Und was ist mit den anderen Anrufschranken auf Werler Gebiet, die ebenfalls ersetzt werden oder wegfallen sollen? Auch da macht die Bahn ständig neue Angaben. 2018 wurde das absehbare Ende eingeläutet, seither verschieben sich die Zeitschienen. Nun rutschten sie in ganz weite Ferne: „Die Erneuerung beziehungsweise Auflassung der genannten Bahnübergänge ist derzeit für Ende 2027 geplant.“ Der Übergang am Futterweg soll ersatzlos wegfallen, der „Im Felde“ umgerüstet werden. Offen ist, was mit dem Übergang Ostuffeln passiert.
Am 22. April 2015 nimmt alles seinen Anfang, nachdem ein Radfahrer von der sich plötzlich senkenden Anrufschranke am Kopf getroffen wird und schwer verletzt wird. Seither ebbt die Diskussion um die Schrankentechnik, bei der ein Fahrdienstleiter die Schranke aus der Ferne auf Zuruf bedient, nicht ab. Erstmals verwies die Bahn 2015 auf einen „möglichen Umbau“.
Anfang 2016 steht der Beschluss: die Anrufschranke „Tiggesloh“ wird ausgetauscht gegen eine Halbschranken-Anlage mit Ampel. Grund sei aber nicht der Unfall, sondern die Verkehrsentwicklung, so die Bahn. Schließlich habe der Verkehr stark zugenommen; daher sei eine Anrufschranke dort ungeeignet.
Im November 2017 verständigen sich die Bahn und die Stadt Werl auf die Umrüstung; die Politik ist am Zug, um dem Paket zuzustimmen. Die DB Netz nennt die Erneuerung des Übergangs „vorrangig“. Alternative sei eine vollständige Übergangs-Schließung – für die Stadt unakzeptabel. Die Sache zieht sich hin wegen der Eigenbeteiligung der Stadt.
Im April 2018 stellt sich heraus: Werl muss doch keinen Eigenanteil zahlen; denn als Wirtschaftsweg ist der „Tiggesloh“ nicht öffentlich gewidmet. Die Bahn teilt mit: Die Ausführungsplanung wird erstellt. „Der Umbau soll mit Gleisbauarbeiten in der zweiten Hälfte des Jahres beginnen und möglichst mit Inbetriebnahme 2019 beendet werden.“
Am 3. Juni 2018 gibt es einen schweren Unfall mit einer Kutsche, als die Schranken sich erneut unvermittelt senkten.
Im Sommer 2019 beginnt die Bahn mit ersten Bauarbeiten am Tiggesloh: am Bodenbelag für die Befestigung des Bahnübergangs. Für 2020 wird der Einbau der Halbschranken angekündigt.
Im Februar 2021 beginnt die Bahn mit dem Umbau des Übergangs. Die Straße zwischen Holtum und dem Höhenweg wird gesperrt – und ist es bis heute. Die Bahn spricht von „Vorarbeiten im Rahmen der Modernisierung“. Bis März solle gesperrt werden, später noch mal für vier Wochen. Der Abschluss des Umbaus sei für das dritte Quartal 2021 geplant.
Im Juli 2021 gibt es erstaunte Nachfragen der Politik: Am Übergang werde seit Monaten nicht gearbeitet. Viele Nutzer umkurven die Absperrungen und passierten den Überweg dennoch – unter Lebensgefahr.
Im September 2021 verspricht die Bahn, den Übergang „im Frühjahr 2022 in Betrieb zu nehmen“. Sie verweist auf Maßnahmen, „die vor Ort nicht direkt ersichtlich sind. Dazu gehören Arbeiten an der Strecke, im Stellwerk sowie eine Signalversetzung.“ Um die Arbeiten durchzuführen, benötige man Sperrpausen im Bahnverkehr. Dadurch komme es zu Verzögerungen im Bauablauf.
Im Juni 2022 folgt die nächste Fertigstellungs-Ankündigung: Die Modernisierung des Übergangs Tiggesloh soll im Oktober fertig sein.
Im Juli 2022 erklärt die DB: „Leider gibt es technische Schwierigkeiten bei der Anbindung des Bahnübergangs an das Stellwerk. Aktuell planen wir, die Arbeiten im November 2022 abzuschließen.“