Tier-Paten erklären, warum sie „Equus et Humanitas“ unterstützen

Vor knapp zwei Monaten kamen zwei neue Bewohner auf das Grundstück von Simone Roolf, Vorsitzende des Vereins „Equus et humanitas“, der jenen, die dies nicht aus eigener Tasche finanzieren können, zu tiergestützter Therapie verhilft.
Holtum - Und die beiden Schäfchen der bedrohten Nutztierrasse der Skudden haben sich sehr gut eingelebt und sowohl mit den beiden Hunden wie mit den beiden Lamas angefreundet, mit ihnen verbringen sie die Nächte sogar aneinandergekuschelt. Über den Aufruf im Anzeiger fanden sich auch für die Schafe nun Paten. Über deren Motivation sprach Klaus Bunte mit ihnen und Simone Roolf. Die Gespräche fanden Corona-konform getrennt voneinander und zum Teil am Telefon statt.
Wie sind Sie auf den Verein und die Möglichkeit zur Patenschaft aufmerksam geworden und warum wurden Sie Paten?
Annette Denninghaus: Durch den Anzeiger. Darauf habe ich mich spontan gemeldet und bin nun eine Patin für das weiße Schäfchen Schnucki. Ich wusste gleich: Das ist es, was ich immer schon machen wollte, diese Kombination aus der Arbeit mit Tieren und mit Kindern. Denn im Berufsleben war ich Förderschullehrerin an der Jakob-Grimm-Schule in Soest, und privat habe ich mir lange Pferde und Ponys gehalten und sie im heilpädagogischen Reiten einer AG der Schule eingesetzt. Ich habe Simone Roolf gefragt, ob ich mich über die finanzielle Unterstützung hinaus ehrenamtlich einbringen kann, und nun komme ich einmal pro Woche her und arbeite mich ein im Umgang mit den Lamas und den Skudden. Ich mache Stallarbeiten, wir gehen mit den Lamas spazieren, um mit ihnen vertraut zu werden und sie weiter an die Umweltreize zu gewöhnen, und das ist schon eine Herausforderung. Erfahrung mit Pferden ist da schon förderlich, sie sind ja ebenfalls Fluchttiere. Die Schäfchen werden weiter handzahm gemacht, und da haben sie sich in den wenigen Wochen schon sehr gut gemacht. Die interessierten mich ganz besonders, da ich mich mit der Wollverarbeitung beschäftige.
Simone Roolf: Im Mai müssten sie übrigens erstmals geschoren werden. Wer sich damit auskennt und auch die Geräte hat, darf sich gerne bei uns melden.
Frau Meinberg, Sie haben die Patenschaft verschenkt, richtig?
Marie-Luise Meinberg: Richtig. Die eigentliche Patin für Schnucki, das weiße der Schäfchen, ist meine Enkelin aus Westönnen. Ich habe ihr die Patenschaft zu Ostern geschenkt.
Wie reagierte Sie denn auf dieses ungewöhnliche Geschenk?
Marie-Luise Meinberg: Sie fand es toll. Sie wusste ja von dem Verein und den Tieren, da wir uns auch schon an dem Aufruf, den Schafen Namen zu geben, beteiligt hatten. Mit ihr war ich schon zweimal hier, das ist immer ein Highlight für sie, denn sie ist absolut tierlieb. Und so habe ich zwei Dinge miteinander verbinden können: Zum einen das Tierwohl, zum anderen kann ich dem Kind die Natur, der es ohnehin schon sehr verbundenen ist, noch näher bringen.
Frau Koerdt, Sie sind ja stellvertretend für Ihre Firma hier, nicht wahr?
Sabrina Koerdt: Ja, für Biermann und Heuer aus Büderich. Wir haben schon seit zwei Jahren für das Lama Otto eine Patenschaft, also seit Anfang an. Unsere Unterstützung ist in erster Linie finanzieller Natur, aber wir schauen auch gerne mal vorbei und besuchen die Tiere. Bei meinem Sohn Jan ist dann jedes Mal die Freude groß. Denn so etwas bekommt man ja nicht im Streichelzoo.
Ist das für die Kinder nicht manchmal frustrierend, dass die Tiere nicht so zugänglich sind wie ein Hund oder eine Katze?
Simone Roolf: Im Gegenteil. Im Streichelzoo, da streichelt ein Kind ein Tier dreimal, dann ist das uninteressant. Hier jedoch bleiben selbst Kinder mit ADHS eine Viertelstunde ruhig sitzen mit glänzenden Augen und versuchen konzentriert, Kontakt zu den Tieren aufzubauen.
Herr Pudersbach, Sie fördern ja aus dem fernen Castrop-Rauxel ...
Andy Pudersbach: Ich wollte immer schon einmal so etwas unterstützen. Durch einen Zufall bin ich dann auf die Homepage des Vereins gestoßen und habe Simone Roolf angeboten, ihr mit meinem IT-Service ihre Website zu verbessern. Seit die Lamas da sind, bin ich einer ihrer Paten. Bei Simone Roolf weiß ich, dass die Unterstützung wirklich dort ankommt, wo sie hin soll. Darüber informiert sie sehr gut in den sozialen Medien.
Herr Sander, wie kommt man als Wuppertaler dazu, einen Verein in Werl zu fördern?
Carsten Sander: Ein Kollege erzählte mir vor einigen Jahren einmal von der tiergestützten Therapie hier. So lernte ich Simone Roolf und den Verein kennen. Ich selber unterrichte heute die Studenten an Simone Roolfs Heilpferdeakademie zu allen versicherungstechnischen Fragen.
Aber man kann ja für alles Mögliche spenden. Warum hierfür?
Carsten Sander: Vor zwei oder drei Jahren hatte ich ein einschneidendes Erlebnis. Da erzählte mir eine Frau vom schweren Schicksal ihres Sohnes. Der arme Junge musste in Folge einer Gehirnhautentzündung starke Medikamente nehmen und hatte infolgedessen zwei oder drei Schlaganfälle. Sie berichtete, wie gut ihm die Reittherapie tut und man dadurch auch die Dosen seiner Medikamente gegen seine Verkrampfungen senken konnte. Doch leider ist in Deutschland die tiergestützte Therapie nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten. Man muss das alles selber bezahlen. Wenn meinen Kindern so etwas passieren würde, könnte ich das über einen langen Zeitraum stemmen. Doch es gibt viele Familien, die das nicht können. Man kann gewisse Dinge nicht heilen. Der Verein hilft, an dieser Stelle etwas Lebensqualität zurückzubekommen.