Zoff um Walburgisschule: Werler Politik nimmt weitere Verzögerung in Kauf

Werl - Die Politik will einen neuen Beschluss zur Planung Walburgisschule und nimmt eine weitere Verzögerung in Kauf. Die CDU wirft dem Projektsteuerer unsaubere Arbeit vor. Und bei den Lehrern herrscht Wut.
Am Ende nutzten weder die Appelle der Walburgisschule, noch die der Verwaltung etwas: Der Schulausschuss zog das Thema überraschend an sich. Man wolle neu beschließen, kündigte Ausschussvorsitzender Gerd Petermann (CDU) an.
Dabei war der Tagesordnungspunkt nur als Mitteilung gedacht, da es längst Beschlüsse zum Aus- und Anbau gibt. Aber nach 90 Minuten Diskussion hatte die Politik, vornehmlich die Christdemokraten, die Arbeit des Projektsteuerers Jens Balke zerrissen.
Der war nach Prüfung aller Varianten zum Ergebnis gekommen, alle Bereiche (Schule, Betreuung und mögliche Kita) auf dem Areal der Walburgisschule zu bündeln.
In einem Vortrag hatte Balke auf Probleme hingewiesen, würde man die Betreuungsangebote samt Kita in die Paul-Gerhardt-Schule (PGS) auslagern:
- die trennende Straße als „Hauptproblem“,
- lange Wege,
- zu hoher Flächenverbrauch,
- befürchtete Schadstoffsanierung in der alten Paul-Gerhardt-Schule,
- kaum Kosteneinsparungen,
- Denkmalschutz-Probleme,
- die um mindestens zwei Jahre längere Zeitschiene.
Es mache, so das Fazit, „keinen Sinn, das zu trennen.“ Und er, so Balke, lege der Politik ans Herz, die Variante der Bündelung an der Walburgisschule zu verfolgen.
Da aber spielte die CDU nicht mit. Vor allem Gerd Petermann mahnte, man müsse „das große Ganze im Blick behalten“. Es gebe viele Fragen und Lücken in der Argumentation. Mitsamt einer Kita würde die PGS ausreichend Platz bieten für alle Betreuungsformen.
CDU moniert "Tendenz"
Die Prüfung der Varianten sei „mit einer Tendenz versehen“, warf der Christdemokrat dem Projektsteuerer vor. Wenn die Sanierung der PGS so teuer sei (4,6 Millionen Euro), könne Balke nicht spätere Erlöse für den Komplex in Aussicht stellen.
Welcher Investor so ein Gebäude kaufen solle? Bei einer Bündelung der Betreuung an der Walburgisschule bleibe das Problem-Gebäude PGS offen. Ein Betreuungshaus dort hingegen „löst das mit“. Petermann warnte: Die PGS werde lange „ein Klotz am Bein“ sein und Folgekosten produzieren.
Petermann warf dem Projektsteuerer zudem vor, die Verkehrsproblematik „dramatisch dargestellt“ zu haben. Das gelte auch für zu lange Wege zum Betreuungshaus in der PGS. An einem Parkplatz könnten Kinder sehr wohl vorbeilaufen.
Ärger um Anmeldungen an der Walburgisschule: Eltern drohen mit Klage
Petermanns Forderung: Alles müsse „mit genaueren Zahlen“ nochmal geprüft, die Vor- und Nachteile geschärft werden. Die CDU sehe im Betreuungshaus einen „wirtschaftlichen Vorteil“ und ein gelöstes Problem im Umgang mit der alten Schule – zumal man für die Sanierung von Denkmälern mit Fördermitteln rechnen könne.
Man könne schnell zwei bis drei Millionen Euro sparen, wenn man die PGS einbeziehe. „Und das ist es wert, darüber zu sprechen“, sagte Petermann. Wenn man dabei weitere Zeit verliere, müsse man das in Kauf nehmen. Man wolle schließlich eine gute Lösung „und nicht mehrere Millionen umsonst verbauen.“ Die Entscheidung müsse dann später der Rat treffen.
Schulleiterin verärgert
Schulleiterin Andrea Humpert bezeichnete die nötige Überquerung der Paul-Gerhardt-Straße als „großen Knackpunkt“. Schon jetzt, wo der Ganztag aus Platzgründen in die PGS ausgelagert ist, müsse jeden Tag nach der 4., 5. und 6. Stunde eine Erzieherin die Kinder über die Straße begleiten. Da gehe Betreuungszeit verloren.
Die Rektorin zeigte sich diplomatisch, könne jeder Argumentation etwas abgewinnen. Aber sie betonte, dass die Schule der Hängepartie überdrüssig ist. „Wir warten jetzt seit fünf Jahren, dass es endlich losgeht“. Natürlich sei das Argument „Geld“ nachvollziehbar. „Aber bei uns ist noch nie Geld in die Hand genommen worden. Irgendwann muss man tatsächlich mal diese Schule sanieren.“
Erster Entwurf der "neuen" Walburgisschule vorgestellt
Vor weiterem Zeitverlust warnte Stadtplaner Pöpsel. „Die Planung kostet jeden Tag Geld.“ Wenn der Schulausschuss sich nicht für die Bündelung aller Angebote an der Walburgisschule ausspreche, „müssten wir die Planung stoppen“. Hundertprozentig belastbare Zahlen könne man so schnell nicht liefern. Man brauche ein „Signal“ der Politik zur Weiterarbeit. Das wurde verwehrt.
Was dem Stadtplaner „viel zu kurz“ kam: Die Schule selbst in ihrer Funktionalität. „Für die Schule ist es ein dickes Minus, wenn sie in zwei Häusern untergebracht ist.“ Er sehe die wirtschaftliche Betrachtung nicht so kritisch und eine Vermarktung der freien PGS als „Chance“. Das brachte ihm Spott von Klaus Eifler ein: „Wenn die PGS eine Chance ist, dann wundere ich mich, dass da keiner steht und etwas mit macht.“