Die aktuelle Situation sei kein Grund, sich von einer Flugreise abschrecken zu lassen, ist sich Sabine Wanjura, Geschäftsführerin des TUI-Reisecenters an der Siederstraße, sicher. Zwar seien an der ein oder anderen Stelle schon Probleme aufgetreten, das halte sich bisher jedoch in Grenzen. Dennoch sagt die Reiseexpertin: „Wir bekommen das Chaos mit.“ In erster Linie zeige sich das durch die Verschiebung von Flugtagen und Abflughäfen.
Als besonders betroffen nimmt man auch im Tui-Reisecenter die größten Flughäfen in Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf und Köln/Bonn, wahr. Wer von dort abfliegt, müsse mindestens drei statt der sonst üblichen zwei Stunden vor Abflug da sein. „Wesentlich entspannter läuft es an kleinen Flughäfen“, sagt Wanjura über die vergangenen Tage.
Im Gegensatz dazu lasse sich bei den Fluggesellschaften kein Schwerpunkt ausmachen. „Lufthansa, Eurowings, Corendon“, zählt Wanjura auf. „Alle sind betroffen.“ Auch am Boden ziehe sich das Problem „wie ein Kaugummi“ durch, sowohl bei den Sicherheitskontrollen, als auch beim Check-in. Obwohl sie die zu Grunde liegenden Personalprobleme nachvollziehen kann, ein Stück weit stoßen diese bei Wanjura auch auf Unverständnis.
Schon im vergangenen Jahr, als die Reisebranche pandemiebedingt heruntergefahren war, sei klar gewesen, wenn Urlaub machen wieder ohne Einschränkungen möglich ist, wird es Personalprobleme geben. Ein zumindest in Teilen vermeidbares Ärgernis für die Reiseberaterin, sei man doch eigentlich froh, „dass die Branche wieder boomt“. Zu lange habe man die Warnzeichen ignoriert.
Immerhin: „Die Kunden fliegen trotzdem“, so der Eindruck von Wanjura. Die Freude, endlich wieder in den Urlaub fliegen zu können, sei bei den Werlern größer als die „Angst“ vor dem Fliegen. Hinzu kommt, dass Corona-bedingt aktuell keine Reisebeschränkungen vorliegen. „Noch“, hat Wanjura die aktuell stark steigenden Zahlen im Kopf und kann die Scharen an Urlaubswilligen daher gut verstehen.
Aus ihrer Sicht zeigt das Flugchaos, wieso Reisebüros auch in Zeiten von Online-Buchungen im Internet Bestand haben. Anstatt sich, wenn es am Flughafen Probleme gibt, „dort die Finger wund zu wählen“ und in einer Hotline der Online-Portale zu landen, wüssten Urlauber, die im Reisebüro gebucht haben, dass man sich dort direkt um sie kümmert und „schnell eine Lösung findet, damit man noch was vom Urlaub hat“, so Wanjura. Denn: Auch beispielsweise in Düsseldorf seien einige Fluggesellschaften nicht mit eigenem Personal vertreten.
Dringender Tipp der Reiseexpertin: Belege über Verspätungen, ausfallbedingte Ausgaben und Co. sollten gesammelt werden. „Erst den Urlaub genießen, und danach damit ins Reisebüro“, könnten Reisende je nach Art des Problems so bis zu 400 Euro Rückerstattung von der jeweiligen Airline erhalten. Einige Fluggesellschaften haben dafür auch eigene Internet-Portale.
Gleiches Spiel in der Fußgängerzone. Auch Wolfgang Velmer vom gleichnamigen Reisebüro erkennt bei den Werlern keine Flug(chaos)-Angst. Konkrete Auswirkungen der aktuellen Lage spüre man bislang kaum. An vermehrtem Nachfragen werde aber klar: Viele Reisende sind verunsichert. „Wir sagen jedem, der ab Düsseldorf fliegt: Am besten drei bis vier Stunden vor Abflug da sein“, so Velmer. Der Airport der Landeshauptstadt sei „in unserer Gegend“ der Schwerpunkt des Flugchaos. Besonders dort müssten sich Reisende auf längere Wartezeiten einstellen. Genau wie im Tui-Reisecenter ist die Empfehlung daher klar: An kleinen Flughäfen gebe es solche Probleme nicht. „Münster, Paderborn und Kassel“, nennt Velmer einige Beispiele.
Zumindest bei den typischen Sommerurlaub-Destinationen kann der Reiseexperte, was gänzlich annullierte Flüge angeht, beruhigen: „Die Touristenstrecken sind wenig betroffen.“ Eher die Nebenstrecken seien betroffen, „beispielsweise nach Dublin oder innerdeutsch“, weiß Velmer.
Von den Problemen nicht betroffene Fluggesellschaften gebe es kaum. Da der nächste große Flughafen von Werl Düsseldorf ist, dort Eurowings sehr stark vertreten ist, habe man es aber besonders mit dieser Airline zu tun.
Auswirkungen auf die Nachfrage habe das im Reisebüro Velmer bis jetzt noch nicht. Im Gegensatz zu Corona: Zwar ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar, das Vorkrisenniveau sei aber noch nicht erreicht. „Das wird noch dauern.“