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Familie versteigert Bild von bekanntem Künstler für guten Zweck

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Von: Dominik Maaß

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Roland Pastoor zeigt das Bild, das Carl Brodhun vor 36 Jahren gemalt hat und bis vor kurzem im Esszimmer seiner Mutter hing. Mit ihrem Einverständnis will er das Gemälde nun für die Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ versteigern.
Roland Pastoor zeigt das Bild, das Carl Brodhun vor 36 Jahren gemalt hat und bis vor kurzem im Esszimmer seiner Mutter hing. Mit ihrem Einverständnis will er das Gemälde nun für die Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ versteigern. © Maaß

Viele Jahre erinnerte das Bild im Hause Pastoor an die Freundschaft mit dem Werler Künstler Carl Brodhun. Nun, da es in der neuen, kleineren Wohnung von Karola Pastoor keinen rechten Platz mehr hat, soll das Gemälde einem neuen Eigentümer Freude bereiten. Und dabei auch noch einem guten Zweck dienen.

Werl – Den Erlös aus der Versteigerung wollen Pastoors der Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ spenden.

Die abstrakte Malerei mit den kräftigen Blautönen, den gelben und braunen Farbverläufen erinnert auf den ersten Blick an Zellstrukturen. Doch wer weiß, woher die Inspiration für das Werk aus dem Jahr 1987 rührt, kann darin noch etwas ganz anderes erkennen.

Über die SPD kennengelernt

Eigentlich hätte auch ein kräftiges Rot gut ins Bild gepasst. Denn kennengelernt haben sich Carl Brodhun und Wilfried Pastoor einst über ihre Mitgliedschaft in der SPD, weiß Sohn Roland Pastoor. Wilfried und Karola Pastoor und Carl und Marie Theres Brodhun freundeten sich mit der Zeit an, luden sich gegenseitig zum Essen ein.

Roland Pastoor zeigt das Bild, das Carl Brodhun vor 36 Jahren gemalt hat und bis vor kurzem im Esszimmer seiner Mutter hing. Mit ihrem Einverständnis will er das Gemälde nun für die Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ versteigern.
Roland Pastoor zeigt das Bild, das Carl Brodhun vor 36 Jahren gemalt hat und bis vor kurzem im Esszimmer seiner Mutter hing. Mit ihrem Einverständnis will er das Gemälde nun für die Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ versteigern. © Maaß

Blumenstrauß als Inspiration

Zu einem dieser Besuche habe seine Mutter einen außergewöhnlichen Blumenstrauß mit Baumwollblüten mitgebracht, erzählt Roland Pastoor. Als seine Eltern einige Zeit später erneut bei Brodhuns zu Gast waren, fiel Karola Pastoor in dessen Atelier das neue Bild ins Auge. Brodhun habe seiner Mutter erzählt, dass ihn der besondere Strauß zu dem Werk inspiriert habe. Für Karola Pastoor war klar, dass sie das Bild kaufen muss. 500 Mark habe sie für das Bild gezahlt, das nun versteigert werden soll, die gleiche Summe für ein ähnliches Werk, berichtet Roland Pastoor.

Beide Bilder hingegen bis zum Umzug von Karola Pastoor nebeneinander in ihrem Esszimmer. Als Roland Pastoor seiner Mutter von der Idee mit der Versteigerung erzählte, war die 83-Jährige sofort einverstanden: „Das ist eine gute Idee, das würde Deinem Papa auch gefallen.“ Wilfried Pastoor, langjähriger SPD-Fraktionschef im Werler Rat, ist vor acht Jahren verstorben.

So läuft die Versteigerung

Auch Carl Brodhun wäre wohl einverstanden. Schließlich stellte der Künstler 2003, kurz vor seinem Tod, selbst ein Bild für „Nachbar in Not“ zur Verfügung. 3000 Euro kamen damals zusammen.

Und so funktioniert die neue Versteigerung: Wer für das Gemälde bieten möchte, meldet sich entweder per E-Mail an lokales-werl@soester- anzeiger.de oder unter Telefon 02922/971217 und hinterlässt sein Gebot und seine Kontaktdaten. Die Versteigerung des Kunstwerkes läuft bis einschließlich 9. Mai, das Mindestgebot beträgt 50 Euro. Der Meistbietende erhält den Zuschlag.

Carl Brodhun malte, gestaltete Skulpturen, Fenster und Brunnen. Selbst im Alter schuf er noch Kunstwerke, die die Wallfahrtsstadt bis heute prägen. Im Jahr 1996 entstand beispielsweise der Brunnen vor dem Hellweg-Center. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er den Entwurf für das große Buntglasfenster für das dortige Gebäude geliefert. Eines seiner größten Kunstwerke schmückt sogar die Hauptstadt: Carl Brodhun platzierte in Berlin im Regierungsviertel eine 6,50 Meter hohe Glaspyramide.

Der Mosaikbrunnen vor dem Hellweg-Center gehört zu den Werken, die Brodhun seiner Heimatstadt hinterlassen hat (links). 2003, kurz vor seinem Tod, stellte der Künstlers selbst eines seiner Gemälde für eine Versteigerung zu Gunsten der Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ zur Verfügung.
Der Mosaikbrunnen vor dem Hellweg-Center gehört zu den Werken, die Brodhun seiner Heimatstadt hinterlassen hat (links). 2003, kurz vor seinem Tod, stellte der Künstlers selbst eines seiner Gemälde für eine Versteigerung zu Gunsten der Anzeiger-Aktion „Nachbar in Not“ zur Verfügung. © Schoplick/archiv

Werk und Leben von Carl Brodhun

Seine Präsenz ging über die Landesgrenzen hinaus: So stellte Brodhun seine Werke auch in Paris, Washington und New York aus. Geboren wurde Carl Brodhun am 3. April 1921 in Weißenborn. Als Sohn eines Landwirtes aus Thüringen machte er als Zehnjähriger die ersten Erfahrungen mit der Farbe. Nach seinem Studium kam Carl Brodhun in den 1950er Jahren nach Werl und war hier bis zu seinem Tod als freischaffender Maler tätig. Von 1960 bis 1971 lehrte er auch als Volkshochschuldozent an der VHS Werl-Wickede-Ense sowie ab 1972 am Ernst-Barlach-Gymnasium in Unna.

Carl Brodhun war 1987 auch der maßgebliche Begründer der Werler Malschule. Bereits im Jahr 2000 wurde Brodhun in Werl mit der höchsten städtischen Auszeichnung in Form der Ehrenplakette geehrt. Nach kurzer schwerer Krankheit starb er am 21. Juni 2003 im Alter von 82 Jahren. Seine Heimatstadt ehrte ihn nach seinem Tod auf besondere Weise. Im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Union-Gelände trägt eine Straße seinen Namen.

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