Die Stadt Werl betont in dem Zusammenhang, dass ein Neubau auf dem Bolzplatz neben der Schule bislang „nur eine Überlegung“ sei. Nötig wurde die Idee, da das Landesjugendamt dem geplanten Dauer-Standort im Vinzenzhaus an der Friedrichstraße einen Riegel vorgeschoben hatte: Dort sei auf Dauer nur eine Gruppe genehmigungsfähig – zu wenig. Also musste eine neue Planung her: Im Sozialausschuss wurde jüngst eine Idee präsentiert: ein Neubau auf jenem Bolzplatz. Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn kündigt ein kurzfristiges Gespräch darüber mit den Ortsvorstehern aus Büderich, Holtum und Budberg sowie den Spitzen des Schul- und Sozialausschusses an. Die Verwaltung hält den Standort nahe Schule und Kindergarten St. Vinzenz für gut, „weil wir mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen“ – Stichwort Bündelung mit der OGS. Aber natürlich gebe es auch Gegenargumente, sagt Bogdahn. Noch sei „nichts passiert“. Und ja, Neuplanung bedeute Veränderung. „Aber nicht jede Veränderung ist schlecht.“
Einen Beschluss über die Art des Platz-Ausbaus in Westönnen (Variante 1: Erweiterung des Kindergartens St. Cäcilia und der Kita Westönnen; Variante 2: Neubau einer dreigruppigen Einrichtung im Ort), fasste der Jugendhilfeausschuss nicht. Patricia Deertz hatte erläutert, dass die Stadt Werl diese Entscheidung noch offenlassen wolle.
Die Stadt suche „händeringend“ nach einem Standort in Westönnen, sagt dazu Iris Bogdahn. Aber noch habe man kein Areal fest im Blick. Die Fachbereichsleiterin lobt ausdrücklich das „gute Zusammenwirken“ mit dem Kreis bei der Klärung der Fragen. Dass die Kita GmbH einen Anbau an den Kindergarten noch zu schultern in der Lage ist, daran gibt es erhebliche Zweifel. Schließlich stammt der Ausbau-Beschluss von Anfang 2019; aber der Träger hat ihn über drei Jahre später noch immer nicht realisiert. Auch deswegen wird in Werl der Neubau einer Kita im Ort als „dauerhafte Lösung“ favorisiert.
Schwierig dürfte hier, wie auch beim Neubau in Büderich, die Suche nach einem Träger werden. Auf die finanzielle Unterdeckung hatte zunächst Michael Grossmann im Jugendhilfeausschuss hingewiesen. „Das wird zum Grundsatzproblem werden“, sagte er, „wer bezahlt die Differenz?“ Schulte-Kellinghaus bestätigte, dass die Landesregierung bei der Finanzierung von neuen Einrichtungen angesichts immer weiter steigender Bau- und Lieferkosten „mit der Förderung nicht nach“ komme und Investoren zurzeit schwer zu überzeugen seien, in ein Projekt einzusteigen.
Unterdessen läuft es nach einigen Problemen beim Neubau der Kita St. Benedikt hinter der Norbertschule wieder rund, teilt der Träger, die Marianne-Heese-Stiftung, mit. Zwischenzeitlich musste die Baufirma gewechselt werden, es hatte Probleme bei der Auftragserfüllung gegeben. Es habe eine „einvernehmliche Trennung“ gegeben. Das Problem wurde gelöst mir einer neuen Firma. Die Folge: ein paar Wochen Zeitverzug. Später gab es Materialschwierigkeiten, als Mauersteine nicht geliefert wurden. Insgesamt habe sich die Verzögerung aber in Grenzen gehalten, so die Stiftung. Immerhin: Der inmitten der Bodenplatte gesetzte Baum, der einst vom Baukörper umschlossen im Innenhof stehen soll, wächst und gedeiht. Offen ist, wie weit der Zeitplan nach hinten rutscht: Zum Ende des Jahres sollte die Kita mit 80 Plätzen in Betrieb gehen. Das dürfte kaum zu halten sein.
Zum Ausbaupaket gehört die Aufstockung des Martini-Kindergartens der evangelischen Gemeinde. Der Weg zur Baugenehmigung ist mittlerweile frei, sagt Pfarrer Christoph Lichterfeld. In der zweiten Hälfte der Sommerferien soll es den ersten Spatenstich geben. Dann folgt der Aufbau auf das bestehende Gebäude, um Platz für drei weitere Gruppen zu schaffen. Anfang August 2023 soll alles fertig sein, hofft der Pfarrer. Die Bauarbeiten sollen bei laufendem Betrieb stattfinden. Zwar könne die Gemeinde nicht ganz ausschließen, dass der Kindergarten mal für einen oder zwei Tage geschlossen werden muss. Aber solche Einschränkungen sind nicht vorgesehen.
Eine Übergangsgruppe mit 25 Kindern hat im Gemeindehaus den Betrieb aufgenommen. Diese „gelbe Gruppe“ soll später in den 2,5 Millionen Euro teuren Anbau wechseln und die rote, blaue und grüne Gruppe ergänzen. Für die beiden weiteren Gruppen im Kindergarten werden die Farben für die Namen noch gesucht...
Zur Frage, ob für eine zusätzlich Gruppe angebaut oder doch der ganze Kindergarten neugebaut wird, gibt es noch immer keine Entscheidung.
An gleich drei Stellen laufen Übergangsgruppen bis zur Fertigstellung von Neu- und Ausbauten weiter: im VHS-Haus, im Vinzenzhaus Friedrichstraße und im „Haus der Begegnung“. Insgesamt gebe es eine unbefriedigende „Gemengelage“, räumt Fachbereichsleiterin Iris Bogdahn ein. „Aber Plätze fehlen überall, nicht nur bei uns – eine blöde Situation.“ Die Bedarfszahlen seien wegen unterschiedlicher Einflussfaktoren wie Stundenkontingente oder Diskussionen über ein beitragsfreies Jahr („So was wirft Elternentscheidungen um“) kaum vorhersehbar. Anders als die Schule ist der Kita-Besuch freiwillig. „Das macht die Planbarkeit schwierig.“