr.

Kontakt zu direkt vom Erdbeben Betroffenen hat Sahin nicht, aber seine Eltern leben in der Türkei. Und über Bekannte habe er erfragt, was die Menschen nun am dringendsten benötigen.

Mehr als 2000 Spender

Sahin schätzt, dass mehr als 2000 Menschen nach Werl kamen – aus dem Kreis Soest, aber auch aus Hamm, Ahlen, Dortmund und Bochum. 40 bis 50 Tonnen an Hilfsgütern seien zusammengekommen.

Sahin räumt ein, dass er mit einer solchen Resonanz niemals gerechnet hätte und diese die Helfer vor Ort auch etwas überfordert habe. „Wir mussten die Aktion stoppen und 150 bis 200 Autos wieder wegschicken.“ Kurzzeitig herrschte rund um die Straße Neuwerk Verkehrschaos.

Nicht einkalkulieren konnte Sahin zudem den Großbrand der Galvanik nur einige hundert Meter weiter nord-westlich, der parallel zur Hilfsaktion immer größere Ausmaße annahm. Immer wieder rückten weitere Einsatzkräfte an. Sahin setzte schnell Ordner ein, um den Verkehr wenigstens etwas in Bahnen lenken zu können. Die Rauchwolke sei zum Glück in eine andere Richtung abgezogen.

Doch bei allen Schwierigkeiten, die der Ansturm der Spender bescherte, überwiegt bei Sahin die Begeisterung über die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Alle Nationalitäten seien an der Halle vertreten gewesen. Zahlreiche Mitglieder der Moschee-Gemeinde hätten sich bereit erklärt beim Sortieren zu helfen. Die Stadtwerke Werl spendeten Kartons und die Unternehmen Findik aus Werl und Gülay Özisik Logistik aus Mettmann stellen die Lastwagen.

Auch Ukraine-Hilfe hilft

Unterstützung gab es auch vom „All-you-could-need-Café“ der Ukraine-Hilfe in Hilbeck. „Wir haben von der Sammel-Aktion erfahren und fanden unheimlich stark, was dort auf die Beine gestellt wurde“, sagt Friedrich Wieschhoff. Die Ehrenamtler, darunter auch Flüchtlinge aus der Ukraine, durchforsteten ihre Kleiderkammer, um schnell Spenden für die Türkei zusammen zu tragen. „Das war eine ganz spontane Geschichte.“ Gegen 19 fuhren die Helfer mit einem Auto-Anhänger voller Kleidung zur Efor-Halle.

Die schrecklichen Bilder vom Beben aus der Türkei und Syrien lösten eine große Welle der Hilfsbereitschaft aus. Auch die Ehrenamtler des „All-you-could-need-Cafés“ in Hilbeck beteiligten sich an der Werler Sammelaktion. Sie durchforsteten ihre Kleiderkammer, die für Flüchtlinge aus der Ukraine gegründet wurde, um schnell Spenden für die Türkei zusammen zu tragen.
Die schrecklichen Bilder vom Beben aus der Türkei und Syrien lösten eine große Welle der Hilfsbereitschaft aus. Auch die Ehrenamtler des „All-you-could-need-Cafés“ in Hilbeck beteiligten sich an der Werler Sammelaktion. Sie durchforsteten ihre Kleiderkammer, die für Flüchtlinge aus der Ukraine gegründet wurde, um schnell Spenden für die Türkei zusammen zu tragen. © Privat

Insgesamt würden nun fünf Sattelzüge Richtung Türkei rollen, sagt Sahin. Zwei von ihnen werden über die Niederlande verschifft. Zusätzlich seien am Montag noch zehn Bullis für Hilfstransporte beladen worden, die von an anderen Orten aus starten.

Eine weitere Sammelaktion in Werl sei vorerst nicht geplant, sagt Sahin. Das alles ehrenamtlich zu organisieren, sei durchaus ein Kraftakt. Bislang habe er allein etwa 500 Anrufe entgegen genommen, sagte Sahin Dienstagmittag. In der Nacht sei er bis 4 Uhr wach geblieben und habe nur eine Stunde geschlafen.

Wer den Erdbebenopfern helfen will, soll sich nun deshalb besser an die gängigen Hilfsorganisationen wenden, etwa an das Rote Kreuz oder den Roten Halbmond.

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