Die Puppe ist Schuld: Rentnerin bereut Entscheidung bis heute nicht

Für Angelika Lockert ist die Kosmetik immer ein Kindheitstraum gewesen. Für diesen Beruf gibt sie sogar ihre Arbeit bei der Polizei auf. Und sie bereut es bis heute nicht.
Werl – An den Wänden hängen dutzende Zertifikate, mehrere Räume hat sie für ihre Kunden eingerichtet. Für Angelika Lockert ist ihr kleines Studio im eigenen Haus nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch ein Ort, an dem sie viel recherchiert und ihre Kundschaft mit allem versorgt, was deren Haut braucht. Ja, Haut, immerhin kennt sich Lockert unter anderem auf dem Gebiet der Kosmetik bestens aus.
„Gelernt habe ich Rechtsanwaltsgehilfin und später habe ich als Regierungsangestellte bei der Polizei gearbeitet“, erzählt die mittlerweile 74-Jährige. Doch warum dann den Bogen zur Kosmetikerin geschlagen?
Als Kind die Puppe geschminkt: Traum erfüllt sich Jahre später
Es ist ein eher trauriges Detail in ihrem Leben. Im Alter von zwei Jahren wird bei ihr eine Fehlstellung der Hüfte diagnostiziert, einige Jahre musste sie im Krankenhaus bleiben „und einmal im Monat kam Besuch.“ Trost spendete ihr in dieser Zeit ihre Puppe, die sie mit Buntstiften geschminkt hat.
Eben diese Aktion zog sich wie ein roter Faden stetig durch ihr Leben. „Das hat mich nie richtig losgelassen. Ich habe dann meine Ausbildung nebenberuflich zu meiner eigentlichen Arbeit bei der Polizei gemacht. Das war auch alles von den Behörden genehmigt“, erzählt die lebensfrohe Rentnerin.
Teil der Einnahmen gehen an „Nachbar in Not“: Bodenständige Teilzeitarbeit
Und dann hängte sie den Behördenberuf an den Nagel, manikürte lieber die ihrer Kunden und beschäftigte sich mit Naturkosmetika. Ihr Studio hat betreibt sie seit 1991. „Ich mache meinen Kunden immer klar, dass es nicht möglich ist, Falten komplett verschwinden zu lassen. Das geht einfach nicht“, sagt die bodenständige Werlerin, die auch Mitglied bei der Handwerkskammer in Dortmund ist.
Nach einer Hautanalyse stellt sie für jeden Kunden ein individuelles Serum zusammen. Von dem Geld, das sie nach jede ihrer Behandlungen einnimmt, spendet sie einen Teil an die Aktion „Nachbar in Not“.
Kosmetik nur einer von vielen Ausbildungen: Physische und psychische Gesundheit sind wichtig
Allerdings blieb es nicht nur bei Kosmetik und Nagelmodellistik mit Acyl und Fiberglas. „Ich wollte nie irgendwo stehen bleiben und habe noch weitere Ausbildungen gemacht“, lacht Lockert, die in Holtum geboren ist. Für sie steht nicht nur die physische Gesundheit im Mittelpunkt, sondern auch die psychische. Meditatives Training, eine Reiki-Ausbildung, die eine der sogenannten „Energiearbeit“ und der Techniken des Handauflegens ist, sowie eine Ausbildung für schamanische Reisen kamen dazu. Des Weiteren gibt sie ein Mal im Monat ehrenamtlich im Treffpunkt – Leben im Alter eine Meditationsstunde.
Von Langeweile kann also bei Lockert keine Rede sein. Lediglich in der Corona-Zeit ging gar nichts mehr. Doch nachdem die Auflagen nun aufgehoben wurde, hofft sie, wieder mehr Kunden bei sich begrüßen zu können. „Aber man muss immer daran denken: Meine Behandlungen ersetzen niemals einen Arztbesuch.“