Mittlerweile haben sich Teile des Vorstands auch eine Rechtsberatung eingeholt. Nicht ausgeschlossen ist also, dass es zu einer weiteren juristischen Auseinandersetzung kommt.
Der Vorstand zeichnet in dem Schreiben an die Mitglieder die Entwicklungen der Vorjahre nach – und bestätigt damit die Berichterstattungen unserer Zeitung. So habe der der Schatzmeister schon zu Beginn des Jahres 2020 die Zahlen beim Verantwortlichem des Vereinsheims – Thorsten Bolle – „bemängelt“ und zunächst einen Umsatzverlust von mehr als 5 000 Euro in der Bewirtschaftung in den ersten drei Monaten 2020 festgestellt.
Nach weiteren Überprüfungen der Jahre 2018 und 2019 sei ein zusätzlicher Fehlbetrag von über 20 000 Euro hinzugekommen. Bei der Ermittlung der Fehlbeträge sei „der Getränkeeinkauf mit dem auf der Basis der Preisliste im Vereinsheim zu erzielendem Umsatz gegenübergestellt sowie ein Schankverlust in Abzug gebracht“ worden. Eine Abrechnung der verkauften Speisen (zum Beispiel Würstchen) im Vereinsheim sei „leider bis dato vom Verantwortlichen des Vereinsheims trotz Aufforderung nicht vorgelegt worden“.
Wegen der Pandemie und der Vorbereitungen zum Prozess gegen den ehemaligen Kartenverkäufer sei dann erst zum Jahreswechsel 2020/21 wieder im Vorstand über den Speisen- und Getränkeverkauf im Vereinsheim gesprochen worden. Nachdem der Vorstand in mehreren Gesprächen keine für den Verein zufriedenstellende Erklärung vom Verantwortlichen des Vereinsheims bekommen habe, habe er sich entschlossen, ein dreiköpfiges Prüfungsteam (2. Vorsitzender, Stellvertreter und 2. Schatzmeisterin) zu beauftragen, die im Raum stehenden Zahlen nochmals zu prüfen. Dabei kamen zwar „nicht ganz identische Zahlen“ – insgesamt 2 500 Euro weniger für 2018, 2019 und das 1. Quartal 2020 – heraus. Aber: „Insgesamt ist ein Fehlbetrag in Höhe von mehr als 22 000 Euro festgestellt worden.“
Laut des Vorsitzende habe es allerdings seit Jahren einen Beschluss gegeben, dass für Helfer bei Veranstaltungen des Vereins während ihres Einsatzes Getränke und Speisen frei sind, heißt es in dem Schreiben an die Mitglieder. Unter Berücksichtigung dieses Hinweises habe das Prüfungsteam Helferstunden nach einer Aufstellung von Bolle einberechnet: vier Gläser Bier oder ähnliches pro Stunde – und den Betrag der fehlenden Umsatzsumme abgezogen.
Aber: „Das Ergebnis ergibt dann immer noch einen Fehlbetrag von mehr als 10 000 Euro für den Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis 15. März 2020, was den Vorstand dann letztendlich dazu bewegte, den Verantwortlichen für das Vereinsheim von seinen Aufgaben bis zur endgültigen Klärung freizustellen.“
Der Vorstand merkt an: Da es sich „nicht um Kleinbeträge, sondern um einen erheblichen Einnahmeausfall handelt“, habe man sich entschlossen, „eine Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen, um den Sachverhalt eindeutig für den Verein entscheiden zu können“. Möglich ist dem Vernehmen nach die Alternative Rückzahlung der Beträge – oder Rechtsstreit mit allen Folgen.
Eine Distanzierung von Bolle und der offenbar gepflegten Kultur der kostenlosen Verköstigung liest sich aus der Schlussanmerkung des Briefs: „dass alle anderen Mitglieder des Vorstands ihre Arbeiten, wie bei Busfahrten zu Spielen usw. ehrenamtlich ausgeführt haben und nicht durch Vergünstigungen durch Speisen und Getränken oder ähnlichem vergütet wurden.“
Weitere Erläuterungen zum Sachverhalt sollen in der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am 9. September in der Schützenhalle Westönnen gegeben werden. Dort werde auch über das Ergebnis der Rechtsberatung informiert. Zudem gibt es die Wahl des 1. Vorsitzenden. Andreas Glade hat bereits erklärt, antreten zu wollen, Bolle hatte eine Kandidatur offen gelassen.
Bezug nimmt das Schreiben auch auf den ersten Vorfall, der den Fanclub erschüttert hatte: der Prozess gegen den damaligen Eintrittskartenverkäufer, der schon länger strafrechtlich abgeschlossen ist. Der Mann muss 15 598 Euro an den Fanclub zurückzahlen und erhielt eine Freiheitsstrafe von 20 Monaten auf Bewährung.
Der Zivilprozess dauert aber noch an. „Hier geht es noch um weitere etwa 4000 Euro, die unserem Verein unserer Meinung nach noch zustehen“, schreibt der Vorstand. Er sei „positiv gestimmt, dass dieser Prozess auch zu Gunsten des Vereins ausgehen wird“.
Im Verlauf jenes Strafprozesses habe der Richter mehrfach darauf hingewiesen, „dass die Kontrollen des Vereins bezüglich der Barkassen im Verein sehr mangelhaft bis gar nicht wahrgenommen wurden und nur auf Vertrauen basierende Abrechnungen nicht ordnungsgemäß seien“, schreibt der Vorstand an die Mitglieder. Das habe der Schatzmeister des Fanclubs zum Anlass genommen, die Kassen von 2018 und 2019 zu überprüfen – und sei auf die Fehlbeträge der Bewirtschaftung des Vereinsheims gestoßen.
Dass die Aufarbeitung lange gedauert hat, bedauert der Vorstand. Die Arbeiten seien sehr zeitaufwendig gewesen und und von Vorstand und Prüfungsteam neben beruflichen und privaten Verpflichtungen durchgeführt worden.
Thorsten Bolle wollte am Freitagmorgen zunächst auf Anfrage unserer Redaktion keine Stellungnahme zu dem Schreiben abgeben. Er werde sich womöglich um 14 Uhr äußern. Da ging er aber nicht mehr ans Telefon.