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Skelettierter Esel im Baugebiet „Eselwiese“? Funde weisen Hofstelle nach

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Von: Uta Müller

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Architekt Robert Schaeffer, Martha Zur-Schaepers (Grabungsfirma Eggenstein-Exca) und Axel Friebe-Wieschhoff (von links) am Grabungsort.
Architekt Robert Schaeffer, Martha Zur-Schaepers (Grabungsfirma Eggenstein-Exca) und Axel Friebe-Wieschhoff (von links) am Grabungsort. © Uta Müller

Ein skelettierter Esel in dem Baugebiet Eselwiese? Dieser Frage muss jetzt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nachgehen. Am Schöntalweg in Hilbeck sind vor der Erschließung eines Geländes bei Grabungen archäologisch interessante Funde entdeckt worden. Dort werden gerade sechs Baugrundstücke von der Grams und Schaeffer Projektbau erschlossen. Das Baugebiet trägt den Namen „Eselwiese“.

Hilbeck – Architekt Robert Schaeffer kann seinem „Wohnen auf der Eselwiese“ jetzt auch ein „wohnen auf historischem Grund“ hinzufügen. Denn eins ist schon jetzt gesichert - dort war vor rund 1200 Jahren schon menschliches Leben, das konnte im Fundkontext festgestellt werden. Dieser wurde jetzt über 14 Tage akribisch von einer professionellen Grabungsfirma fotografiert, skizziert und dokumentiert. Einen Denkmalstatus bekommt das Gelände aber nicht.

Siedlungsfundamente

Eine alte Hofstelle kann durch Siedlungsfundamente nachgewiesen werden. Dunkle Verfärbungen im Boden und mit anderem Sediment verfüllte Gruben zeugen von mittelalterlichem Wohnraum. Ebenso belegen dies ein Brunnen und Fundstücke, die nach ersten Erkenntnissen ins 8. oder 9. Jahrhundert sowie 10. bis 12. Jahrhundert datiert werden. Etwas „pferdeähnliches mit sehr guter Knochenerhaltung“, allerdings nicht als zusammenhängendes Skelett, war ebenfalls im Boden eingebettet.

Das bestätigt Martha Zur-Schaepers vom Unternehmen Eggenstein-Exca, das auf archäologische Ausgrabungen spezialisiert ist. Weiterführende Untersuchungen sollen jetzt tiefergehende Informationen geben. Denn ganz klar ist noch nicht, inwieweit die Fundstücke, die sowohl dem Früh- bis hin ins Spätmittelalter zugeordnet werden können, durch Erdaufträge dorthin gekommen sind. Das Gelände ließe Schlüsse auf Bodenbewegungen zu. Zweimal hat man deshalb auch in Schichten den Boden abgezogen, weil sich immer wieder Entdeckungen auftaten.

„Sehr hohe Befunddichte“

Bereits zu Beginn der Grabungen wurde schnell klar, dass es hier eine „sehr hohe Befunddichte“ so Zur-Schaepers, gab. Ganz schnell hieß es „Stopp, Fund!“ nach den ersten Sondierungen, erzählt Schaeffer. Bei der Bauvoranfrage war eine archäologische Sondierung empfohlen worden. Die Funde bestätigten den Verdacht des historisch interessanten Geländes. Die umfangreiche Grabung wurde veranlasst. Zehn 10-Liter Eimer konnten auf dem rund 2800 Quadratmeter großen Bereich mit Fundstücken gefüllt werden. „Das ist sehr viel“, erklärt Zur-Schaepers.

Als „interessant und sehr spannend“ bezeichnet Dr. Eva Cichy, LWL-Archäologin, die Funde. Es sei sehr selten, dass im Außenbereich Werls Nachweise von früher Besiedelung gefunden würden, stellt sie heraus. „Importware von Badorfer Keramik“ könne Aufschluss auf frühere Handelswege geben. So sind gut erhaltene Schwalbennest-Henkel gefunden worden. Ebenso große und kleine Scherben, die demnächst, teils in chemischer Aufbereitung, die Funde zeitlich genauer eingrenzen können.

LWL wird jetzt die Funde katalogisieren

Der LWL wird jetzt die Funde katalogisieren. Etwa drei Monaten werde dies in Anspruch nehmen. „Sehr gerne“ gebe man demnächst als Dauerleihgabe auch Exponate ins örtliche Museum Haus Rykenberg, bestätigt Eva Cichy.

Nicht immer sind Architekten oder Investoren glücklich damit, wenn archäologische Funde den Zeitrahmen durcheinanderwirbeln. Schaeffer sieht das entspannt. Sein Vater habe schon Interesse an der Historie gehabt und ihm davon wohl einiges mitgegeben, sagt er schmunzelnd. Die Baugrundstücke befinden sich gerade in der Verkaufsphase.

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