Kreisjugendamt und Kreis-Jugendhilfeausschuss seien über den Vorschlag bereits in Kenntnis gesetzt. Auch den Spitzen der im Stadtrat sitzenden Fraktionen liege das Papier mit den konzeptionellen Schwerpunkten bereits vor. Es gebe „viele positive Rückmeldungen“, so heißt es vom Initiator der Idee. Nun wolle man auch der Öffentlichkeit zeigen, dass sich Neues entwickelt in der langen schwelenden Streitfrage.
Fakt ist: Mit dem Vorstoß ist die von der Werler Verwaltung stets ins Feld geführte „Alternativlosigkeit“ der bisherigen Planung vom Tisch. Die sieht noch immer vor, ein Betreuungshaus aus Kita/OGS auf dem Bolzplatz neben der Grundschule zu bauen. Bei einer Bürgerversammlung hatte die Verwaltung vor gut einem Monat die Planungen zum Betreuungshaus vorgestellt. Als wesentliche Gründe, das Betreuungshaus auf dem bisherigen Bolzplatz zu bauen, nannte die Stadt die finanziellen, aber auch die zeitlichen Aspekte.
Gerade die aber sollen nun auch für den Alternativvorschlag einer Bebauung im benachbarten Holtum gelten – und zwar für die Stadt Werl noch lukrativer, wie der Initiator der Idee verspricht. Demnach komme auf die Stadt sogar „kein einziger Cent“ an Kosten zu. „Das ist für die Stadt aus finanziellen Gesichtspunkten sogar günstiger als die aktuelle Planung“.
Das Konzept sehe die Gründung einer gemeinnützigen Betreibergesellschaft vor. Zu einem möglichen Träger gebe es intensiven Kontakt; der habe bereits „Bereitschaft signalisiert“, das Vorhaben umzusetzen; es seien kurzfristige Gespräche zur weiteren Fixierung geplant. Werden die Überlegungen umgesetzt, würde die gGmbH Mitglied im Dachverband des potenziellen Trägers.
Das Holtumer Grundstück, um das es geht, stand bereits bei früheren Überlegungen schon im Fokus: Es handelt sich um eine rund 1 800 Quadratmeter große Freifläche an der Twittenstraße, direkt neben der Schützenhalle und damit in zentraler Lage. „Es ist erschlossen und kann direkt bebaut werden“, sagt der Büdericher Initiator der Idee. Eine Bushaltestelle sei in unmittelbarer Nähe, Parkplatzmöglichkeiten seien gegeben. Der Grundstücksbesitzer sei bereit, der Betreiber-GmbH die Fläche als Erbpacht-Grundstück zur Verfügung zu stellen.
Es soll zwei Geschosse geben: unten für drei Kita-Gruppen, oben für die Hortgruppen für bis zu 40 Kinder, die nach der Schule von Fachpersonal betreut werden sollen, auch über die Hausaufgabenhilfe hinaus und in den Ferien. Insgesamt sei ein Betreuungszeitraum von 6.30 bis 18 Uhr vorgesehen.
Ein Haken ist dem Initiator bekannt: Die Kinder müssten aus der Büdericher Marienschule mittags nach Holtum gebracht werden; lösbar könne das per Bus oder mit einem Abholservice sein.
Für den Standort Holtum sprächen viele Gründe, sagt der Büdericher:
Insgesamt ist der Ideengeber überzeugt: Die Alternative ist realisierbar und solle nun ernsthaft auf Machbarkeit geprüft werden. Er baut dabei auf die Zusage des Bürgermeisters, sich mit Alternativen zum Betreuungshaus Büderich zu beschäftigen und sie gegebenenfalls zu prüfen – wenn es denn welche gibt. Daher geht der Büdericher auch davon aus, dass sein Vorstoß intensiv beraten wird, bevor die bisherige Planung im Rat durchgewunken wird.
Dass da noch dicke Bretter zu bohren sind, weiß der Mann. Dazu gehört auch, einen Investor zu finden, der das Objekt erstellt und dann an die Betreiber GmbH vermietet. „Aber das passiert erst im zweiten Schritt, wenn unsere Alternative in Betracht gezogen wird.“
Die geplante Kita in Holtum soll eine Montessori-Einrichtung werden. Diese befinde sich in Deutschland immer stärker auf dem Vormarsch, der Kreis Soest sei an einer Kita mit dieser pädagogischen Ausrichtung interessiert, zumal sie im Kreis Soest unterrepräsentiert ist, sagt der Initiator der Planung. Der Umgang mit dem Kind basiert auf dem Konzept der Pädagogin Maria Montessori aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts: ein Bildungsansatz für die Betreuung von Kindern mit dem Ziel eines selbstbestimmten Handelns. Das Kind wird als „Baumeister seines Selbst“ gesehen und zur selbstständigen Arbeit gefördert. Als Grundgedanke gelte die Aufforderung „Hilf mir, es selbst zu tun“.