Bäcker Hünnies vom Altstadt-Bistro hat erst vor kurzem die Preise angehoben, im Schnitt aller Produkte um gut fünf Prozent, sagt Monika Hünnies. Brötchen kosten nun 35 Cent, vorher waren es 32. „Und ich denke, Anfang des nächsten Jahres müssen die Preise weiter steigen, das ist nicht aufzuhalten.“
Die Energiekosten treiben Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir backen mit Öl, heizen mit Gas und die Kühlaggregate laufen mit Strom – das trifft uns also mit voller Breitseite.“ Aber zunächst einmal wartet Hünnies nun ab, „auch darauf, was sich bei den Wareneinkäufen tut, da ist ebenfalls keine Entspannung in Sicht“.
Dass sich dabei nicht nachvollziehbare Dinge entwickeln, lässt sie nicht unerwähnt: So bekomme die Bäckerei nun Sahne in Plastikbechern, weil nicht ausreichend Pappe da sei. Mehr Müll also. Nicht von Pappe seien aber auch die steigenden Lieferpreise, seien es Mehl, Margarine, Eier oder eben Sahne. Monika Hünnies fasst es kurz zusammen: „Es ist Wahnsinn.“
Bei Gesprächen über Backwaren von Handwerksbäckereien dürfe nicht nur über den Preis gesprochen werden: Vielmehr will die „Bäckerei & Mühle Eberhard Vielhaber GmbH“ (Filiale in der Genusswerkstatt) auch argumentativ keine kleinen Brötchen backen – und votiert für einen Perspektivwechsel. „Ich finde es schade, dass sich alle auf die Preise der Backwaren konzentrieren, statt zu sagen: Handwerksbrot ist gerade jetzt die allerbeste Wahl“, sagt Elisabeth Vielhaber aus der Geschäftsführung. Eine Handwerksbäckerei bringe alles mit, was wichtig ist: Nachhaltigkeit, kurze Wege, hohe Qualität ohne Zusatzstoffe, kaum Verpackungen.
Es gelte, die Menschen wieder für die Wertigkeit des Handwerks und die Erzeugnisse zu begeistern. Und letztlich sei eine Bäckerei „mit 2 bis 3 Euro für eine Mahlzeit vergleichsweise kostengünstig – was will man mehr?“ Wenn Brötchen nun plötzlich als „Luxusgut“ bezeichnet werden, könne sie das nicht nachvollziehen, so die Geschäftsfrau.
Zu Hause selbst belegt koste ein Brötchen nicht mal einen Euro. „Da ist also ein Hype entstanden, der aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt ist. Er ist kontraproduktiv.“ Denn das vergraule Kunden eher, da ein zu negatives Bild dargestellt wird.
„Wir müssen also mehr darüber sprechen, was unsere Produkte Gutes tun.“ Aber auch Vielhaber wird um eine Preiserhöhung beim Brötchen nicht herumkommen. Wie viel Cent es sein werden, das wisse man noch nicht; zurzeit zahlen Kunden 40 Cent. „Aber selbst wenn der Preis um vier Cent steigen würde: Wenn man am Tag zwei Brötchen isst, sind das 29 Euro mehr im Jahr“, sagt Vielhaber. Das müsse man sich klar machen – und den Kunden auch vermitteln, dass jeder Gang zum Bäcker besser ist als der Griff zum Industriebrötchen im Supermarkt, „das teilweise tiefgefroren durch ganz Deutschland gefahren wird“.
Im September müssen die Kunden auch in der Bäckerei Klapp mit ihren sieben Filialen mehr fürs Brötchen bezahlen: 47 statt wie bislang 45 Cent. „Das muss sein“, sagt Heiko Klapp. „Ich muss reagieren, bevor ich nicht mehr reagieren kann.“ So werde ab September das Mehl 70 Prozent mehr kosten als im August. Klapp backt mit Strom, da schlagen die Gas-Kapriolen nicht so stark zu Buche. Aber auch Strom wird teurer.
Klapp rechnet mit Energiekosten von bis zu 70 000 Euro mehr im Jahr 2022. Insgesamt führen Kostensteigerungen auch dazu, dass der Bäcker Produkte womöglich aus dem Angebot nimmt, zum Beispiel solche mit Sonnenblumenkernen, da sie exorbitant teuer seien.
Teurer werden aber auch belegte Sachen wie Snacks wegen der gestiegenen Wurstwarenpreise, zudem Molkereiprodukte. Mit fünf Prozent Zuschlägen werde er da nicht hinkommen, sagt der Bäcker.