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Werl: Stadt lockt Ärzte mit Fördersummen auf Rekordhöhe 

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Von: Gerald Bus

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Arzt mit Stethoskop
Mediziner, die sich in Werl niederlassen, können mittlerweile auf bis zu 120 000 Euro Fördersumme bauen. © picture alliance/dpa

Bei Rezepten sind Zuzahlungen nötig. Ärzte für Werl gibt es zwar nicht auf Rezept. Dafür winken nun aber „Zuzahlungen“ für Mediziner, die die bisherige Summe deutlich überschreiten. 

Werl - Mediziner, die sich in Werl niederlassen, können mittlerweile auf bis zu 120.000 Euro Fördersumme bauen, sagt Bürgermeister Torben Höbrink. Das seien die aktuellen Modalitäten, die der zunehmend problematischen Ärzteversorgung in Werl geschuldet sind.

Nun hofft auch der Verwaltungschef, dass das wie Medizin seine Wirkung erzielt. Gute Signale gibt es: Eine Ärztin plant eine Niederlassung in der Innenstadt zum Sommer hin, „aber in trockenen Tüchern ist das noch nicht“, sagt der Bürgermeister auf Anfrage. Außerdem sei die Stadt in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest an zwei weiteren Ärzten dran.

Dabei habe die Stadt auch die sich neu abzeichnende Problematik im größten Ortsteil Büderich „im Blick“, versichert der Verwaltungschef: Dort hat aktuell eine Ärztin, die dem bald scheidenden Dr. Winfried Schickentanz beerben wollte, letztlich doch noch abgesagt. In Büderich droht also ein großer Mangel. „Wir arbeiten daran“, versichert der Bürgermeister. In dieser Woche habe es in der Angelegenheit bereits ein Gespräch mit der Kreiswirtschaftsförderung gegeben.

Erst im Vorjahr war die Stadt in ein Landes-Förderprogramm gerutscht, durch das Hausärzte 60.000 Euro erhalten, wenn sie sich vor Ort niederlassen. Neben dem Topf aus dem NRW-Gesundheitsministerium zur Bekämpfung der ärztlichen Unterversorgung des ländlichen Raums gebe es aber auch ein Programm der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe mit ebenfalls bis zu 60.000 Euro. Zusammen ergibt das die maximale Fördermöglichkeit jener 120.000 Euro pro Arztniederlassung – eine Rekordsumme.

Dass die Stadt die Aktivitäten erhöhen wolle, hatte Höbrink bereits im September angekündigt. Die Förderkulisse, damals noch 60.000 Euro, schaffe Möglichkeiten, „weiter Fahrt aufzunehmen“. Offen war aber damals, wie lange das Förderfenster geöffnet bleibt. Die Förderung gilt für eine unbegrenzte Zahl an Hausärzten.

Allerdings ist Ärztemangel, gerade im ländlichen Raum, ein deutschlandweites Problem. Werl müsse über die rein finanziellen Anreize hinaus auch mit anderen Aspekten werben, sei es die Lage, das Schulangebot oder die Chance, sowohl städtisch als auch ländlich im Dorf wohnen zu können.

Der Ärztemangel ist in Werl ein wachsendes Problem. Nachdem mehrere Mediziner ihre Tätigkeit aus Altersgründen beendet hatten, fiel es Patienten zunehmend schwer, überhaupt noch einen Hausarzt zu finden. Mehrere Praxen meldeten einen Aufnahmestopp.

Der „Arzt-Lotse“ im Kreis Soest

Bei der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest werden Kontakte zu niederlassungswilligen Ärzten und schon niedergelassenen Ärzten, die aufhören und ihre Praxis übergeben wollen, koordiniert. Marcel Frischkorn ist dort seit 2018 der „Arzt-Lotse“, der Mediziner in den Kreis lenken soll. Der Begriff des „Landarztes“ soll dazu von Vorurteilen entstaubt werden. Als Wegbereiter und Wegbegleiter der jungen Mediziner versteht er sich, dabei geht es eben auch um Fördertöpfe und entsprechende Formulare, die Kontakte zur kassenärztlichen Vereinigung und zur Ärztekammer.

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