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Doch kein Abriss: Schimmel-Hochhaus wird saniert, Mieter können lange nicht zurück

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Von: Gerald Bus

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Ein Blick in eine Wohnung im Hochhaus, den auch Mieter dokumentiert haben, zeigt den massiven Schimmelbefall in der Immobilie.
Ein Blick in eine Wohnung im Hochhaus, den auch Mieter dokumentiert haben, zeigt den massiven Schimmelbefall in der Immobilie. © privat

Das wegen massiven Schimmelbefalls und anderer umfangreicher Schäden gesperrte Hochhaus an der Droste-Hülshoff-Straße 6 soll kernsaniert werden. Das hat der neue Besitzer die Stadt wissen lassen, teilte der städtische Rechtsrat Dr. Tilman Rademacher auf Anfrage mit. „Der Eigentümer hat immer gesagt, dass das Haus sanierungsfähig ist.“

Werl – Ein ebenfalls diskutierter Abriss des über 50 Jahre alten Gesamtkomplexes scheint damit vom Tisch, die Kernsanierung mit einem Millionenaufwand doch noch wirtschaftlich sinnvoll zu sein.

Ein Generalunternehmer ist offenbar bereits gefunden, erste Angebote und Kostenvoranschläge soll es bereits geben. So oder so müssen sich die Mieter auf eine lange Zeit einstellen, in der sie nicht wieder in ihre Wohnungen können. Rademacher geht davon aus, dass die Wohnungen in diesem Jahr noch nicht wieder bezugsfertig sein werden.

Stadt äußert „klare Erwartungshaltung“ an neue Besitzer

„Wir stellen als Vermittler dem Eigentümer eine Kontaktliste der evakuierten Mieter zusammen“, sagt der Rechtsrat. Dabei habe die Stadt an den Eigentümer „die klare Erwartungshaltung formuliert, wie man aus unserer Sicht mit den Menschen umgehen muss, was richtig und angemessen ist“. Ins Detail geht Rademacher dabei aber nicht.

Weiterhin habe die Stadt in den Gesprächen mit den Belvona-Nachfolgern aber das Gefühl, „dass es in die richtige Richtung läuft“. Frei von Skepsis ist die in dieser Sache leidgeprüfte Stadt zwar nicht. Aber in der aktuellen Übergangsphase bleibe der Eindruck, dass es Ansprechpartner gibt und dass es vorwärts geht.

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Schaden an Holzaufbau am Dach

Aufklärung gibt es mittlerweile auch über die Art der Beschädigungen am Dach, zu denen es bislang unterschiedliche Vermutungen gab. Laut Rechtsrat hat die Immobilie ein Stahlbetondach, das für sich alleine gesehen nicht dicht ist. Daher befinde sich darüber ein versiegelter Holzaufbau – und der sei schadhaft, sodass Wasser eindringen konnte.

Im Wohnblock geht Sanierung schneller

Im ebenfalls von der Stadt gesperrten Haus an der Droste-Hülshoff-Straße 3 könnten die Schäden deutlich schneller behoben werden. Denn die dort gemeldeten Schäden hängen laut Rademacher vor allem mit Vandalismus und Sachbeschädigung zusammen, die Bausubstanz an sich sei gut. Durch Beschädigungen im Dachbereich des Mehrfamilienhauses seien Feuchtigkeit und Tauben eingedrungen und hätten für eine massive Verunreinigung gesorgt.

Die nötige Sanierung werde aber bei weitem nicht so umfangreich sein müssen wie am Hochhaus. Dadurch könnten hier auch womöglich schon bald ohnehin frei stehende Wohnungen als Ersatz-Wohnraum angeboten werden.

Sperrung im Januar

Mitte Januar war das Belvona-Hochhaus nach einem Brand und Wasser im Stromkasten wegen „Gefahr für das Leben der Bewohner“ geräumt und für unbewohnbar erklärt worden; 17 Bewohner hatten plötzlich keine Bleibe mehr. Einige Bewohner kamen privat unter; bei einigen half die Stadt bei der notdürftigen Unterbringung in städtischen Unterkünften.

Schon vorher hatten die Mieter wochenlang massenhaft Schäden in ihren Wohnungen geltend gemacht, von Heizungsausfall über defekte Fenster bis Schimmel und Wasser im Keller. Außerdem gab es Klagen, dass die Wohnungsverwaltung kaum noch erreichbar sei, es an Ansprechpartnern fehle.

Belvona hat Rückzug angekündigt

Im Zuge wachsender Beschwerden hatte die Stadt erste Maßnahmen eingeleitet und den damaligen Besitzer aufgefordert, die Wohnungen wieder bewohnbar zu machen. Mitte Februar hatte Belvona dann den Rückzug aus Werl angekündigt und das auch die Bewohner des „Wohnparks Melsterberg“ per Post wissen lassen.

Proben-Überraschung

Das Gesundheitsamt des Kreises Soest hat bei der Begehung der schadhaften Häuser an der Droste-Hülshoff-Straße Ende Januar gar keine Proben genommen – sehr zur Überraschung der Stadt. Die Behörde sei einem Amtshilfeersuchen der Stadt Werl gefolgt, erläuterte Kreis-Sprecherin Birgit Kalle. „Da waren wir nicht ferderführend.“ Sie bestätigt: Proben seien nicht genommen worden. „Offenbar ist es egal, um welche Art von Schimmel es sich handelt“, sagt dazu Rechtsrat Dr. Tilman Rademacher. Klar sei, dass er restlos entfernt werden müsse durch eine DIN-gerechte Schimmelsanierung , und zwar im ganzen Gebäude. „Dabei ist oben besonders viel zu tun.“ In den oberen Wohnungen sind die Wände schwarz und grün von Schimmel.

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