1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Werl

Turbulente Versammlung, Spaltung verhindert: BVB-Fanclub hat neuen Vorsitzenden

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Gerald Bus

Kommentare

Der neue Vorstand des BVB-Fanclubs „Zum Brunnen“ Werl nach einer erneut turbulenten Versammlung soll es nun richten: Vorsitzender Oliver Eberlein (4. von links) spricht von einem „starken Team“.
Der neue Vorstand des BVB-Fanclubs „Zum Brunnen“ Werl nach einer erneut turbulenten Versammlung soll es nun richten: Vorsitzender Oliver Eberlein (4. von links) spricht von einem „starken Team“. © Thomas Nitsche

Wenn viele sich streiten, macht es ein Dritter: Oliver Eberlein ist am Freitagabend nach einer erneut turbulenten Versammlung des BVB-Fanclubs „Zum Brunnen“ zum neuen Vorsitzenden gewählt worden.

Werl - Nach hitzigen Debatten um fehlende Gelder aus der Bewirtschaftung im Vereinsheim trat der bisherige Vorsitzende Torsten Bolle – für viele überraschend – nicht mehr zur Wahl an. Zwischendurch galt selbst eine Spaltung des Clubs als nicht ausgeschlossen.

Bolle, seit langem unter Beschuss, hatte zu Beginn das Wort ergriffen und alle Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Dabei zeigten sich tiefe Zerwürfnisse im alten Vorstand. Es habe „etliche Vorverurteilungen gegeben“, klagte er. Der Einnahmeausfall von 22 000 Euro sei nur eine „fiktive Zahl“. Beim Bier-Einkaufswert komme man auf 7 500 Euro Minus, was bei 2 600 Helferstunden drei Euro pro Helfer ergebe, rechnete Bolle vor. „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“ Der Fanclub mache sich „in der Öffentlichkeit geradezu lächerlich.“ Er habe in einem Vorstand mitgearbeitet, „mit dem ich nicht bereit bin, weiterzuarbeiten.“

Hinweise auf Formfehler

Für den Fall einer erneuten Kandidatur und Wiederwahl Bolles, die gemessen am Applaus gut der Hälfte der Mitglieder nicht ausgeschlossen schien, hätte dem Fanclub sogar eine Spaltung gedroht. Mehrere Mitglieder sprachen in der Versammlungspause darüber. Zudem wurde kolportiert, dass dann zumindest große Teile des Rest-Vorstands die Brocken hingeworfen hätten. Nicht zuletzt gab es Hinweise auf einen möglichen Formfehler bei der Versammlung, da ein Antrag eines Mitglieds nicht abgestimmt worden war - und die gesamte Generalversammlung damit hinfällig sein könnte.

Der Verein darf nicht auseinanderbrechen.

Wilfried Moessing, Mitglied

Mitglied Wilfried Moessing, zwischendurch bei der Aussprache zum Moderator der Versammlung ernannt, warnte: „Der Verein darf nicht auseinanderbrechen.“ Es sei schade, dass der Fanclub sich derzeit in zwei Gruppen aufspalte. Mitglied Günter Korf sah das ähnlich: „Wir sind kein Team mehr, es gibt tiefe Rillen.“ Es gebe Fraktionen im Verein. So solle der Club aber die Zukunft nicht gestalten, „sonst geht er vor die Hunde“. Es gelte, einen Strich zu ziehen. Bei Straftaten sei die Staatsanwaltschaft am Zug.

Bolles Verzicht auf Kandidatur glättet die Wogen

Bolles Verzicht auf eine erneute Kandidatur glättete wahrnehmbar die Wogen, nachdem es zuvor nach einer Kampfkandidatur ausgesehen hatte. Schließlich hatte der Vorsitzende zu Beginn betont: „Warum sollte ich alles aufgeben? Ich liebe den Fanclub.“ Er habe die geforderten Listen zur Aufstellung gemacht und zur Überprüfung übergeben - und wenn die Überprüfer vier Bier pro Stunde und Helfer berechnet hätten, „wäre auch der restliche Fehlbetrag erklärt gewesen“.

Kassierer: „Immense Fehlbeträge“

So einfach ließ Kassierer Achim Schmidt Bolle aber nicht davonkommen. Der Vorstand stehe voll in der Haftung für die Fehlbeträge. „Und es geht immer um den Verein.“ Kurz nach bei seiner Amtsübernahme 2019 sei ihm deutlich geworden.: „Da stinkt doch was.“ Und nach dem Betrug beim Ticketverkauf und der Gerichtsverhandlung dazu habe der Richter zigfach deutlich gemacht, dass die Kassenführung im Fanclub bis dato miserabel war. So sei er erst auf die „immensen Fehlbeträge“ bei der Bewirtschaftung im Vereinsheim gekommen. „Und wenn es ein Loch gibt, dann müssen wir doch schauen, wo der Fehler liegt.“ Es gehe immer darum, den Fanclub vor Schaden zu bewahren.

Hier macht einer, was er will, der hält sich nicht an Regeln.

Achim Schmidt, Kassierer

Im Fortgang sei der Vorstand bei der Aufklärung aber permanent von Bolle „boykottiert worden“, obwohl der doch Aufklärung versprochen habe, sagte Schmidt. „Hier macht einer, was er will, der hält sich nicht an Regeln.“ Er habe stets vertröstet, die nötigen Belege, wo das ganze Geld geblieben ist, aber nie vorgelegt. Probleme habe es also nur mit dieser einen Person gegeben.

„Sind 10.000 Euro kein Geld?“, fragte der sichtlich echauffierte Schatzmeister die Fans. Bislang sei nach der Devise gehandelt worden, dass „jeder macht, was er will“. Und außerdem könne ein Helfer, wenn er vier Bier in der Stunde trinkt, nicht wirklich arbeiten. Vor allem aber gelte für zahlreiche Ehrenamtliche im Fanclub außerhalb des Thekenteams, dass sie Freizeit, Arbeitszeit und Benzin opfern, ohne dafür etwas zu nehmen. „Wenn jeder das so machen würde, müssten wir zumachen.“ Der neue Vorsitzende Eberlein sprang ihm bei: „Der Fanclub ist dafür da, den BVB zu unterstützen - nicht das Vereinsheim.“

Oliver Eberlein mit 80 Prozent der Stimmen gewählt

Eberlein, bisheriger Vize, erhielt als einziger Kandidat um den Chefposten 80 Prozent (92 Stimmen) und appellierte an die 146 Mitglieder in der Schützenhalle Westönnen, dass der Fanclub davon wegkommen müsse, in Gruppen auseinanderzudriften. „Wir müssen es miteinander besser machen.“ Die Versammlung habe einen „starken Vorstand“ gewählt, er werde alles dafür tun, es nun besser hinzubekommen. Die Zahl der Mitglieder ist gesunken auf zuletzt 588.

Andreas Glade und Kevin Teipel als Vize

Andreas Glade trat für den Vizeposten an (109 Stimmen). Er betonte in der Versammlung mit Blick auf die Geschehnisse: „Nicht dem ersten Vorsitzenden gehört das Vereinsheim, sondern uns allen.“ Nun sei der Fanclub aufgefordert, die Dinge zu richten. „Gemeinsam werden wie die Dinge wieder gerade biegen.“ Andreas Glade dankte aber auch dem scheidenden Bolle für dessen „Mega-Arbeit.“ Reaktionen der Versammlung zeigten, dass das nicht jeder so sah. Neuer Vize ist zudem Kevin Teipel (einstimmig).

Tumulte bei Schatzmeister-Wahl

Bei der Wahl zum Schatzmeister gab es Tumulte, weil es von Amtsinhaber Achim Schmidt jüngst einem Mitglied gegenüber Drohungen gegeben haben soll. Ein Vorfall, für den er sich entschuldigte. Das sei in der „Hitze des Gefechts“ passiert. Mit 53 Ja- und 27 Gegenstimmen bei 30 Enthaltungen schaffte Schmidt, der die Unregelmäßigkeiten in der Fanclub-Kasse erst aufgedeckt hatte, soeben die Wiederwahl. Ihn vertritt nun wieder Dieter Klementz (82 Stimmen). Ralf Holtmann (109 Stimmen) und Wolfgang Pieper (einstimmig) sind neue Beisitzer.

Was passiert ist, ist nicht aufzuklären - also Strich drunter.

Klaus Glade, Ehrenmitglied

Mehrere Mitglieder beklagten Respektlosigkeiten und Streit im Vorstand, forderten zum Zusammenhalt auf und dazu, nun die Dinge ruhen zu lassen zum Neustart. Mehrfach ergriff Ehrenvorsitzender Klaus Glade das Wort. Der Fanclub sei anders als früher keine Gemeinschaft mehr. „Aber das Geld gehört den Mitgliedern“, sagte der Fanclub-Mitbegründer. Wenn alle geäußerten Vorwürfe des Kassierers stimmen würden, „dann macht den Deckel drauf“, sagte ein sichtlich bewegter Glade. Und: „Mir blutet das Herz.“ Nun aber gelte es, das Spießrutenlaufen gegen Torsten Bolle einzustellen und einen Schlussstrich zu ziehen unter die Vorfälle. „Was passiert ist, ist nicht aufzuklären - also Strich drunter“, forderte Klaus Glade. „Denn der BVB-Fanclub Zum Brunnen Werl darf nicht untergehen!“

Auch interessant

Kommentare