Auch Architekt Nils Oetterer ist vor Ort und schaut nach dem Rechten. Normalerweise dürfe sich das Kirchenkreuz gar nicht bewegen. Doch es wackelt bereits, als die Dachdecker daran rütteln. Der Kaiserstiel – dabei handelt es sich um das meistens hölzerne senkrecht stehende oberste Bauteil der Dachkonstruktion, das die Kirchturmbekrönung wie den Wetterhahn, das Turmkreuz oder die Heiligenfigur trägt – ist recht lang und wird von verschiedenen Verschraubungen und Laschen an seinem Platz gehalten. Jetzt fehlen bereits die Muttern der Verschraubungen, weil sie korrodiert sind.
Während der Demontage fallen immer wieder Roststücke herunter. Als erstes muss der Wetterhahn zu Boden gelassen werden. Und nach mehreren Stunden folgt dann auch das Kreuz. Es ist von Rost zerfressen, doch die Gefahr ist abgewehrt.
„Das Kreuz hat bestimmt 80 Jahre dort oben ausgehalten“, vermutet Kunstschmied Rafael Jürgens. Er schätzt, dass das Exemplar im Jahre 1920 entstanden ist. Die offene Stelle auf dem Kirchendach wird abgedichtet. Jetzt gilt es, das Kreuz wieder zu restaurieren. „Ich werde das erst einmal begutachten. Und wenn man Pech hat, wird die Restauration mindestens zwei Jahre dauern“, sagt Jürgens.
Doch noch sind die Arbeiten in luftiger Höhe nicht abgeschlossen. Die Kugel befindet sich noch auf dem Kirchturm und wird mit Hammer und Meißel abgeschlagen. Wieder unten angekommen gibt es zudem eine Überraschung. In der vergoldeten Kugel befanden sich historische Dokumente, vermutlich aus den 30er-Jahren.
„Diese Kugeln werden häufig als Zeitkapseln genutzt. In jeder zweiten befinden sich Dinge aus den alten Zeiten“, erklärt Jürgens. Kersting ist von diesem Fund begeistert. „Die Dokumente gehen jetzt nach Paderborn ins Archiv und werden von Gerhard Best persönlich dorthin gebracht.“
Nachdem das sicher demontiert wurde, werden auch die beiden Turmkreuze besichtigt. Mit einem großen Teleobjektiv geht es für Jürgens wieder nach oben. Auf dem Marktplatz entgehen den Bürgern die Arbeiten nicht. Neugierig bleiben sie stehen und beobachten die Überprüfung. Jürgens zeigt sich zufrieden, erstmal. „Diese Kreuze halten noch und es geht noch keine akute Gefahr von ihnen aus, aber allzu lange sollte man nicht mehr warten.“ Die Ergebnisse der Fotos müssen aber erst noch ausgewertet werden. Bis dahin hat die Wallfahrtsbasilika erstmal nur ein Kreuz weniger.