Erst im Vorjahr war die Stadt in ein Landes-Förderprogramm gerutscht, durch das Hausärzte 60.000 Euro erhalten, wenn sie sich vor Ort niederlassen. Neben dem Topf aus dem NRW-Gesundheitsministerium zur Bekämpfung der ärztlichen Unterversorgung des ländlichen Raums gebe es aber auch ein Programm der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe mit ebenfalls bis zu 60.000 Euro. Zusammen ergibt das die maximale Fördermöglichkeit jener 120.000 Euro pro Arztniederlassung – eine Rekordsumme.
Dass die Stadt die Aktivitäten erhöhen wolle, hatte Höbrink bereits im September angekündigt. Die Förderkulisse, damals noch 60.000 Euro, schaffe Möglichkeiten, „weiter Fahrt aufzunehmen“. Offen war aber damals, wie lange das Förderfenster geöffnet bleibt. Die Förderung gilt für eine unbegrenzte Zahl an Hausärzten.
Allerdings ist Ärztemangel, gerade im ländlichen Raum, ein deutschlandweites Problem. Werl müsse über die rein finanziellen Anreize hinaus auch mit anderen Aspekten werben, sei es die Lage, das Schulangebot oder die Chance, sowohl städtisch als auch ländlich im Dorf wohnen zu können.
Der Ärztemangel ist in Werl ein wachsendes Problem. Nachdem mehrere Mediziner ihre Tätigkeit aus Altersgründen beendet hatten, fiel es Patienten zunehmend schwer, überhaupt noch einen Hausarzt zu finden. Mehrere Praxen meldeten einen Aufnahmestopp.
Bei der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest werden Kontakte zu niederlassungswilligen Ärzten und schon niedergelassenen Ärzten, die aufhören und ihre Praxis übergeben wollen, koordiniert. Marcel Frischkorn ist dort seit 2018 der „Arzt-Lotse“, der Mediziner in den Kreis lenken soll. Der Begriff des „Landarztes“ soll dazu von Vorurteilen entstaubt werden. Als Wegbereiter und Wegbegleiter der jungen Mediziner versteht er sich, dabei geht es eben auch um Fördertöpfe und entsprechende Formulare, die Kontakte zur kassenärztlichen Vereinigung und zur Ärztekammer.