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Elfriede Engelke aus Werl feiert ihren 100. Geburtstag

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Von: Ilka Platzek

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Elfriede Engelke in ihrem Garten, in dem sie heute noch gerne arbeitet.
Elfriede Engelke in ihrem Garten, in dem sie heute noch gerne arbeitet. © Platzek

Elfriede Engelke, Jahrgang 1922, blickt auf ein erfülltes Leben zurück: „Arbeiten musste ich immer und im Urlaub war ich nie. Daran hatte ich aber auch kein Interesse und keine Zeit“, beteuert sie, die am 27. Juni ihren 100. Geburtstag feiert.

Werl -  Rüstig wirkt sie, die alte Dame mit der großen Modeschmuckkette in Schwarz, passend zum schwarz-weißen Outfit. Nur der Rollator hinter ihrem Sessel verrät, dass sie nicht mehr so gut zu Fuß ist. Sie hört schlecht und so schlank wie jetzt ist sie erst seit einer überwundenen Krebserkrankung: „Ich habe keinen Magen mehr.“

Sie ist in Schlesien geboren, in Niederweiden, als Elfriede Hrapia und lebte mit ihrer Familie in Wilkau bei Breslau. „Als ich 14 war, starb meine Mutter und mein Vater schickte mich zu meiner Tante. Die arbeitete auf einem Gutshof in Tündern in der Nähe von Hameln.“ Dort fand auch die junge Elfriede Arbeit: „Erst habe ich in einem Schreibwarengeschäft geputzt, dann etliche Jahre in der Kantine als Bedienung.“

In dem Ort waren Soldaten stationiert, die sich beim Gutshof und in der Kantine mit Lebensmitteln eindeckten. Ihren Otto hat sie bei der Tante auf dem Gutshof kennengelernt. Inzwischen war Krieg und ihr künftiger Mann wurde eingezogen. Da war Elfriede allerdings schon schwanger. Es folgte eine Ferntrauung 1943 und 1944 die Geburt der Tochter Karin. 1948 wurde Wolfgang geboren, zwei weitere Kinder folgten und 1961 dann Dieter, der Jüngste. Als Otto Engelke, ein gelernter Sattler, aus dem Krieg zurückkam, fand er Arbeit bei einem Bauern und später bei der Union in Hameln, erzählt die Seniorin. Es muss 1958/59 gewesen sein, als die Union Werl expandierte und in Hameln Mitarbeiter suchte. „Wir sind dann nach Werl umgezogen und haben gebaut.“

1961 war Einzug und Elfriede Engelke hatte wieder alle Hände voll zu tun: Hausfrau, Mutter und – Lebensmittelproduzentin auf dem großen Gartengrundstück des Hauses: „Wir hatten Viehzeug, Hühner, Kaninchen, Enten“, erinnern sich die Geschwister Karin und Wolfgang. Darüber hinaus hat die Mutter auch noch bei den Standard-Metallwerken gearbeitet, „Rohre geputzt“, sagt sie und bei einer Schneiderei gebügelt. „Wir brauchten das Geld“, sagt die alte Dame.

Vor lauter Arbeit kamen die Engelkes nicht dazu, sich in Vereinen zu engagieren oder Hobbys zu entwickeln. Auch gereist wurde nicht. Eine Tochter lebt schon lange in Kanada und wurde nie besucht. Keine Zeit, kein Geld, Flugangst? Vor allen Dingen Reiseunlust beteuern die Anwesenden. „Und jetzt sind wir zu alt. Die Tochter in Kanada ist auch krank“, sagt die Seniorin. Ein weiteres Kind ist bereits tot. 2009 starb Ehemann Otto.

Seitdem lebt Elfriede Engelke allein mit ihrem Jüngsten im eigenen Haus. Sie liest noch jeden Tag den Anzeiger und einmal die Woche eine bunte Frauenzeitschrift. Sohn Wolfgang und Tochter Karin wohnen in der Nachbarschaft, alle drei helfen der Mutter bei der Haus- und Gartenarbeit.

Am Montag wird groß gefeiert. Die Hundertjährige erwartet zumindest einen Teil ihrer 13 Enkel und 13 Urenkel, einen Abgesandten des Bürgermeisters und einen evangelischen Pfarrer.

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