Am Sonntag habe sie kurz einen Mitarbeiter von Belvona am Telefon gehabt, sagt die Mieterin. Der habe zwar sein Mitleid bekundet, aber keine Hoffnung auf baldige Besserung gemacht. Danach habe sie bei Belvona niemanden mehr erreicht. Am Telefon laufe nur noch eine Bandansage, auch auf Mails reagiere die Wohnungsverwaltung nicht.
Auch Michaela und Joachim Riefke wärmten sich in den vergangenen Tagen notdürftig mit Decken und doppelter Kleidung. Weil die Haustür seit Monaten defekt sei und nicht richtig schließe, ziehe die Kälte auch durchs Treppenhaus in die Wohnungen. Und Mohammad Ali Hamad schilderte, wie sich seine sechsköpfige Familie Wasser zum Waschen im Wasserkocher warm gemacht habe. Auch er habe mehrfach Mails geschickt. Keine Reaktion. Am schlimmsten, so sagen die Mieter, sei die Ungewissheit gewesen, in der sie Belvona die ganze Zeit über gelassen habe.
Auf Anfrage unserer Redaktion teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag mit, dass die Heizungsanlage einem sogenannten „Contractor“ gehöre. Dieser sei für Wartung und Instandsetzung zuständig. „Wir haben die Firma bereits informiert; nach unserem Kenntnisstand wird die Anlage spätestens heute wieder in Betrieb genommen.“ Die Störungsursache sei „leider noch nicht bekannt“.
Negative Erfahrungen mit Belvona haben zuletzt auch zwei Familien an der Droste-Hülshoff-Straße gemacht. Mehr als einen Monat nach einem Wasserschaden in einer leer stehenden Wohnung sitzen sie immer noch teilweise auf dem Trockenen. Das Wasser in Küche und Gäste-WC ist in beiden Wohnungen abgestellt. Die Belvona-Sprecherin drückt ihr Bedauern aus und vertröstet: „Unser zuständiger Hausmeister wird zeitnah eine Überprüfung vornehmen.“
Sonja Köhler ist eine der Betroffenen. Sie wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen (16 und 13) und ihrer zehn Monate alten Tochter in der Wohnung. Die Babyfläschchen muss die 33-Jährige nun im Bad reinigen oder eine Spülschüssel in die Küche tragen. Und dass das zweite WC nicht funktioniere, sei für die fünfköpfige Familie alles andere als praktisch.
Außerdem gibt es in der Wohnung seit Monaten Probleme mit Schimmel. In diversen Räumen tauchten immer wieder Schimmelflecken auf – immer an den Außenwänden, berichtet Köhler. Eine Fachfirma habe diese vor sieben bis acht Monaten beseitigt, aber damals darauf hingewiesen, dass sie wiederkommen werden. Der Schimmel stecke tief im Mauerwerk. Seitdem habe sich Belvona um das Problem nicht mehr gekümmert. Die Familie bekämpft das Problem provisorisch mit Schimmel-Entferner.
Vor dem Bad der Köhlers klafft im Laminat ein Loch. Nach dem Austausch eines Rohres für die Therme vor etwa zehn Monaten ist ein Stück Wand ungestrichen geblieben und der aufgenommene Laminatboden nicht repariert worden. Auch hier habe sich trotz mehrfachen Nachfragens niemand gekümmert. Am Schlimmsten findet Köhler, dass sich Belvona auf Anfragen nicht mal zurückmelde. „Sie lassen uns einfach im Regen stehen.“
Köhler hat nun die Miete für ihre 100-Quadratmeter-Wohnung von 830 Euro auf 100 Euro gekürzt. „Wir haben viel Geduld gehabt, aber irgendwann reicht es.“ Doch selbst darauf habe Belvona bislang nicht reagiert.
Die Belvona-Sprecherin bittet um weitere Geduld. Die noch ausstehenden Arbeiten würden nach Beseitigung des Wasserschadens koordiniert. Der beauftragte Sanitärbetrieb habe einen hohen Krankenstand. „Hinsichtlich der Schimmelbeseitigung ist uns sehr daran gelegen, eine Lösung zu finden. Diesbezüglich werden wir noch einmal auf unsere Mieter zugehen. Für die verzögerte Bearbeitung möchten wir uns in aller Form entschuldigen.“ Aufgrund personeller Veränderungen im „Property Management“ sei es zusätzlich zu längeren Bearbeitungszeiten gekommen. „Einen festen Ansprechpartner für unsere Mieter in Werl werden wir zeitnah bekannt geben.“
Zumindest ein wenig getan hat sich in der Wohnung, die unter der leeren Wohnung mit dem Wasserschaden liegt. Dort habe ein Maler Wasserflecken an Decke und Wänden saniert, berichtet eine Mieterin. Doch auch hier fließt in Küche und Gäste-WC noch kein Wasser. Und eine Rückmeldung von Belvona habe es nicht gegeben. Der Maler habe unangemeldet vor der Tür gestanden.
Etwas passiert ist seit der letzten Berichterstattung auch bei Thomas Kimmel. In der vergangenen Woche habe der Hausmeister-Dienst die abblätternden Decken im Bad und weiteren Räumen saniert. Und ein Handwerker habe die defekten Fenster ausgemessen. Die Lieferzeit betrage drei bis vier Monate – nach Freigabe durch Belvona, berichtet Kimmel.
Auch in Kimmels Haus ist die Heizung defekt. Dort heizte sie auch im Sommer – trotz warmer Temperaturen. Laut Belvona sei der Besitzer der Heizungsanlage, die Firma Engie, informiert. „Ein Fertigstellungstermin ist uns derzeit leider nicht bekannt. Sollte es zu etwaigen Mehrverbräuchen gekommen sein, werden wir nach Erstellung der Heizkostenabrechnung sicherlich eine einvernehmliche Lösung mit unseren Mietern dazu finden.“
Das Thema Belvona beschäftigt auch Politik und Stadtverwaltung. Der Vorsitzende des Sozialausschusses, Dominik Frieg (SPD), verwies in der jüngsten Sitzung auf die Anzeiger-Berichterstattung. Die Missstände im Wohnpark Melsterberg müssten dringend abgestellt werden, sagte Frieg und fragte nach der Handhabe, die die Stadt in solchen Fällen hat.
Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn antwortete: „An dem Thema sind wir dran.“ Das noch relativ junge Gesetz zur Stärkung des Wohnungswesens gebe der Stadt inzwischen mehr Möglichkeiten. Der Rechtsrat sei eingeschaltet. Bogdahn berichtete, dass auch die Stadt zuletzt Schwierigkeiten hatte, die Wohnungsverwaltung zu erreichen. Dabei ist die Verwaltung selbst „Kunde“, hat sie doch am Melsterberg Wohnungen für Flüchtlinge angemietet.