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Alte B1: Für Lärmschutz ist es nicht laut genug

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Von: Gerald Bus

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Mit 100 km/h darf die L 969 zwischen Unnaer Straße und Wickeder Straße befahren werden.
Mit 100 km/h darf die L 969 zwischen Unnaer Straße und Wickeder Straße befahren werden. © Gerald Bus

Der Landesbetrieb Straßen bremst alle Erwartungen – aber nicht den Verkehr: Auf der Umgehungsstraße L 969 (ehemalige B 1) wird zwischen den Einmündungen Unnaer Straße und Wickeder Straße kein Tempolimit eingeführt


Werl – Und das hängt nicht damit zusammen, dass sich Stadt und Landesbetrieb Straßen uneins sind, wer denn die Kosten von Lärmschutzmaßnahmen tragen müsste. Vielmehr ist es – einfach gesagt – nicht laut genug für Maßnahmen.

Der Landesbetrieb argumentiert dabei mit aktuellen Zahlen. Man habe mittlerweile die Lärmbelastung vor allem der Häuser am Buchenweg berechnet, lässt die Behörde die Stadt wissen. Und festgestellt: Weder am Tag, noch in der Nacht werden bei der erlaubten Geschwindigkeit bis 100 km/h die Lärmwerte überschritten.

Dieses Ergebnis rechtfertigt aus Sicht des Landesbetriebs keine Temporeduzierung – ganz unabhängig davon, wer denn nun für mögliche andere Lärmschutzmaßnahmen aufkommen müsste. „Also wird unterm Strich kein Handlungsbedarf gesehen“, sagt Stadtplaner Ludger Pöpsel auf Anfrage. Damit hat sich aus Sicht der Stadt der Prüfauftrag der SPD aus dem Vorjahr erledigt.

Antrag der SPD

Im Juni war das Thema aufgeploppt. Die SPD hatte gefordert, auf Höhe der Häuser Buchenweg die Einführung eines Tempolimits auf der L 969 prüfen zu lassen. Anlieger von Buchenweg und Ahornallee hätten geklagt, dass die Lärmbelästigung durch zunehmenden Verkehr stetig steige. Es könne nicht sein, hatte die SPD argumentiert, dass Autos dort 100 fahren dürfen – nur 50 Meter von Häusern entfernt.

Wegen der „Belastung der Bürger des Werler Westens durch Lärm“ hatten die Sozialdemokraten eine Senkung auf 50 Kilometer pro Stunde gefordert.

Die CDU hatte eine Drosselung auf 70 km/h auf dem Abschnitt für „realistischer“ gehalten, die Grünen sich hingegen für eine Temporeduzierung auf 50 km/h gleich für das gesamte Teilstück zwischen Unnaer Straße und Neheimer Straße – also bis zur Windmühle – ausgesprochen. Die BG wiederum votierte für Tempo 70 auf der ganzen Strecke.

All das scheint Makulatur. Denn für Tempovorgaben auf der ehemaligen Bundesstraße ist der Landesbetrieb Straßen und nicht die Stadt zuständig. In einer ersten Stellungnahme im Dezember hatte die Behörde der Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift das Ansinnen der Werler Politik schon abgelehnt, damals allerdings noch unter Verweis auf Zuständigkeiten beim Lärmschutz.

Landesbetrieb sah Stadt in der Pflicht

Da sei die Stadt in der Pflicht. Schließlich sei erst 2005 – nach dem Bau der B1 – die ehemalige Siedlung der Briten und Belgier als „Allgemeines Wohngebiet“ im Bebauungsplan festgesetzt worden. Daher sei Werl für womöglich nötigen Lärmschutz des Wohngebiets zuständig – was die Stadt so nicht stehen lassen wollte: Die betreffenden Blocks seien 1954 bezugsfertig gewesen, die Umgehungsstraße 1952 eingeweiht worden.

Wenn es um Lärmschutz geht, stellte sich also die Frage, was zuerst da war: Häuser oder Straße? Wer später kam, müsste für Lärmschutzmaßnahmen aufkommen. Wobei nachträglicher Schutz der Wohnbebauung teuer wäre, sei es nun per Lärmwand, Wall oder passiven Lärmschutz an den Häusern.

Zehn Sekunden Verlust

Im Dezember hatte der Landesbetrieb aber auch abseits der Zuständigkeiten unmissverständlich klar gemacht, dass er von Geschwindigkeitsreduzierungen zur Lärmminderung nichts hält. Autos sollten aus dem Stadtkern gehalten werden, ein optimierter Verkehrsfluss sei wichtig und damit die Entlastung der Bevölkerung von Lärm. Langsameres Fahren könne dazu verleiten, wieder durch Werl zu kurven. Dazu hatte wiederum Werl Berechnungen angestellt. Das Ergebnis: Eine Tempodrosslung bedeutet einen Verlust von 10 Sekunden...

Die Situation heute

Aus Unna kommend gilt ab Büderich 50 Kilometer pro Stunde bis kurz hinter der Einmündung Unnaer Straße. Dort wird das Tempolimit aufgehoben, sodass bis zu 100 km/h gefahren werden kann. Wenige hundert Meter später, kurz vor der Kreuzung Wickeder Straße, greift ein Tempolimit von 70 km/h. In Gegenrichtung gilt Tempo 100 bis nach der Einmündung Unnaer Straße, danach 50.

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