„Das ist alles mit heißer Nadel gestrickt“
Dass aktuell noch nicht klar ist, wie genau diese Umlage an den Kunden weitergereicht werden soll, wundert Norman Petersson, Leiter Vertrieb und Finanzen bei den Stadtwerken Werl, nicht: „Das ist alles mit heißer Nadel gestrickt“ – und es muss nun kurzfristig von den Stadtwerken vorbereitet und umgesetzt werden, da die Umlagen zum 1. Oktober greifen sollen. Das Geld daraus bleibe aber nicht bei den Stadtwerken, sondern werde direkt weitergeleitet. Dass die Umlagen zwar aus der Not geboren, aber dennoch wichtig und nötig sind, betont Petersson. „Beide sind dafür da, die Lieferfähigkeit von Gas sicherzustellen.“ Bräche die zusammen, müssten die Stadtwerke Werl Gas zu noch sehr viel höheren Kosten im zehnfachen Bereich beschaffen.
Fest steht mittlerweile, dass sich der Gaspreis bei den Stadtwerken Werl damit binnen weniger Monate mehr als verdoppeln wird. Denn zum 1. September und zum 1. Januar wird der heimische Energieversorger zusätzlich seine Preise anheben, im September um 30 Prozent und zum Januar nochmals um weitere 30 Prozent. Mindestens. Wahrscheinlich wird es sogar noch mehr.
Dass das für viele Kunden dramatische Folgen hat, wissen die Stadtwerke. Etliche Kunden haben bereits Abschläge angepasst, um im Januar keinen Nachzahlungs-Schock zu bekommen. Es gebe durchaus auch Tränen bei Telefonaten mit Kunden, die nicht mehr wissen, wie sie all das bezahlen sollen, schildert Petersson. Die Stadtwerke Werl bereiten sich bereits auf harte Wochen vor, wenn Ende Januar die Jahresverbrauchsabrechnungen rausgehen.
Es gebe spezielle Schulungen für Mitarbeiter, wie sie verfahren sollen und wie sie geschockten Kunden begegnen, wenn sie dann anrufen. „Wir bereiten uns auf schwierige Zeiten vor“, sagt der Vertriebsleiter. Daher sucht der Energieversorger auch schon den Kontakt zur Caritas, um Härtefälle vermitteln zu können und um hilflose Kunden in finanziellen Notlagen nicht im Regen stehen zu lassen.
Allerdings hat der Energieversorger auch registriert, dass die Kunden nicht in den Stadtwerken den Sündenbock sehen, dass der offene Umgang mit der Preisentwicklung und die Berichterstattung darüber sich auszahlt. „Viele Menschen wissen Bescheid, sie wissen, was kommt.“
Die Stadtwerke werden alle Kunden kurzfristig schriftlich über die kommenden Schritte informieren.