Dass das nicht komplett gelingen wird, weiß die Gewerkschaft. Denn noch immer arbeiten bei der Post auch Beamte, die nicht streiken dürfen und ihrer Arbeit nachgehen werden. Dass sie das „nur nach Vorschrift“ tun, hofft Verdi. Aber eine Ausfallquote bei der Brief- und Paketzustellung von bis zu 80 Prozent sei sicher zu erwarten, sagt Scholz.
Das Werler Briefzentrum an der Runtestraße, bei dem alle Briefe der Zustellbezirke mit den ersten beiden Postleitzahlen „59“ auflaufen, ist von dem Streikaufruf nicht betroffen. Aber der benachbarte Zustellstützpunkt an der Runtestraße ist ab 5 Uhr dazu aufgerufen, sich am Warnstreik zu beteiligen.
In Hamm sind die fünf Zustellstützpunkte sowie die beiden Zentralbasen (für Paketzustellung) eingebunden. In Soest erhofft sich die Gewerkschaft mehr Durchschlagskraft und eine noch höhere Beteiligung als in anderen Städten, weil es dort weniger Beamte gibt als noch anderswo. Insgesamt sind rund 5 Prozent der Postler noch Beamte. In Werl ist der Beamten-Anteil höher als in Soest.
Die Mitarbeiter sollen möglichst alle zur landesweiten Kundgebung in Dortmund (Friedensplatz) an diesem Dienstag kommen. Die Verhandlungsführerin und stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis wird dort sprechen. Verdi will mit dem Streik den Druck auf die Arbeitgeber vor der nächsten Verhandlungsrunde am 8./9. Februar verstärken.
Beginn der Kundgebung ist um 11 Uhr, Ende gegen 13.30 Uhr. „Damit machen die Streikenden noch einmal deutlich, welche Erwartungen sie an die Deutsche Post AG in dieser Tarifrunde haben“, sagt Thomas Großstück, Verdi-Landesfachbereichsleiter Postdienste NRW. Zur Kundgebung werden 3 000 Streikende aus ganz NRW erwartet.
Die meisten der 160 000 Tarifbeschäftigten seien in ihren Einkommensgruppen massiv von der hohen Inflation betroffen, argumentiert Verdi.
Die Gewerkschaft fordert eine lineare Erhöhung der Einkommen um 15 Prozent sowie eine Erhöhung der Vergütung der Auszubildenden und dual Studierenden um 200 Euro pro Monat für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem soll für die Beamten des Unternehmens die Postzulage fortgeschrieben werden.
Die Post hält die erneuten Warnstreiks für „überzogen, da sie letztlich zu Lasten unserer Kunden gehen“, sagt Post-Sprecher Rainer Ernzer. Schließlich habe das Unternehmen „nach konstruktiven Gesprächen in der zweiten Runde“ bereits angekündigt, in der dritten Verhandlungsrunde ab 8. Februar ein Angebot vorzulegen.
Auch am Montag hatte es bereits bundesweit Streikaufrufe gegeben. Zu den einzelnen Standorten sagt die Deutsche Post DHL Group nichts. Im Briefzentrum Werl ist aber auch am Montag normal gearbeitet worden, wobei das Briefaufkommen zum Wochenstart ohnehin gering ist. Daher seien von den Warnstreiks zunächst nur vergleichsweise wenige Sendungen betroffen gewesen.
Die Post geht durch den Streik von Verzögerungen bei der Abholung und Auslieferung von Brief- und Paketsendungen aus; sie könnten womöglich erst einige Tage später, „je nach Ende der Streikaktivitäten vor Ort erst im Laufe der aktuellen Woche ausgeliefert werden“.
Insgesamt reiche das deutlich rückläufige Ergebnis im Post- und Paketgeschäft für notwendige und gewollte Investitionen schon nicht mehr aus; Konzerngewinne würden zum „übergroßen Teil mittlerweile im internationalen Geschäft erwirtschaftet“. Im Spagat zwischen attraktiven Löhnen und dauerhafter Sicherung der Arbeitsplätze seien Einkommenssteigerungen in der von Verdi geforderten Größenordnung „nicht vertretbar“, sagt Ernzer.