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In den Kliniken und Praxen wird es wieder voller

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Von: Dominik Maaß

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In den Krankenhäusern – hier im Soester Klinikum – läuft der OP-Betrieb wieder an. © Dahm

Kreis Soest – In den drei Krankenhäusern in Werl und Soest gab es am Dienstag zwar einige Corona-Verdachtsfälle, aber keinen einzigen bestätigten Covid-19-Patienten. Stattdessen kehrt allmählich der Klinik-Alltag zurück. Die Auslastung der Betten steigt, verschobene Operationen werden nachgeholt. Auch in den Arztpraxen steigt die Zahl der Patienten spürbar.

50 Prozent der Betten hatte der Hospitalverbund Hellweg, zu dem das Marienkrankenhaus Soest und das Mariannen-Hospital Werl gehören, aus Sorge vor der großen Krankheitswelle freigehalten. „Nun steigern wir unsere Auslastung nach und nach und liegen jetzt bei 70 Prozent“, erläuterte der kaufmännische Direktor Thorsten Roy. Dabei habe man immer die allgemeine Lage im Blick: „Wir halten uns an die Vorgabe, 25 Prozent der Intensivbetten für Covid-19-Patienten vorzuhalten und könnten unsere Kapazitäten in relativ kurzer Zeit erhöhen.“ 

Aufschiebbare Operationen, etwa Eingriffe am Knie, würden wieder in vollem Umfang durchgeführt. Da habe sich durch die Corona-Zwangspause durchaus etwas angesammelt, deshalb könne es zu Beginn noch zu Wartezeiten kommen. Keine Veränderungen gebe es hingegen bei den Sicherheitsstandards: „Wir wollen nicht das Risiko eingehen, dass eine Infektion von außen hereingetragen wird“, bittet Roy auch um Verständnis für das Aufrechterhalten des Besuchsverbots. 

Auslastung bei 70 Prozent

Auch im Klinikum Stadt Soest wurde die Auslastung auf etwa 70 Prozent hochgefahren. Nach und nach würden weitere 80 Betten für die zunehmende Regelversorgung zur Verfügung gestellt. „Nun werden auch schrittweise die nicht akuten, planbaren Operationen nachgeholt“, so Klinik-Sprecher Frank Beilenhoff. Aktuell würden noch vier Intensivbetten für Covid-19-Patienten freigehalten. Die Zahl von regulär elf Beatmungsplätzen könnte im Bedarfsfall bis auf 19 gesteigert werden. 

In der Ambulanz sei zu Beginn der Pandemie ein Rückgang von Patienten mit leichten Beschwerden wie Rückenschmerzen und Unwohlsein zu beobachten gewesen, so Beilenhoff. Insbesondere bei einigen älteren Patienten habe man den Eindruck gehabt, dass sie später als sonst mit Infekten und Flüssigkeitsmangel kamen. „Dazu gibt es aber keinen Grund. Wir sind nach wie vor rund um die Uhr für die Notfallversorgung da und appellieren an alle Patienten, dies auch wie gewohnt zu nutzen.“ 

Allgemeinmediziner Dr. Gisbert Plattfaut erlebte in seiner Praxis in Ense den „ruhigsten April ever“. So seien zum Beispiel alle Vorsorgeuntersuchungen und Routinekontrollen für chronisch Kranke wie Diabetiker und Asthmatiker abgesagt worden. „Jetzt rudern wir zurück, weil die Daten extrem erfreulich sind. Die Rückkehr zum Regelbetrieb ist aber auch wichtig, weil wir sonst auf Dauer gewisse Dinge übersehen würden.“ 

Sorge vor Ansteckung

Einige Patienten hätten die Praxis auch aus Sorge sich anzustecken gemieden, obwohl sie besser gekommen wären. So seien bei einer Patientin, die die regelmäßige Blutkontrolle ausließ, die Blutwerte so schlecht gewesen, dass sie nun stationär behandelt werden muss. Dabei sei das Risiko für Patienten, sich in einer Arztpraxis anzustecken, bei Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen gering. 

Plattfaut begrüßt deshalb auch das Auslaufen der Ausnahmeregel Ende Mai, nach der sich Patienten mit Atemwegserkrankungen ohne Praxisbesuch krankschreiben lassen können. „Da gilt der alte Spruch: Durchs Telefon und durch die Hose stellt man keine Diagnose.“ Eine telefonische Anmeldung sei aber weiter notwendig. 

Positive Erfahrungen hat Plattfaut mit der neu eingeführten Videosprechstunde gemacht. Diese sei durchaus eine gute Ergänzung, etwa um sich ein erstes Bild von einer Hautveränderung zu machen. 

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Thomas Roden und Sevim Yücel begrüßen in ihrer Praxis in Werl wieder deutlich mehr Patienten. © Nitsche

Diese Erfahrung hat auch sein Werler Kollege Thomas Roden gemacht. Das sei eine Innovation, an der er auch nach Ende der Krise festhalten werde. Auch Roden merkt, dass sich „die Leute wieder trauen, zum Arzt zu gehen“. „Etwa 85 Prozent, die wir sonst gesehen haben, sind jetzt wieder da“, schätzt Roden. 

Auffällig ist für ihn noch eine Entwicklung: „Wir haben fast keine Atemwegserkrankungen mehr, auch keine banalen, grippalen Infekte.“ Für ihn ist das ein positiver Nebeneffekt der Mundschutzpflicht und der Abstandsregeln.

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