Glasfaser-Ausbau im Gewerbegebiet: Anlieger sind sauer

Die Anlieger des Gewerbegebiets „Am Golfplatz“ sind sauer. Vor zwei Jahren begannen die Gespräche für den Glasfaserausbau in der sogenannten Call 3-Förderung. Trotz der mittlerweile seit September letzten Jahres fertig gestellten Anschlussarbeiten können die Anwohner das schnelle Internet allerdings bis heute nicht nutzen.
Werl –Zudem haben die Bauarbeiten Schäden an den Zuwegungen des kompletten Geländes, auch auf den privaten Bereichen, hinterlassen. Die Gewerbetreibenden sehen dadurch eine Unfallgefahr. Menschen könnten so stolpern oder umknicken. Die Anlieger befürchten deshalb, in solch einem Fall als Eigentümer in Haftung genommen zu werden.
Mit ihren Anfragen bei Westnetz, die für den Ausbau und die anschließende Versorgung mit dem schnellen Internet zuständig ist, liefen die Unternehmer bislang jedoch ins Leere. Der bisherige Ansprechpartner beim Unternehmen hat Westnetz mittlerweile verlassen. Und jetzt fühle sich niemand mehr zuständig, klagen die Anlieger.
Westnetz räumt Fehler ein
Auf Anfrage und nach einer Besichtigung vor Ort räumt Westnetz Fehler ein und verspricht: „Die geschilderten Schäden sollen so nicht sein, entsprechen nicht unseren Standards und werden in jedem Fall beseitigt.“
Zu den noch ungenutzten Glasfaseranschlüssen heißt es weiter: „Dazu können wir als Westnetz keine Aussage tätigen.“ Das zuständige Vertragsunternehmen Eon werde aber „zeitnah auf die einzelnen Unternehmen vor Ort zugehen und die individuellen Vertragsdetails besprechen“.

„Man könnte einen roten Strich dran lang ziehen, wo sie gearbeitet haben“, erzählt Klaus Radtke, einer der Anlieger im Gewerbepark. Überall dort, wo Westnetz gewerkelt habe, sei der Unterboden auf bis zu zehn Zentimeter abgesackt. Dabei gebe es auf dem Gelände auch Lastwagen-Verkehr.
„Ich habe einen See vor der Halle, wenn es regnet“, beschwert sich Radtke weiter. In den absackten Bereichen sammele sich nämlich das Wasser und bilde nicht nur kleine Pfützen.
Lose, beschädigte, wieder zusammengesetzte und sogar komplett fehlenden Pflastersteine verärgern die Anlieger zusätzlich. Peter Garski, ein weiterer von ihnen, hat vorher – „glücklicherweise“ wie er sagt – vom Ursprungs- zustand ein Foto gemacht. „Wir als Unternehmer müssen für die Arbeit, die wir verrichten, auch haften“, meint Jens Wilk, ein anderer Betroffener, und schüttelt verständnislos den Kopf. Die Sorge bestehe, dass sich auch jemand verletze. Immerhin gebe es hier auch Kundenverkehr.
Dazu erklärt Westnetz: „Aufgrund der Historie (zum Beispiel Panzerbefahrung) haben wir in dem Bereich außergewöhnliche Verhältnisse vorgefunden, die uns beim Tiefbau und bei den Hausanschlüssen vor besondere Herausforderungen gestellt haben“. Deshalb habe man für die Arbeiten die Steine teilweise durchtrennt, da diese sehr fest verdichtet gewesen seien.
„Kurzfristig folgen dazu in den nächsten zwei bis drei Wochen Gespräche mit entsprechenden Dienstleistern, sodass der Ursprungszustand der Wege und Zufahrten zeitnah wieder hergestellt wird“, kündigt Westnetz weiterhin an.
Es gibt schon länger Probleme
Die Chronologie der Probleme „Am Golfplatz“ begann im Juli 2020, als die dortigen Anlieger ein Anschreiben der GWS (Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Werl) zum kostenlosen Glasfaseranschluss bekamen. Bei der Informationsveranstaltung im September 2020 wurde besprochen, vorhandene, durchgehende Leerrohre aus den Baracken des ehemaligen Militärgeländes zu nutzen.
Dem folgte ein Nutzungsvertrag von der Westnetz, den sie unterschrieben. Im Frühjahr 2021 wurde mit Tiefbauarbeiten begonnen. Die Nutzung der Leerrohre wurde dann aber doch abgelehnt. Im September 2021 wurden die Arbeiten mit den beschriebenen Schäden abgeschlossen. Den Anliegern wird zum gleichen Zeitpunkt mitgeteilt, dass die ursprünglichen Verträge mit der Innogy keine Gültigkeit mehr hätten. Die Verträge müssten neu mit Eon abgeschlossen werden. Seitdem zieht sich der im Call 3-Förderprogramm ausgeschriebene Ausbau.