Die Familie fühlt sich an Zustände wie unter dem vorherigen Verwalter „Altro Mondo“ erinnert: „Das sind die gleichen Sprüche.“ Dabei hatten sie nach der Übernahme durch Belvona zunächst das Gefühl, dass sich die Situation verbessert. So wurde zum Beispiel ein Jahre alter Wasserschaden beseitigt und die Wohnung renoviert.
Ähnliches berichtet auch Thomas Kimmel, der seit Juli in einem von Belvona betreuten Mehrfamilienhaus auf der anderen Straßenseite wohnt. Die Zentral-Heizung im Keller stehe seit Monaten auf Störung und sei auch im Sommer durchgelaufen, so der 47-Jährige. Ein Heizkörper in der Küche habe sich über das Thermostat nicht abstellen lassen. Da Belvona auf Anfragen nicht reagierte, schloss Herr Kimmel den Zulauf mit Werkzeug selbst.
Auch in einer leerstehenden Wohnung in der ersten Etage sei die Heizung den gesamten Sommer über aufgedreht gewesen, berichtet Kimmel. Die Tür zur Wohnung sei von Unbekannten aufgebrochen worden. Kimmel und andere Mieter haben nun Angst vor horrenden Heizkosten-Abrechnungen. „Alle reden von Energiesparen und hier werden im Sommer leere Wohnungen geheizt“, ärgert sicht Kimmel. Doch Belvona habe bis heute auf Hinweise nicht reagiert.
Der Familienvater zeigt beim Rundgang durch Haus und Wohnung noch diverse andere Mängel. Am Treppengeländer im Flur fehlen zum Beispiel mehrere Gitterstäbe, manche sind locker. „Es wohnen kleine Kinder im Haus. Das ist gefährlich“, sagt er. Die Außentreppe zum Keller hat gar kein Geländer mehr.
Im Badezimmer der Kimmels und in anderen Räumen blättert die Farbe von der Decke, obwohl die Wohnung vor Einzug frisch renoviert worden sei. Die Abdichtung zwischen Fensterbank und Wand im Bad sei mangelhaft, sagt Kimmel. Deshalb laufe beim Duschen Wasser in die Wand, was sich langfristig zu einem größeren Schaden auswachse. Über dem Waschbecken ragt ein Kabel aus der Wand. Bei Einzug sei ihnen der Einbau eines Badezimmerspiegels versprochen worden.
Der Fensterrahmen in der Küche wackelt. Das Fenster sei nicht korrekt in der Wand befestigt, so der Berufskraftfahrer. Und in einem Kinderzimmer lässt sich das einmal geöffnete Fenster nur mit Gewalt schließen.
Auch auf die Anfrage nach einem Garagenstellplatz habe die Familie noch keine Rückmeldung erhalten. Jeder Mangel für sich genommen, sei ja noch nicht mal so gravierend, sagt Kimmel. Was ihm und anderen Bewohnern wirklich Sorge bereite, sei die Tatsache, dass das Unternehmen nicht reagiere: „Was ist in einem echten Notfall, wenn im Winter die Heizung kaputt ist?“
Die von einem Foto am schwarzen Brett in den Hausfluren lächelnde „Property Managerin“ reagiere nicht auf Mails oder Anrufe. Auch Nachrichten an eine Chefsache-Adresse, um die sich der Geschäftsführer persönlich kümmern soll, brächten nichts, sagt Kimmel. Einzig einem Hausmeister habe er im Vorübergehen Mängel mitteilen können. Rückmeldungen habe er darauf aber auch nicht bekommen.
Belvona-Sprecherin Spencer schreibt hierzu: „Unser zuständiger Property Manager, Herr Wurth, teilte mir mit, dass er bereits Mitte September persönlich mit Herrn Kimmel im Austausch war. Wir haben die gemeldeten Mängel bereits beauftragt.“
Tatsächlich sei wenige Tage nach der Anfrage unserer Redaktion ein Handwerker in seiner Wohnung gewesen, um sich die defekten Fenster anzuschauen, sagt Kimmel. Das sei aber auch das Einzige, was bislang passiert ist.
Parallel werde Belvona prüfen, ob eine Garage verfügbar ist, so Spencer. „Hierzu werden wir noch einmal auf Herrn Kimmel zukommen und bitten aufgrund eines Personalwechsels noch um ein wenig Geduld.“
Zu den ins Leere laufenden Mieter-Anfragen heißt es: „Uns ist durchaus bewusst, dass unsere telefonische Erreichbarkeit aktuell leider eingeschränkt ist. Dies liegt an verschiedenen Umständen, dazu zählen insbesondere krankheitsbedingte Ausfälle sowie einige personelle Wechsel in unserer Verwaltung.“ Die Property-Managerin, vom Plakat in den Hausfluren arbeite nicht mehr für Belvona.
Die Vakanz sei vorerst interimsweise besetzt, „sodass wir hier noch keinen direkten Ansprechpartner kommunizieren konnten“. Man arbeite „mit Hochdruck“ an einer Lösung. „Denn natürlich möchten wir für unsere Kunden mit einem festen Ansprechpartner für unsere jeweiligen Liegenschaften erreichbar sein.“
Die Bewohner nehmen die Ankündigung nach den Erfahrungen der vergangenen Monate mit einer großen Portion Skepsis auf. Außerdem können sie googeln und stoßen im Internet auf ähnliche Erfahrungsberichte mit Belvona in vielen anderen Städten, etwa Castrop-Rauxel, Delmenhorst und Altenburg. Und die „Zufriedenheitsgarantie“, mit der das Unternehmen wirbt, hat ihnen bislang wenig gebracht, zumindest wenig Zufriedenheit.