Jeden Tag Warten hätte weitere Kosten bedeutet.
Im Rat hatte Pöpsel angemerkt: „Jeden Tag Warten hätte weitere Kosten bedeutet.“ Denn die Abrissarbeiten waren nach der Fledermaus-Sichtung sofort eingestellt worden. Und blieben es auch für gut zehn Tage, obwohl die Einschätzung des Gutachters laut Pöpsel schon am 18. Juli vorgelegen hatte.
Das Problem: Da teure Baumaschinen zum Abriss an der Brandisstraße eingesetzt wurden, entstanden durch die Behinderung jeden Tag 3 000 Euro Zusatzkosten, rechnete der Stadtplaner im Rat vor. „Und dann wurde immer Neues festgestellt“, sagte er zur Serie von Pleiten, Pech und Pannen, die den Abriss der Brandruine von zuletzt 290 000 auf 485 000 Euro verteuerten. Der Rat sollte die außerplanmäßige Ausgabe genehmigen – und tat das auch (siehe Bericht unten)
Aber es gab kritische Fragen der Politik. Es sei „erschreckend“, dass Mehrkosten in dieser Höhe aufgetreten seien, sagte der fraktionslose Jürgen Stache. Er erinnerte daran, dass der Abriss der Petrischule einst wegen erheblicher Mehrkosten neu ausgeschrieben worden war. Außerdem sei zu fragen, seit wann bekannt ist, dass der Abriss durch Altlasten teurer wird – und dass es diese Altlasten überhaupt gibt, die zu Mehrkosten führten.
Die verteuernden Faktoren seien aber tatsächlich erst im Sommer dieses Jahres aufgetreten. „Wir hatten durch den Brand zuvor nicht alles untersuchen können, da wir die Halle wegen der Einsturzgefahr nicht untersuchen konnten“, erläuterte Pöpsel.
Uwe Jansen (Grüne) hinterfragte die Aussage, dass das Gebäude nach dem Brand wegen Einsturzgefahr nicht betretbar gewesen sei. „Wenn es so war, dann hätte man besser absperren müssen, nicht nur mit Flatterband.“ Das brandmarkte Jansen als unprofessionell.
Und warum ein Longfront-Abrissbagger als „überdimensioniertes Gerät“ eingesetzt worden sei, wollte der Grüne bezüglich der Stillstands-Kosten wissen. Nicht zuletzt sei zu fragen, warum die Stadt überhaupt so lange mit dem Abriss gewartet habe. Wäre das kurz nach dem Brand passiert, „hätte man dort wohl keine Fledermäuse gefunden“, sagte Jansen.
Bürgermeister Torben Höbrink verwies auf die Pflicht zur Ausschreibung der Abrissarbeiten. Durch die Flutkatastrophe des Vorjahrs habe es an Maschinen gefehlt, als beauftragt wurde. Ob es dieser Großmaschine bedurfte oder nicht, wisse er nicht. Und bezüglich des Tierschutzes seien die Auflagen „nun mal so, wie sie sind“. Wenn Fledermäuse gefunden, aber ignoriert worden wären, wolle er nicht in der Haut des Verantwortlichen stecken, sagte der Bürgermeister.
Jürgen Stache hinterfragte, warum in einer alten Kartoffelhalle überhaupt Altlasten auftauchen können. Dabei handele es sich aber laut Höbrink um „belasteten Fensterkitt – das hat mit Kartoffeln nichts zu tun“. Allerdings hatte die Verwaltung in der Ratsvorlage angemerkt, dass im Zuge des Abrisses „unterhalb der befestigten Flächen“ Altlasten vorgefunden worden seien und der Kreis demnächst eine Sondierung des Grundstücks durchführen werde. Ob und wann eine Altlastensanierung erfolgen muss, könne erst danach festgelegt werden.
Das ist aber nicht alles. Offenbar befindet sich auch in den befestigten Flächen eine Altlast: Teer. Offen ist, ob der Schadbereich noch liegen bleiben darf. Klar ist: Irgendwann muss er raus und entsorgt werden – weitere Kosten inklusive.
Das ist wie ein Freifahrtsschein für jedes Unternehmen, etwas zu finden – man muss nur suchen
Gerd Petermann (CDU) griff im Rat das Altlasten-Thema auf. Vor sechs Jahren seien die Grenzwerte für Asbest um den Faktor zehn verschärft worden. Asbest finde sich aber nun mal fast überall in kleinen Konzentrationen. „Das ist wie ein Freifahrtsschein für jedes Unternehmen, etwas zu finden – man muss nur suchen“, kritisierte der Christdemokrat.
Beim Erwerb der Halle seien die Regularien nicht so streng wie heute gewesen. Und bezüglich des Umgangs mit Fledermäusen müsse sich die Stadt an Recht und Gesetz halten, „auch wenn die Grünen sich da nicht einig sind“, stichelte Petermann in Richtung der Kollegen.