Abiturprüfungen verschoben: Schüler verunsichert, Schulleitung wütend

Ein landesweit technisches Problem stellt Abiturienten an den Werler Gymnasien vor Herausforderungen. Schulleitungen und Schüler reagieren teils mit klaren Worten. Kritik gegenüber dem Schulministerium bleibt nicht aus.
Werl – Am Mittwoch sollte es für 79 der 214 Abiturienten der beiden Gymnasien in Werl ernst werden. Vorgesehen waren die schriftlichen Abiturprüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Informatik. Doch stattdessen wurden sie am Abend zuvor mit einer Absage konfrontiert. Die Abiturprüfungen mussten laut Schulministerium aufgrund eines „massiven technischen Problems“ auf kommenden Freitag, 21. April, verschoben werden. Landesweit waren die zentral gestellten Aufgaben am Tag vor der geplanten Prüfung nicht verlässlich herunterzuladen. Das galt auch für das Marien- und für das Ursulinengymnasium.
Ein Mal im Jahr finden Abiprüfungen statt. Dass nicht geschafft wird, die ohne Probleme stattfinden zu lassen, das ist lächerlich.
Abiturprüfungen verschoben: Reaktionen des Marien-Gymnasiums
Wie der Oberstufenkoordinator des Marien-Gymnasiums Frithjof Egert im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, hatten die Lehrer bis zuletzt keinen Zugriff auf die Prüfungsaufgaben. „Wir haben am Dienstagabend bis 20.30 Uhr gewartet. Dann kam die Nachricht, dass es keine Prüfung geben wird“, so der Koordinator. Daraufhin habe er alle verfügbaren Ausspielkanäle genutzt, um die Schülerschaft darüber in Kenntnis zu setzen. Schulleiter Michael Prünte reagierte gelassen: „Ich neige nicht dazu, jetzt mit dem gehobenen Zeigefinger herumzugehen und den Schuldigen zu suchen. Fehler können passieren.“ Schönreden wolle er das Problem allerdings dennoch nicht: „Wenn der Schaden noch gemindert werden kann, dann bin ich im Interesse unserer Schüler glücklich.“
Abiturprüfungen verschoben: Zusätzliche Belastung für Abiturienten
Insgesamt sind 53 von 138 Abiturienten am Marien-Gymnasium von der Verschiebung betroffen. Für viele Schüler bedeute das eine zusätzliche Belastung, „weil sie sich jetzt länger auf die Prüfungen vorbereiten müssen“, schildert die stellvertretende Schülersprecherin Carlotta-Sophie Dohmann. Für viele sei es frustrierend, „dass wir uns jetzt noch länger mit dem Stoff beschäftigen müssen, den wir eigentlich schon hinter uns haben sollten“. Dennoch seien die Reaktionen in der Schülerschaft auch geteilt ausgefallen. Die Freude darüber, dass sie sich nun einen Tag länger vorbereiten können, sei auch da gewesen, berichtet die 18-Jährige. Ihre erste Reaktion: „Ich musste erstmal lachen. Die Nachricht hat mich an Corona erinnert. Wie damals dachte ich – wie viele meiner Mitschüler – dass uns das alles nicht betreffen wird.“ Als die Befürchtung tatsächlich zur Realität wurde, seien viele zunächst ungläubig gewesen, erklärt Dohmann. Doch auch äußere Umstände machen die Situation nicht einfacher: Am Freitag ist Zuckerfest und muslimische Schüler würden gerne mit ihren Familien feiern. Außerdem wurden im Bahnverkehr für Freitag Warnstreiks angekündigt. Das könnte die Anreise für Schüler von außerhalb erschweren.
Abiturprüfungen verschoben: Reaktionen des Ursulienengymnasiums
Konrad Beckmann aus der Schulleitung der Ursulinenschulen fasst seine Gefühle über die verschobenen Abiturprüfungen und die Probleme dahinter so zusammen: „Das Ganze macht einen schon wütend – vor allem für die Schüler, aber natürlich auch für die Lehrer.“ Zu acht habe man Dienstagabend zusammengesessen und auf Neuigkeiten gewartet. Vor allem die mangelnde Kommunikation kritisiert Beckmann. Eine Stunde später als eigentlich versprochen sei er über das Verschieben der Prüfungen informiert worden. „Klarer kommunizieren, die Betroffenen nicht so lange im dunkeln lassen. Das hätte besser klappen müssen“, bedauert er den aus seiner Sicht mangelhaften Informationsaustausch zwischen Schulen und Ministerium. „Ich glaube schon, dass Schüler durch diese Verschiebung teilweise aus der Bahn geworfen werden.“ Die betroffenen Schüler seien nun gespannt darauf, ob das Herunterladen der Prüfungsaufgaben ab jetzt reibungslos verläuft, schildert Beckmann.
Abiturprüfungen verschoben: „Das ist lächerlich“
26 der insgesamt 76 Abiturienten am Ursulinengymnasium sind von dem verschobenen Prüfungstermin betroffen. Darunter auch Xenia Berngardt. Eigentlich hätte für sie die Chemie-Prüfung auf dem Plan gestanden. Dass das jetzt nicht so ist, habe alle Planungen aus der Bahn geworfen, erklärt sie und findet klare Worte, zeigt kein Verständnis: „Ein Mal im Jahr finden Abiturprüfungen statt. Dass nicht geschafft wird, die ohne Probleme stattfinden zu lassen, das ist lächerlich.“ Beckmann resümiert: Insgesamt zeige sich, dass technische Probleme bei der Durchführung von Abiturprüfungen nicht nur die Nerven der Schüler belasten, sondern auch zu organisatorischen Herausforderungen führen können. Und er macht einen Lösungsvorschlag: Beim nächsten Mal könne der Tag, ab dem das Herunterladen der Prüfungsaufgaben möglich ist, zwei Tage vor Prüfungstag angesetzt werden. So könnten die Auswirkungen technischer Fehler minimiert und eventuell rechtzeitig behoben werden.
Abiturprüfungen verschoben: Landesweites Problem
Die Gründe für das technische Problem sind noch nicht vollständig geklärt. Wie andere Schulen im Kreis Soest reagieren.