Das noch relativ junge Wohnungsstärkungsgesetz NRW biete der Stadt durchaus eine Handhabe, regulierend auf dem privaten Wohnungsmarkt einzuschreiten, so Kleine. So könnte die Verwaltung „Belvona dazu zwingen, die mangelhaften Wohnungen instand zu setzen oder diese dem Wohnungsmarkt auch dauerhaft durch Nutzungsuntersagung zu entziehen“.
Doch zu solchen Zwangsmitteln will die Stadt vorerst nicht greifen: Vor der Anwendung des Verwaltungszwangs sei auch nach der Erfahrung der anderen Kommunen die „niedrigschwellige Ansprache des Eigentümers die beste Wahl, damit dieser selbst die Probleme mit seinem Eigentum behebt“, so Kleine. „Auf diese Art und Weise konnte bislang die größte Not gelindert werden. Eine zufriedenstellende Auflösung der Lage kann allerdings nur durch die Firma Belvona selbst erreicht werden“, ist Kleine überzeugt. Die Stadt sei jedenfalls „sensibilisiert“ und werde das Thema weiter „eng begleiten“.
Die Liste der Mieter, die über Mängel klagen, wird derweil immer länger, zuletzt auch aus dem Hochhaus. Die Schilderungen sind dabei ähnlich: Oft ist die Rede von Schimmel, defekten Fenstern und Heizungen und unsachgemäß durchgeführte Reparaturen. In einem Haus am Weberanger wurden beispielsweise vor Monaten die Gas- thermen aus den Bädern entfernt. Stattdessen gibt es nun eine Zentralheizung. Die notwendigen Leitungen wurden vom Keller aus einmal durch alle Badezimmer gezogen, doch die entstandenen Löcher wurden bis heute nicht geschlossen. Die Mieter stopften sie provisorisch mit Alufolie, damit es nicht zieht und sie nicht alles mitbekommen, was die Nachbarn über oder unter ihnen im Badezimmer machen.
Auch in den bereits bekannten Fällen hat sich bislang nur wenig getan. So warten zwei Familien an der Droste-Hülshoff-Straße eineinhalb Monate nach einem Wasserschaden in einer leer stehenden Wohnung immer noch darauf, dass in ihren Küchen und Gäste-Toiletten wieder Wasser aus den Leitungen kommt. Bis heute habe Belvona in der Angelegenheit keinen Kontakt zu ihnen aufgenommen, berichtet Sonja Köhler, eine der Betroffenen. Eigene Versuche der Kontaktaufnahme endeten bei einer Bandansage und in vergeblich geschriebenen Mails.
Auf eine Anfrage unserer Redaktion hatte Belvona eine „zeitnahe“ Abhilfe zugesagt und die Verzögerungen unter anderem mit dem hohen Krankenstand der beauftragten Sanitärfirma begründet. Doch noch immer warten die Familien auf eine Lösung ihrer Probleme.
Auch im Haus, in dem Thomas Kimmel wohnt, sind viele der geschilderten Mängel, zum Beispiel die gestörte Heizung und die fehlenden Stäbe im Treppengeländer des Hausflures noch nicht behoben. Dass der Hausmeister-Service stattdessen vor einigen Tagen Pflegearbeiten in den Grünanlagen durchgeführt hat, empfinden einige Anwohner als „Hohn“. Wie heißt es auf der Werbeseite von Belvona: „Am Rande der Wallfahrtsstadt Werl genießen Sie ein Wohnerlebnis der besonderen Art.“ Zumindest diesem Versprechen würden viele Mieter wohl zustimmen.
Als Belvona vor mehr als zwei Jahren als neuer Ansprechpartner für die Mieter am Melsterberg auftauchte, verbanden viele damit die Hoffnung auf Besserung. Doch die ist inzwischen bei vielen geschwunden. Im Gegenteil: Viele fühlen sich an das Gebaren des vorherigen Verwalters Altro Mondo erinnert. Und dies dürfte nicht von ungefähr kommen. Denn wer sich mit den Besitzstrukturen des Unternehmens auseinandersetzt, stößt nach wie vor auf den Namen Birger Dehne.
Die Birger Dehne AG mit Sitz in Liechtenstein wirbt auf ihrer Internetseite bis heute mit der Entwicklung des Melsterberg-Quartiers zu Altro-Mondo-Zeiten. Und der Hausmeister-Service Prodomus, auf dessen Hilfe viele Mieter so verzweifelt warten, ist eben nicht nur Teil der „Belvona-Gruppe“, sondern auch „ein Unternehmen der Birger Dehne AG“. Auf Nachfrage, wem die Häuser am Melsterberg gehören, nannte eine Belvona-Sprecherin kürzlich die „Silver Wohnen 2 GmbH“. Und auch dieser klangvolle Name führt in den Handelsregister-Einträgen unter anderem zu Birger Dehne.