1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Werl

Friseurin: "Solange wir auf haben, nehmen die Leute die Lage nicht ernst"

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Dominik Maaß

Kommentare

null
Sicherheitsabstand beim Haare frisieren - das ist unmöglich. © Symbolbild dpa

Werl – An einem normalen Freitag herrscht Hochbetrieb im Salon von Duha El-Hadjomar in der Werler Innenstadt. Doch an diesem Freitag seien bis zum Nachmittag nur zwei Kunden gekommen, sagt die Inhaberin. Sonst seien es bis zu 40. El-Hadjomar hat Angst. Nicht vor dem Virus, sondern um ihre wirtschaftliche Existenz. Das schlimmste sei die Unklarheit.

“Ich könnte heulen. Der Gesundheitsminister sagt, wir sollen alle eineinhalb Meter Abstand halten. Und gleichzeitig sagt er, Friseure sollen offen bleiben. Wie passt das zusammen?”

Die Mitarbeiter seien verunsichert und die Kunden blieben aus, sagt Duha El-Hadjomar. “Wenn wir auflassen dürfen , dann sollte die Regierung der Bevölkerung erklären warum, um die Angst zu nehmen. Dann kommt vielleicht auch der ein oder andere Kunde.” Andernfalls sollte man konsequent alle Läden für drei Wochen schließen. Dass Lebensmittelläden, Ärzte und Apotheken weiter öffnen, könne sie ja verstehen. “Aber warum Friseure? Aus eineinhalb Metern Entfernung kann niemand Haare schneiden.” Und der Kontakt zum Kunden dauere ja schnell mal 45 Minuten. “Und wenn ich den Föhn anmache, verteile ich im Zweifelsfall doch die Viren im Raum.”

Wirtschaftliche Katastrophe

Ob Schließung oder nicht, wirtschaftlich sei die Situation so oder so eine Katastrophe. “Als Kleinunternehmerin habe ich keine Rücklagen für die Rente oder ähnliches.” Das Geschäft, die Wohnung, die Kinder – die Kosten liefen ja weiter. Ihren zwei Mitarbeitern habe sie schweren Herzens schon gekündigt. Nun hat sie noch vier Lehrlinge in ihrem Team.

Die Vorgaben zur Hygiene habe sie in ihrem Geschäft bislang überfüllt, sagt El-Hadjomar. Einwegumhänge für jeden Kunden, großflächige Desinfektion von Stühlen, Spiegeln, Waschbecken, Kassenbereich und Türgriffen und einen Mindestabstand von drei Metern könne sie gewährleisten. “Aber dann muss der Gesundheitsminister auch sagen, dass die Leute keine Angst zu haben brauchen.”

Kollegin schließt Salon ab Montag

El-Hadjomars Berufskollegin Yasmin Findik-Kavsut, die ihren Salon an der Steinerstraße in Werl hat, hat sich am Freitagvormittag bereits dazu entschieden, ab nächste Woche für mindestens 14 Tage nicht mehr zu öffnen. “Wir wollen weder uns, noch unsere Kunden gefährden.” Findik-Kavsut findet es “unverantwortlich”, dass keine klare Entscheidung getroffen wurde. 

“Solange die Friseure noch auf haben, werden die Leute die Lage nicht ernst nehmen”, glaubt sie. Als Friseurin könne man keine Mindestabstände einhalten. Die älteren Kunden hätten ihre Termine ohnehin schon abgesagt, nur die Jüngeren kämen noch.

Auch interessant

Kommentare