„Das ist alles nicht einfach“, sagt Jörg Tigges. Aber das schwere Jahr habe sich bemerkbar gemacht, der Ausfall von Stadt- und Schützenfesten, auch der von Familienfesten – und das bei weiterlaufenden Kosten. Hinzu komme der stets problematische Standort am Maximilian-Heinrich-Platz inmitten von Wohnhäusern, der alles andere als präsent sei für Laufkundschaft. Daher sei, wenn der Neustart wie erhofft gelingt, der Wechsel in ein anderes Ladenlokal zum Verkauf eine Option“, sagt der Unternehmer. „Denn die Lage ist das A und O.“
Mithilfe des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter würden nun „mit der Geschäftsführung gemeinsam Lösungswege erarbeitet, um bestmöglich für alle Beschäftigten einen nachhaltigen Arbeitsplatzerhalt zu sichern“, versichert Anwalt Kuhlmann.
„Unser wichtigstes Ziel ist die Sicherung der Arbeitsplätze und Wahrung der Interessen aller Gläubiger“, so Kuhlmann. Auch Jörg Tigges lägen vor allem die teils langjährigen Mitarbeiter am Herzen. „Der Erhalt des Familienbetriebes ist das Ziel der Sanierungsbemühungen“, sagt Tigges. „Aufgrund der sehr guten Qualität der Fleisch- und Wurstwaren sehe ich hierfür auch trotz des anhaltenden Pandemieumfelds im Rahmen einer Neuausrichtung gute Chancen“, lobt Kuhlmann.
Für Tigges geht damit die wechselvolle jüngere Geschichte in eine neue Runde. Erst vor einem Jahr hatte es einen Neustart nach dem zuvor beschlossenen Aus gegeben. Ende 2019 hatte Jörg Tigges den Betrieb zunächst geschlossen. „Fleischerei & Partyservice Tigges“ schien Vergangenheit zu sein. Das Aus des Ladens sei aus wirtschaftlichen Gründen alternativlos gewesen, hieß es Ende 2019. Sechs Festangestellten und fünf Aushilfen hatte Tigges mit dem Ende des 31 Jahre alten Familienbetriebs kündigen müssen.
Beim Neuanfang mit neuem Konzept auf kleinerer Flamme wurde freitags und samstags das Ladenlokal am Maximilian-Heinrich-Platz wieder belebt. Das Ladenlokal gehört dem Vater. Also reifte die Idee, das Geschäft wiederzubeleben. „Denn Fleisch und Wurst, da lebe ich für“, sagte der Werler damals. Alle Wurstwaren, auch verpackte, kommen aus eigener Herstellung. Zudem gab es Produkte aus der Region, zum Beispiel Marmeladen, an der warmen Theke gab es Leberkäse sowie warme Fleischprodukte als „Metzgerei-Imbiss“. Zudem liefen der Partyservice und die Wurstvermarktung an Wiederverkäufer weiter.
Früher hatte die Familie einen kleinen Supermarkt am Maximilian-Heinrich-Platz betrieben. Aber stets war das Geschäft vor allem bekannt für seine Wurstwaren aus eigener Herstellung, daher war vor einigen Jahren umgebaut worden zur Fleischerei. Natürlich sei die aktuelle Entwicklung auch für die Familie „emotional“, sagt Tigges. „Aber wir versuchen, das aufrecht zu halten – in welcher Form auch immer.“