Leer wirkt es auch bei Honda Lehnert: „Wir sind vom Hersteller angehalten, maximal ein Fahrzeug pro Modell auszustellen. Dies ist ungewohnt, wenn wir unter normalen Umständen von jedem Modell eine Vielzahl von Farb- und Ausstattungsvarianten präsentieren können“, sagt Timo Lehnert. Zu gern würde er mehr Autos zeigen. „Es sieht leider viel zu leer im Showroom aus. Wenn Ware reinkommt, geht sie am nächsten Tag schon wieder raus.“ Der Kunde soll halt nicht auch leer (r)ausgehen. „Wir haben keine zählbare Menge Neuwagen auf dem Hof stehen. Zudem wechseln wir unsere Vorführwagenflotte nicht mehrmals unterjährig aus, sondern nutzen sie jetzt über ein Jahr.“ Immerhin: „Wir können jedes Modell im Showroom zeigen und Probefahrten anbieten.“
Zudem ist natürlich jedes Auto bestellbar. Lieferzeiten seien schon immer ein Thema gewesen – aber bislang kein großes, da Kunden Autos selten spontan kaufen. „Allerdings haben sich die Lieferzeiten auch bei uns verlängert“, zurzeit auf 4 bis 13 Monate, je nach Modell und Ausstattung. „Wir sprechen das Thema bereits bei der Beratung sehr aktiv an.“
Schon 2021 hätten Kunden gezielt für 2023 bestellt, nicht zuletzt bei auslaufenden Leasingverträgen. „Eine goldrichtige Entscheidung“, sagt Lehnert. Früher seien Lieferzeiten von maximal sechs Monaten die Regel gewesen. „Heute rate ich jedem Leasingnehmer, sich ein Jahr vorher oder noch eher nach einem Nachfolgemodell umzusehen.“ Zudem zu erwarten sei, dass Autos teurer werden, Stichwort Materialkosten „Die Entwicklung ist äußerst dynamisch“, ein Ende nicht absehbar. Lehnert schätzt, dass die Liefersituation „in den nächsten zwei Jahren angespannt bleibt“. Honda bietet Hybridantriebe seit Ende der 90er Jahre in Deutschland an, die Konzernstrategie sei darauf ausgelegt. Honda habe keinen reinen Verbrennungsmotor mehr, alle Autos sind Vollhybride oder reine E-Fahrzeuge, vom Kleinwagen bis zum SUV.
Die Preise für Gebrauchte seien wegen der Marktlage auf hohem Niveau. „Der Abstand zum Neuwagen ist insbesondere bei sehr jungen Fahrzeugen erheblich geschrumpft. Preisunterschiede zwischen Vorführwagen und Neuwagen sind marginal, wenn sie überhaupt angeboten werden.“ Bei Gebrauchten übersteigt die Nachfrage das Angebot. Daher „arbeiten wir mit Interessentenlisten für bestimmte gebrauchte Modelle, sofern der Kunde zeitlich flexibel ist.“
„Auf Grund der weltweiten Lieferengpässe und der mangelnden Verfügbarkeit ist es momentan sehr schwer, an Neufahrzeuge zu kommen“, sagt Jürgen Walzinger von der HVT Automobile GmbH mit der Werler Filiale an der Unionstraße. Er listet die Gründe auf:
HVT sei seit fast 15 Jahren am Markt, „aber diese Situation ist für alle Händlerbetriebe ein Novum“, sagt Walzinger. Der Kunde müsse momentan „viel Geduld mitbringen oder bei einem Kauf flexibel sein in puncto Marke beziehungsweise Ausstattung“. Bei Bestellwagen mit langen Lieferzeiten (Elektro oder Plug-in) sei die Bundesförderung ab 2023 „nicht mehr in dieser Höhe gewährleistet“.
„Derzeit ist nicht zu leugnen, dass die Versorgung mit Fahrzeugen bezüglich der Lieferzeiten deutlich verlängert sein kann“, sagt Bert Dreifke, Verkaufsleiter bei der RK Autowelt Werl. Jedoch treffe das nicht auf alle Fahrzeuge zu. So seien einige zu fast normalen Lieferzeiten zu bekommen, auf andere müsse der Kunde deutlich länger warten. Generell könne man sagen, „dass Elektro- und Hybridfahrzeuge bei Lieferzeiten ganz klar die negativen Ausreißer sind“. Dies hänge mit hohen Bestellmengen der letzten Monate und einen dadurch „stark aufgebauten Auftragsbestand beim Hersteller“ zusammen.
So müsse der Kunde von Fall zu Fall und nach Modell entscheiden, wann er ein neues Auto bestellt. „Wird ein Modell in einem Werk nahe der Ukraine hergestellt, kann es schon zu Lieferkettenunterbrechungen kommen“, sagt Dreifke. „Ich würde Kunden raten, mit dem Autohaus rechtzeitig in Kontakt zu treten.“ Die Verkäufer könnten bei der Bedarfsermittlung am besten entscheiden, „was wann zu tun ist“.
Die Lieferschwierigkeiten hätten Gründe: die Corona-Pandemie samt teilweiser Schließung ganzer Zulieferer-Werke, dann Rohstoff-Mangel und schließlich der Krieg.
Betroffene Kunden reagieren laut Dreifke „sehr verständnisvoll“. Bislang habe man Probleme immer lösen können. „Sie verstehen, dass auch uns Händler Lieferverzögerungen treffen und honorieren unseren Einsatz, eine Lösung zu finden“. Dazu gehört das Ausweichen auf junge Gebrauchte. RK habe durch europaweiten Zukauf ein gutes Angebot an Menge und Preisniveau – wobei die Preise durch die Marktveränderung „höher liegen als noch vor einem Jahr“.
Auch bei Mercedes stehen die Lieferzeiten bei Neuwagen nicht immer unter einem guten Stern. Je nach Modell könne man „aus dem Stand“ liefern oder müsse den Kunden warten lassen – bis zu eineinhalb Jahre. „Pauschal kann man das nicht sagen“, sagt Michael Orgelmacher von der Mercedes-Niederlassung Dortmund/Werl. Und das teile sich auf, auf vollelektrische Autos und Verbrenner. Es gebe durchaus Modelle, die erst im dritten Quartal 2023 verfügbar sind. „Wir gehen aktiv auf die Kunden zu, wenn wir sehen, dass Leasingverträge bald auslaufen.“ Bestellt ein Kunde einen Neuwagen, kann er zu vergünstigten Konditionen einen Leihwagen bis zur Lieferung bekommen. Bei Gebrauchtwagen verzeichnet das Autohaus Dröge einen deutlich geringeren Bestand als früher. Zwar sei ausreichend da. „Die Preise dafür sind aber nach oben gerutscht“, sagt Orgelmacher. Mit 20 bis 30 Prozent mehr müsse man rechnen. Mittlerweile sei aber auch Zurückhaltung im Privatkundenbereich spürbar. Schlagworte wie „Inflation“ bremsen die Nachfrage.
Opel Jonas hat keine Stellung bezogen.