Büderich steht auf Vorschlagsliste für neue Bahnhalte: Ortsvorsteher ist skeptisch

In Büderich und Ostönnen könnten in Zukunft Züge der RB 59 halten. Das stößt auf Kritik.
Büderich/Ostönnen – Halten die Züge zwischen Soest und Dortmund bald auch in Büderich und in Ostönnen? Eine Mitteilung des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) macht zwar nicht unbedingt Hoffnung darauf, schließt die Option aber auch nicht aus. Mitglied des Verbands ist im Namen des Kreistags der stellvertretende Landrat Dr. Günter Fiedler (SPD), er schreibt hierzu: „Die Verbandsversammlung hat aktuell 88 Vorschläge zum Bau neuer Bahnstationen an den bestehenden Strecken auf den Weg gebracht“, darunter eben die beiden Ortsteile von Soest und Werl, beide an der Strecke der Hellweg-Bahn RB59 gelegen – und die einzigen Orte, die die Eurobahn hier links liegen lässt. Der Wunsch nach einem Halt in Ostönnen sei seitens der Stadt Soest geäußert worden, der in Büderich seitens der Stadt Werl und des Möbelhauses Turflon, so Fiedler.
Bahnhöfe in Büderich und Ostönnen: Die Idee ist nicht neu
Die Idee ist nicht neu, die Werler SPD hatte im Dezember 2020 zur Sprache gebracht. Hendrik Weber (SPD) argumentierte damals, dass in Büderich zahlreiche Dortmunder Autokennzeichen darauf hinwiesen, dass Menschen aus dem Ruhrgebiet mit dem Auto zur Arbeit pendelten. Zugleich fahre mancher Bürger morgens in die Westfalenmetropole, er selber auch. Wenn man einen „Park-and-Ride“-Parkplatz im Bereich der Budberger Straße baue und eine Haltestation im Bereich anlege, wo die Budberger Straße die Bahnlinie kreuzt, könne man womöglich viele Menschen zur Nutzung der Bahn bewegen. So weit entfernt von der Wohnbebauung liege die Bahnstrecke von Dortmund nach Soest schließlich nicht. Und obendrein, so die SPD damals weiter, so Werls größter Ortsteils größer als Hemmerde und Lünern im Kreis Unna, wo der Zug ebenfalls hält.
Das wäre sicherlich für jeden Ort eine Erleichterung. Doch heute, in Zeiten, in denen die Bahn spart und Übergange zumacht, wäre es unserer Ansicht nach übertrieben.
Bahnhöfe in Büderich und Ostönnen: Ortsvorsteher kritisch
Büderichs Ortsvorsteher Johannes Schröter und mit ihm die CDU-Fraktion im Werler Rat stehen der Idee jedoch nach wie vor kritisch gegenüber: „Das wäre sicherlich für jeden Ort eine Erleichterung. Doch heute, in Zeiten, in denen die Bahn spart und Übergange zumacht, wäre es unserer Ansicht nach übertrieben und vermessen, zu sagen, wir möchten einen eigenen Bahnhof, wenn der Werler nur drei Kilometer entfernt liegt und der Hemmerder acht. Mit diesem Wunsch hat mich hier im Ort auch niemand angesprochen. Meine Kinder zum Beispiel fahren mit dem Rad nach Werl, um von dort zu den weiterführenden Schulen und Berufskollegs in Soest zu fahren. Diesen Weg zu verkürzen, wäre natürlich schön, aber eben auch vermessen. Ich werde daher diesbezüglich auch keine weiteren Schritte unternehmen.“
Bahnhof Ostönnen: „nur“ wieder eröffnen
Während Büderich nie einen Bahnhof hatte, müsste man ihn in Ostönnen seit der Schließung vor 32 Jahren „nur“ wieder eröffnen. Obwohl es da viel zu tun gäbe, wie Fiedler einräumt: „Vor einem Jahr bei einem Ortstermin war der Bahnhof kaum noch kaum zu finden, alles war zugewuchert.“ Teiner gibt sich diplomatisch: „Ich begrüße das natürlich, dass da etwas Positives kommt. Es gibt hier auch einige, die sich die Reaktivierung des Ostönner Bahnhofs wünschen würden. Aber bei 88 Standorten ist die Frage, was am Ende des Tages wirklich davon umgesetzt wird.“ Denn mit der Wiedererrichtung der Bahnsteige wäre es nicht getan, auch hier ergebe sich die Problematik: „Da müssten auch noch Parkplätze erschlossen werden.“
Bahnhof Ostönnen: Wenige Parkplätze
Denn es seien ja nicht alleine die Ostönner, die dort zusteigen würden: „Wir müssen über den Ortsteil hinausdenken. Wir haben die Buslinie T37, die fährt zweimal täglich nach Soest und zurück, über Epsingen und Röllingsen Richtung Ostönner Linde, und hält direkt an der Kreuzung am Bahnübergang. Auch aus Richtung Welver und Ense würden Fahrgäste kommen. Das sind Leute, für die liegt Ostönnen näher als Soest oder Werl – und in Westönnen sind die Parkmöglichkeiten beschränkt. Daher sehe ich nicht, dass wir dort morgen schon in den Zug einsteigen können.“ Das ist auch Günther Fiedler bewusst: „Das wird sicher zehn bis 15 Jahre dauern, bis da Züge fahren. Das Verfahren ist noch länger als bei Windrädern. Bewertet werden die 88 Stationen nach einem standardisierten Verfahren und Punktesystem. Als Hauptkriterium gilt dabei die potenzielle Anzahl neuer Fahrgäste. Gewichtet werden außerdem die Kosten für den Bau der Stationen und die Umfeldmaßnahmen. Weiterhin berücksichtigt wird der Wert der Bahnstation für Freizeit, Tourismus und Events. Hierzu zählen beispielsweise Museen, Messehallen sowie Rad- und Wanderwege. Pluspunkte ergeben sich, wenn sich der neue Standort für eine gute Verknüpfung zwischen Schiene und Bus eignet oder ohnehin an der Stelle eine Mobilstation geplant ist. Negativ auf die Beurteilung wirkt sich aus, wenn notwendige Grundstücke nicht zur Verfügung stehen oder nicht erworben werden können. Alle 88 Stationsvorschläge sollen bis zum Spätsommer in einer Rangliste vorgestellt werden. Danach kann man dann entscheiden, was weiterverfolgt wird, um die Finanzierung mit dem Land und den Kommunen abzustimmen, und die Finanzierung ist das Hauptproblem. Vor allem muss das ja dann auch mit dem Fahrplan abgestimmt werden.“
Taktung der Eurobahn
Und hier fällt ein Problem direkt ins Auge. Die Eurobahn zwischen Soest und Dortmund verkehrt seit jeher, je nach Wochentag und Uhrzeit, im Stunden- und Halbstundentakt, die Fahrt dauert laut Plan 48 Minuten. An ihren beiden Endpunkten hat der Zugführer also zwölf Minuten Zeit, um zum einen auf Toilette zu gehen und in die Lok am anderen Ende zu wechseln und zum anderen um kleinere Verspätungen auszugleichen. Mit zwei weiteren Haltestellen würden diese paar Minuten komplett aufgebraucht, wenn nicht gar überschritten. Fiedler: „Die Stundentaktung einzuhalten, wird dann schwierig. Dann wird geschaut, wie die Fahrpläne sind, man muss schauen, ob die Wendezeiten eingeschränkt werden. Es gibt aber die Möglichkeit, bei der Ausschreibung zu sagen, dass mindestens ein Zug mehr bereitstehen muss. Außerdem können die Züge heute viel schneller beschleunigen, da wäre ein zusätzlicher Halt kein Problem.“